
Parole Danzig 21.5.1915

"Als der Morgen graute, entschleierte sich die fremde Umgebung allmählich den staunenden Augen.
Der Hohlweg erschien nur noch als eine Reihe riesiger, mit Uniformstücken, Waffen und Toten gefüllter Trichter; das umliegende Gelände war, soweit der Blick reichte, völlig von schweren Granaten umgewälzt. Nicht ein einziger armseliger Grashalm zeigte sich dem suchenden Auge. Der zerwühlte Kampfplatz war grauenhaft. Zwischen den lebenden Verteidigern lagen die toten. Beim Graben von Deckungslöchern bemerkten wir, daß sie in Lagen übereinander geschichtet waren. Eine Kompagnie nach der anderen war dicht gedrängt im Trommelfeuer ausharrend vernichtet. Dann waren die Leichen durch die von den Geschossen hochgeschleuderten Erdmassen verschüttet, und die nächste Kompagnie war an den Platz der Gefallenen getreten." Ernst Jünger, "In Stahlgwittern", 3. Auflage, E. S. Mittler & Sohn Berlin 1933
Wer glaubt, Krieg bestehe nur aus Waffen und Militärtechnik, ist komplett falsch gewickelt. Eine Armee und die Menschen darin haben Bedürfnisse wie jeder Zivilist auch. Essen, Trinken, Unterkunft und Schlafen, Transport, medizinische Versorgung, Kommunikation, Schutz, aber auch Unterhaltung und viele andere Dinge gehören zum menschlichen Dasein dazu. Deshalb gehören auch diese Gegenstände, die oft fremd oder fehlplaziert wirken oder gar als Sperrmüll interpretiert werden, zum Alltag des Grabenkrieges dazu und tauchen als Relikte mit einer eigenen, ganz speziellen Geschichte, auf.

Werkzeuge für den Stellungsbau: Schaufeln und Spitzhacke vom Lerchenberg bei Altkirch.
"Auf dem Gelände zwischen dem Dorfrand und dem Sanitätsstollen lag ein kompakter Feuerriegel. Leichte und schwere Granaten mit Aufschlag-, Brenn- und Verzögerungszündern, Blindgänger, Hohlbläser und Schrapnells vereinten sich zu einer Raserei akustischer und optischer Effekte. Dazwischen strebten, rechts und links dem Hexenkessel des Dorfes ausweichend, Unterstützungstrupps nach vorn.
In Fresnoy löste eine kirchturmhohe Erdsäule die andere ab, jede Sekunde schien die vorhergehende noch übertrumpfen zu wollen. Wie durch Zaubermacht wurde ein Haus nach dem andern vom Erdboden eingesogen; Mauern brachen, Giebel stürzten, und kahle Sparrengerüste wurden durch die Luft geschleudert, die benachbarten Dächer abmähend. Über weißlichen Dampfschwaden tanzten Wolken von Splittern. Auge und Ohr hingen wie gebannt an dieser wirbelnden Vernichtung." Ernst Jünger, "In Stahlgwittern", 3. Auflage, E. S. Mittler & Sohn Berlin 1933
Achtung Lebensgefahr! Für alle Blindgänger gilt EMMA: erkennen - markieren - melden - Abstand! Bitte schauen Sie sich das Objekt an und versuchen Sie es zu identifizieren, ohne es zu berühren oder in der Lage zu verändern. Markieren Sie die Stelle, damit andere gewarnt sind. Melden Sie den Fund bei der örtlichen Gendarmarie/Polizei. Und halten Sie danach Abstand, nur für den Fall der Fälle...
Granaten sind die Geschosse der Artillerie, die entweder mit fester Zündladung in einer fest verbundenen Hülse oder, bei größeren Kalibern, mit variabler Pulverladung durch mehrstufiges Laden verschossen wurden. Im Gegensatz zum Mörser wird die Granate durch ein gezogenes Rohr verschossen, in dessen Inneren helixfömige Riefen, die sog. "Züge und Felder", eingearbeitet wurden. Diese sorgen für eine Geschossdrall, der nach Verlassen des Rohres die Flugbahn des Geschosses stabilisiert und somit die Reichweite und Präzision des Geschosses massiv erhöht. Da die Geschosse aus Eisen gefertigt sind und die Reibung von Eisen auf Eisen zu einem starken Verschleiß der kostbaren Rohre führt, sind in die Granaten weichere Bänder, im Weltkrieg Kupferbänder eingepresst, die sog. Führungsbänder. Diese pressen sich beim Abschuß in die Züge und Felder des Rohres. Deshalb sind "gelaufene", also abgeschossene Granaten an ihren gemusterten Führungsbändern zu erkennen.

Weiterlesen: Granaten und Blindgänger
Überall im Kampfgebiet findet sich Wellblech. Große Stücke, oft gebogen, teils halbvergraben. Verzinkt, verrostet. Hier handelt es sich um sogenannte Hindenburgbleche, benannt nach dem Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, dem "Sieger von Tannenberg".

Funde beim Schönscholz (Heidwiller): Bauarbeiten im Frühjahr 2010 fördern einiges Kriegsmaterial zu Tage.
Da Wellblech sehr formstabil ist, wurden diese Bleche zur Abstützung von Gräben und Überdeckungen benutzt und sind deshalb überall zu finden bzw. wurden nach dem Krieg "recycelt" und as Baumaterial für Schuppen eine neuen, zivilen Verwendung zugeführt.

... wie hier, bei Punkt 8 in Hirsingen Nord-Ost