(...)Auf den Schlachtfeldern von Verdun
wachsen Leichen als Vermächtnis.
Täglich sagt der Chor der Toten:
„Habt ein besseres Gedächtnis!"
Gedichte sagen mehr über die Seele als tausend Bilder. Hier eine kleine Sammlung an Gedichten und Äußerungen von großen und kleinen, bekannten und anonymen, lebenden und toten Dichtern über den Krieg. Es gibt aber auch humorvolle und nicht ganz so ernst gemeinte Texte - denn auch im größten Grauen versucht der Mensch, sich sein kleines Stück Normalität und heile Welt zu bewahren.
Zitate aus Büchern und Briefen von
Hermann Hesse
In der ganzen Welt ist jeder Politiker sehr für Revolution, für Vernunft und Niederlegen der Waffen - aber nur beim Feinde, ja nicht bei sich selber!
An einen Krieg dachte niemand, man rüstete nur so für alle Fälle, weil reiche Leute gern Eisenwände um ihr Geld sehen.
Züchtung von Kriegsangst ist ein alter Kniff der Leute, für die Krieg Geschäft und Gewinn bedeutet.
Ein Krieg kommt nicht aus dem blauen Himmel herab, er muss gleich jeder anderen menschlichen Unternehmung vorbereitet werden, er bedarf der Pflege und Mitwirkung vieler, um möglich und wirklich zu werden. Gewünscht aber, vorbereitet und suggeriert wird er durch die Menschen und Mächte, denen er Vorteil bringt. Er bringt ihnen entweder direkten baren Geldgewinn wie der Rüstungsindustrie (und sobald Krieg ist - wie unzählige, vorher harmlose Gewerbe werden da zu Rüstungsgeschäften, und wie automatisch strömt das Kapital diesen Geschäften zu!), oder er bringt ihnen Gewinn an Geltung, Achtung und Macht wie etwa den stellenlosen Generälen und Obersten.
Die Kriege werden gemacht von Leuten, denen das Leben anderer gleichgültig ist. Sie machen ihre Kriege mit der Habe, dem Blut und Leben anderer, und was wir dazu denken und dabei leiden, ist ihnen einerlei.
Gedicht eines Soldaten, gefunden in der Kirche von Niederburnhaupt (Burnhaupt le Bas)
Kirche St. Peter und Paul - Église Saint-Pierre et Saint-Paul
Niederburnhaupt - Burnhaupt le Bas
Gedicht von einem Soldaten der 12. Kompanie, Landwehr-Infanteie-Regiment N° 123, gedichtet am 30.April 1915 zu Ehren der Maienkönigin. Gefunden vom Divisionspfarrer der 12. Ldw. Inf. Division Benedict KREUTZ. Kreutz erwähnt den Fund in seinem Kriegstagebuch mit den Worten:
"In Niederburnhaupt, das am 1. Januar 1915 geräumt wurde, fand ich vor der Muttergottesstatue vor der noch stehenden Krippe einen Briefbogen, der versteckt war in Blumen, die fromme Soldaten der Muttergottes brachten - jeden Abend halten Soldaten für sich Maiandacht - mit folgenden Versen:"
Der Maien-Königin
1. Hart an der Vogesenfuße, eingekehrt
ist auch der Mai.
Beut' viel Blüten uns zum Gruße,
frisches Grün ziert alles neu.
2. Ringsum donnern die Kanonen,
Das Morgenrot steht auf wie Glut;
Die Krieger, die hier mutig wohnen,
Dem Vaterland weih'n sie ihr Blut
Weiterlesen: Niederburnhaupt - Ein Gedicht für die Maien-Königin
Ich denk', ich schreib euch besser schon beizeiten
Und ich sag' euch heute schon endgültig ab.
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten,
Um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab'.
Ich lieb' die beiden, das will ich euch sagen,
Mehr als mein Leben, als mein Augenlicht,
Und die, die werden keine Waffen tragen:
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Ich habe sie die Achtung vor dem Leben,
Vor jeder Kreatur als höchsten Wert,
Ich habe sie Erbarmen und Vergeben
Und wo immer es ging, lieben gelehrt.
Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben,
Kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht
Sind's wert dafür zu töten und zu sterben,
Nein, meine Söhne geb' ich nicht!
Weiterlesen: Nein, meine Söhne geb' ich nicht - Reinhard Mey
verfasst am 02. September 1914 in Niedermagstatt - Magstatt le Bas.
Zum Tode meines lieben, unvergeßlichen Freundes
Ernest Bilger,
Unteroffizier der Reserve im Reserve-Regiment 109, 7. Kompanie
gefallen auf dem Felde der Ehre.
Der Donner grollt, der Kampf tobt wild.
Auf blutgetränktem Schlachtgefild
Liegt, mit dem Tode ringend schon,
Ein braver, junger Elsaßsohn.
Wie sterbend nun sein Auge bricht
Er leis' zum Kameraden spricht:
"Grüß' meine Eltern! Grüß' mein Lieb!
Sag', daß im Felde ich verblieb!"
"Sag', daß als Christ und als Soldat
Getreulich meine Pflicht ich tat,
Für's Vaterland mein Blut ich gab,
In Elsaßerde fand mein Grab!"
Dem Andenken
meines lieben jungen Freundes
stud. theol. Emil Rey
Grenadier im Grenadier-Regiment Nr. 119
gestorben im Kriegs-Lazarett Willenberg.
Auch dich, mein Freund, dich hat das Kriegsgeschick getroffen!
Dem Vaterland dein Leben hast geweiht,
In seiner reichsten, schönsten Blütezeit. -
Mit dir zu Grabe sank ein vielversprechend Hoffen. -
Ein Friedensziel zwar war's, das du dir auserkoren. -
Doch wie für's Vaterland dich rief die Pflicht,
Du folgtest unentwegt, du wanktest nicht; -
Die Treue hielt'st du, die der Fahne du geschworen!
Wohl nimmermehr die Stunde ich vergessen werde,
Da ich zum Abschied dir die Hand gedrückt,
Ins treue Freundesauge dir geblickt; -
Nun ruhst du weit von hier im Grab, in fremder Erde. -
Pensées à la guerre
Elles sont pour toi, ces quelques lignes,
toi qui n’es pas mort en brave.
Les braves, les héros, j’ai vu beaucoup de stèles
construites à leur honneur, sur cette montagne
et ailleurs aussi.
Ils sont tous morts en valeureux soldats,
pour le Kaiser, pour la patrie…
Toi, mon frère, tu es mort en ayant peur.
Tu es mort par devant,
parce que tu avais peur
que l’adjudant ne te tue par derrière.
Tu as peut-être eu tellement peur
que tu es parti
Et tu es mort …pour l’exemple.
Ils sont pour toi, ces quelques mots
toi qui a crié « Maman »
quand l’obus t’a ouvert le ventre
et qui es mort en hurlant de douleur.
Ces lignes sont pour toi, toi l’Alsacien,
qui es mort sous l’uniforme allemand.
Le maire est venu dire à ta mère
« il est mort pour le Führer, le Vaterland ! ».
Et puis, après la guerre, on a écrit sur le monument
ton nom, mort pour la France.
Peut-être qu’après tout, cela ne change plus rien pour toi.
Mais on ne pouvait pas écrire
« Mort pour la bêtise des hommes »
Il y a, comme ça, vois-tu,
des choses qui ne se font pas….
Mais il y a moi, pour le penser
et j’aurais aimé te construire une stèle pour te le dire.
Gedanken zum Krieg
Sie sind für Dich, diese Zeilen,
für Dich, der nicht tapfer gefallen ist.
Die Tapferen, die Helden, ich habe viel Gedenksteine gesehen
zu Ehren für sie erbaut, auf diesem Berg
und auch anderswo.
Sie alle sind gefallen, tapfere Soldaten,
für den Kaiser, das Vaterland….
Du, mein Bruder, Du hattest Angst, als Du gefallen bist.
Du bist von vorn gefallen, weil Du fürchteste,
daß der Feldwebel Dich von hinten erschießt.
Du hast vielleicht so Angst gehabt, daß Du weggelaufen bist
und Du bist dann gestorben...als ein Vorbild.
Sie sind für Dich, diese Worte,
für Dich, der „Mama“ geschrieen hat,
als die Granate ihm den Bauch aufriß
und der heulend vor Schmerz gestorben ist.
Diese Zeilen sind für Dich, Du Elsässer,
der Du in deutscher Uniform gefallen bist.
Der Bürgermeister hat Deine Mutter besucht, um ihr zu sagen:
"Er ist für Führer und Vaterland gefallen."
Und dann, nach dem Kriege, hat man auf das Denkmal
mit Deinem Namen "gefallen für Frankreich" geschrieben.
Vielleicht ändert das nun nichts mehr für Dich.
Aber „gefallen für die Dummheit der Menschen“
konnte man nicht schreiben.
So etwas gehört sich nicht, verstehst Du?
Aber genau das ist meine Meinung,
und ich würde Dir gern einen Gedenkstein errichten,
um Dir das zu sagen.