Weihnachten an der Sundgaufront

Aus der Kriegszeitung der 8. Landwehrdivision vom Sonntag, den 24. Dezember 1916:

"Im Kloster Oelenberg
Reges Leben herrscht in den Höfen und Räumen dieser gastlichen Stätte. Die in der Umgebung liegenden Soldaten sind zusammen gekommen, um gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Ein mächtiger Christbaum mit unzähligen Lichtern. Sonst dämmerndes Halbdunkel in dem prächtigen Refektorium. Nach und nach füllt sich die weite Halle. Badische und schwäbische Landwehrmänner, Artilleristen aus Sachsen und von den friesischen Inseln, Berliner Armierungstruppen. Hunderte von feldgrauen Kameraden an langen Tischen. Auch die Mönche sind da: Patres im wallenden, weißen Gewand, die Laienbrüder mit schwarzen Kutten und riesigen Kapuzen. Dort ausgelassene Fröhlichkeit – hier tiefernstes Schweigen und bei jeder Bewegung ein halblautes „Memento mori!“. Trappisten. Mittelalter und Neuzeit vereinigt in einem einzigartigen, geheimnisvollen Bild....

Weihevolle Harmoniumklänge. Gemeinschaftlicher Gesang und ein herzlicher Willkommgruss des Abtes. Dann – o schöner Burg- und Klosterfriede! – besteigt unser evangelischer Divisionspfarrer die Kanzel. Wir hören das alte und doch ewig junge Weihnachts Evangelium. Kräftige Worte. In manchem Kriegerauge glänzt verstohlen eine Träne....
Mich ruft die Pflicht fort, während die Verteilung der Liebesgaben erfolgt. Viele Körbe voll rotbackiger Äpfel und duftender Brote schleppen die Mönche herbei. Wahre Berge von Geschenken türmen sich auf. Keiner ging leer aus. –

Heute ist das Kloster zerstört, und durch die rauchgeschwärzten Mauern pfeift der Dezembersturm."