(...)Auf den Schlachtfeldern von Verdun
wachsen Leichen als Vermächtnis.
Täglich sagt der Chor der Toten:
„Habt ein besseres Gedächtnis!"
Gedichte sagen mehr über die Seele als tausend Bilder. Hier eine kleine Sammlung an Gedichten und Äußerungen von großen und kleinen, bekannten und anonymen, lebenden und toten Dichtern über den Krieg. Es gibt aber auch humorvolle und nicht ganz so ernst gemeinte Texte - denn auch im größten Grauen versucht der Mensch, sich sein kleines Stück Normalität und heile Welt zu bewahren.
Erzählung von Hermann Keilbach aus Bruchsal, 2. Kompanie I.R. 470:
"Wir hatten schon zum x ten Mal abgelöst. Unser Unterstand, dessen Eingang vom vorderen Graben einige Meter zurück verlegt war und der am Fuße eines Hügels lag, versprach Sicherheit; Stimmen aus der Nachbarschaft zeugten dafür, daß auch hier für einen Notausgang Sorge getragen war. Tags darauf mussten wir leider feststellen, welche unangenehme Nachbarschaft wir uns ausgesucht hatten; denn ein schweres MG ließ sein Tack-tack erschallen. „Das kann gut werden“, sagte ich zu meinem jungen Kameraden. „Dem Franzosen wird eines Tages das Getack über uns zu dumm. Er schickt uns dann keine Bumrätscher, sondern ein paar von seinen Dicken herüber. Wenn es dann brenzlig und wacklig wird, dann müsst ihr durch diese Wand das Freie suchen, wenn er unser Loch zuerst zudeckt“.
Weiterlesen: Im Unterstand in der „ruhigen“ Altkirch- Stellung
Gedicht von Carl Zumstein, Niedermagstatt. Veröffentlicht in der Feldzeitung "Aus Sundgau und Wasgenwald" am Donnerstg, den 18. April 1918.
An alle Brunne, wit un breit,
Tien hite Tafle hanke:
"Kein Trinkwasser" steht g'schribe druf;
Dar Spruch, dar macht eim z'danke. -
Aβ ein a dumme G'spaβ hätt g'macht,
So wurd's eim fast gar dunke; -
Denn d'Groβ- und d' Urgroβväter hän
Scho vo dam Wasser trunke!
Sie lagen vier Jahre im Schützengraben.
Zeit, große Zeit!
Sie froren und waren verlaust und haben
daheim eine Frau und zwei kleine Knaben,
weit, weit –!
Und keiner, der ihnen die Wahrheit sagt.
Und keiner, der aufzubegehren wagt.
Monat um Monat, Jahr um Jahr...
Aus der Regimentsgeschichte des Reserve Infanterie Regiment Nr. 94 (siehe auch Aspach - Littekapelle)
Nun läutet’s Glöcklein hoch vom Turm
Im Schneetreiben, Frost und Sturm
Bei ernsten Kriegszeiten.
Vom Christkind kündet’s heute uns,
Vom frohen Kinderfeste.
Und draußen, fern im Feindesland
Steht in der Nacht ein harter Mann.
Ein Kästchen hält er in der Hand
Von seinen Lieben, von daheim.
Sie senden ihm zum Feste
Vom Wenigen das Beste.
Landsturmmann im Sundgau
Aus der Kriegszeitung der 8. Landwehr - Division
Wann i’ am Grenzzaun Poschte steh’
Un so e’ bissel oschtwärts seh’,
Dann seh’ i’ g’rad noch so e Rändle
Von meinem Badisch’ Ländle.
Dort driwe wohnt mei Weib und Kind,
Dort driwe weht en Heimatwind,
Ach nor dort driwe bin i froh,
Denn schöner isch’s als anderscht wo.
Un komm i’ noch emol auf d’ Welt
Un muß i wieder ziehn in’s Feld,
Dann wer i Flieger, ’s wird schon geh’n
S’isch besser als so Poschte stehn.
Wenn mich dann packt die Sehnsucht sehr,
Dann nehm’ i’ mei Maschinle her
Un flieg’ so schnell als wie der Wind
E’ bissel hin zu Weib un Kind.
Vermutlich im Frühling des Jahres 1937 entstanden, als die aus deutschen Soldaten bestehenden Freiwilligentruppe "Legion Condor" im Spanischen Bürgerkrieg eingesetzt wurde:
Mein Bruder war ein Flieger
Eines Tages bekam er eine Kart
Er hat seine Kiste eingepackt
Und südwärts ging die Fahrt.
Mein Bruder ist ein Eroberer
Unserm Volke fehlt's an Raum
Und Grund und Boden zu kriegen, ist
Bei uns alter Traum.
Der Raum, den mein Bruder eroberte
Liegt im Guadarramamassiv
Er ist lang einen Meter achtzig
Und einen Meter fünfzig tief.
Mein erster Schuss bei Carspach
Eine kurze Geschichte, erzählt von Franz Bebon aus Riegel am Kaiserstuhl. Er erzählt hier, wie er seinen ersten Schuss abgab. Bebon, Jahrgang 1898, war Soldat der 6. Kompanie I.R. 470. Das Regiment war vom 1. April bis 27. August 1917 bei Altkirch im Einsatz.:
"In der denkwürdigen Nacht vom Samstag auf Palmsonntag 1917, als die 6/470 zum erstenmal vor Carspach in Stellung ging, wurden Hans und Franz, zwei junge 98er, von einem am Grabeneingang stehenden unbekannten Offizier sofort auf Grabenposten kommandiert. Nachdem der Tornister im Unterstand, ein bis dahin nur vom Hörensagen bekannter Raum, untergebracht war, wurde auf Posten gezogen.
Weiterlesen: Mein erster Schuss bei Carspach - Eine kleine Geschichte vom Palmsonntag 1917
Ich denk', ich schreib euch besser schon beizeiten
Und ich sag' euch heute schon endgültig ab.
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten,
Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab'.
Ich lieb' die beiden, das will ich euch sagen,
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht,
Und die, die werden keine Waffen tragen:
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Ich habe sie die Achtung vor dem Leben,
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert,
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt.
Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben,
Kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht
Sind's wert dafür zu töten und zu sterben,
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Weiterlesen: Nein, meine Söhne geb' ich nicht - Reinhard Mey
Gedicht eines Soldaten, gefunden in der Kirche von Niederburnhaupt (Burnhaupt le Bas)
Kirche St. Peter und Paul - Église Saint-Pierre et Saint-Paul
Niederburnhaupt - Burnhaupt le Bas
Gedicht von einem Soldaten der 12. Kompanie, Landwehr-Infanteie-Regiment N° 123, gedichtet am 30.April 1915 zu Ehren der Maienkönigin. Gefunden vom Divisionspfarrer der 12. Ldw. Inf. Division Benedict KREUTZ. Kreutz erwähnt den Fund in seinem Kriegstagebuch mit den Worten:
"In Niederburnhaupt, das am 1. Januar 1915 geräumt wurde, fand ich vor der Muttergottesstatue vor der noch stehenden Krippe einen Briefbogen, der versteckt war in Blumen, die fromme Soldaten der Muttergottes brachten - jeden Abend halten Soldaten für sich Maiandacht - mit folgenden Versen:"
Der Maien-Königin
1. Hart an der Vogesenfuße, eingekehrt
ist auch der Mai.
Beut' viel Blüten uns zum Gruße,
frisches Grün ziert alles neu.
2. Ringsum donnern die Kanonen,
Das Morgenrot steht auf wie Glut;
Die Krieger, die hier mutig wohnen,
Dem Vaterland weih'n sie ihr Blut
Weiterlesen: Niederburnhaupt - Ein Gedicht für die Maien-Königin
Pensées à la guerre
Elles sont pour toi, ces quelques lignes,
toi qui n’es pas mort en brave.
Les braves, les héros, j’ai vu beaucoup de stèles
construites à leur honneur, sur cette montagne
et ailleurs aussi.
Ils sont tous morts en valeureux soldats,
pour le Kaiser, pour la patrie…
Toi, mon frère, tu es mort en ayant peur.
Tu es mort par devant,
parce que tu avais peur
que l’adjudant ne te tue par derrière.
Tu as peut-être eu tellement peur
que tu es parti
Et tu es mort …pour l’exemple.
Ils sont pour toi, ces quelques mots
toi qui a crié « Maman »
quand l’obus t’a ouvert le ventre
et qui es mort en hurlant de douleur.
Ces lignes sont pour toi, toi l’Alsacien,
qui es mort sous l’uniforme allemand.
Le maire est venu dire à ta mère
« il est mort pour le Führer, le Vaterland ! ».
Et puis, après la guerre, on a écrit sur le monument
ton nom, mort pour la France.
Peut-être qu’après tout, cela ne change plus rien pour toi.
Mais on ne pouvait pas écrire
« Mort pour la bêtise des hommes »
Il y a, comme ça, vois-tu,
des choses qui ne se font pas….
Mais il y a moi, pour le penser
et j’aurais aimé te construire une stèle pour te le dire.
Gedicht über das Städtchen Rappoltsweiler aus der Regimentsgeschichte des Infanterie-Regiments Nr. 187.
Das Regiment verbrachte hier im Juni 1915 zwei Wochen "in Ruhe", bevor es bei den schweren Kämpfen um den Pavillonberg, Barrenkopf und Schratzmännele zum Einsatz kam. Offensichtlich blieb dieser Aufenthalt in bester Erinnerung.
Ja, die Jahre dieses Krieges
lieβen uns so viel erleben,
daβ ich, sollt' ich einst erzählen,
garnicht wüβte, wo beginnen,
was erwähnen und wo schlieβen.
Eins ist aber unvergeβlich,
währt der Krieg auch noch so lange:
Immer muβ ich Dein gedenken,
Rappoltsweiler, Rappoltsweiler.
- St. Britzgen
- The Death of the Ball Turret Gunner - Randall Jarrell
- Treue Kameraden
- Unser Stahlhelm
- Verdun, viele Jahre später - Erich Kästner
- Weihnachten
- Weihnachten am Scherenfernrohr
- Weihnachten an der Sundgaufront - Hirzbacher Wald 1914
- Weihnachten an der Sundgaufront - Kloster Ölenberg 1916
- Zum Andenken an Emil Rey - von Carl Zumstein