Mehr oder minder verrosteter Stacheldraht ist ein Relikt, das an allen Abschnitten der Front in größeren Mengen vorkommt. Wer jedoch an normale Weidedrahtzäune denkt, wie sie uns heut überall begenen, der irrt. Stacheldraht, oft in besonders heimtückischen Formen mit extra langen Stacheln, wurde als großflächige Hindernisse, dem sog. "Drahtverhau", ausgelegt. Nicht, wie heuzutage der Nato-S-Draht, in auseinandergezogenen Rollen, sondern als ebene, versponnene, flächige Hindernisse, aufgezogen zwischen Stahlpfählen und "Sauschwänzen".

Hier exemplarisch der Drahtverhau vor einem Westwallbunker im zweiten Weltkrieg 1940. Der Draht ist hier an Holzpfählen befestigt, die X-förmigen Hindernisse sind sog. "Spanische Reiter", die auch an Straßen verwendet wurden und, durch Muskelkarft hin- und hergezogen, als mobile Hindernisse verwendet wurden. Originaltitel der Wehrmachts-PK-Einheit: "Bei Scheighofen an der Lauter, 4 km ostw. Weissenburg. 2.3.40, Westwall.- LMG-Stellung im Bienwald, Laufgraben und Drahtverhau. Heeresfilmstelle, Bildberichter: Lohmeyer." (Bild: Bundesarchiv, Bild 146-2006-0187 / Lohmeyer / CC-BY-SA 3.0)

Diese Sauschwänze sind Stahlstangen, in die runde Halterungen eingebogen waren, um den Draht hindurchzuziehen und mit einem korkenzieherähnlichen Ende, um dies Pfähle geräuschlos vor dem Feind in der Nacht in den Boden drehen zu können. Der aufmerksame Beobachter findet sie noch heute an allen Ecken und Enden, im Wald oder an Feldrändern.

Sauschwänze von Altkirch/Lerchenberg

Drahtrolle im Schönholz

Reste des Drahtverhaus bei Carspach

Das Durchdringen dieser Drahtverhaue, gerade im Sturmangriff und im erbarmungslosen Feuer der Infanterie- und automatischen Waffen führte zu extrem hohen Verlusten, da es galt, mühsam mit der Drahtschere einen Weg zu bahnen. Oftmals hingen Leichen der Gefallenen noch monatlang in den Drähten und verwesten vor sich hin.

Die Sperren selbst wurden nachts im Niemandsland durch Arbeitskommandos repariert und erweitert. Drahtrollen und Drahtreste gibt es deshalb eigentlich überall im Frontgebiet.

Alte Drahtrolle am Hartmannsweiler

Funde beim Schönscholz (Heidwiller): Bauarbeiten im Frühjahr 2010 fördern einiges Kriegsmaterial zu Tage. 

Auch die Zerstörung durch Artillerie war fast unmöglich, da die vergleichsweise feinen Drähte eben nur ein extrem schweres Ziel darstellen. Als Lösung blieben entweder röhrenförmige Sprengladungen, die durch das Hindernis geschoben wurden und dann ein Gasse freisprengten, oder der Tank, der Durch sein gewicht die Hindernisse einfach plattwalzen und effektiv aus der Stahlpanzerung heraus die MG-Nester bzw. die feindliche Grabenbesatzung unter Feuer nehmen konnte und damit der folgenden Infanterie eine Bresche in die feindliche Abwehr schlug.

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