(...)Auf den Schlachtfeldern von Verdun
wachsen Leichen als Vermächtnis.
Täglich sagt der Chor der Toten:
„Habt ein besseres Gedächtnis!"
Gedichte sagen mehr über die Seele als tausend Bilder. Hier eine kleine Sammlung an Gedichten und Äußerungen von großen und kleinen, bekannten und anonymen, lebenden und toten Dichtern über den Krieg. Es gibt aber auch humorvolle und nicht ganz so ernst gemeinte Texte - denn auch im größten Grauen versucht der Mensch, sich sein kleines Stück Normalität und heile Welt zu bewahren.
Abschied!
Ach Mädchen vom Städtchen, was weinst du so sehr,
Du schmückst mich mit Blumen, den Rock, das Gewehr,
Ich küsse noch einmal den roten Mund,
Lebe wohl, lebe wohl und bleibe gesund!
Ach Vater, ach Mutter, ich zieh’ in den Krieg,
Ich kämpfe, ich bete für Deutschlands Sieg,
Und muß ich sterben und bin ich dann tot,
Mein Sterben soll sein im Morgenrot!
Lebe wohl, lebe wohl, ich ziehe hinaus,
O Heimat, o Erde, o Elternhaus,
Ich muß marschieren ins weite Feld,
Lebe wohl, lebe wohl, ’s ist Krieg in der Welt!
Walter Krüger, Oberleutnant a.D., Füsilier Regiment 40
Argonnerwald, um Mitternacht
Ein Pionier stand auf der Wacht
Ein Sternlein hoch am Himmel stand
Bringt ihm ´nen Gruß aus fernem Heimatland
Und mit dem Spaten in der Hand
Er vorne in der Sappe stand.
Mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb:
Ob er sie wohl noch einmal wiedersieht?
Das Haar wächst uns zu Mähnen,
Die Seife wird uns fremd,
Wir putzen keine Zähne
Und wechseln auch kein Hemd.
Durchnässt sind alle Kleider,
Oft bleibt der Magen leer;
Von Bier und Wein gibt’s leider
Auch keinen Tropfen mehr.
Bei Tagsdorf wars....
(Original in elsässer Dialekt, Traduction libre: Edmond Brunner: C’ètait aux portes de Tagsdorf)
Hört, Leute, hört, was ich euch sing` und sage:
Bei Tagsdorf wars an einem Augusttage!
Da hat gar heiß die wilde Schlacht getobt;
Ward deutscher wie auch welscher Mut erprobt!
Und wie die Sonne sank am Abendhimmel,
Verstummte auch das grause Schlachtgetümmel!
Manch deutscher Wehrmann lag in seinem Blut;
Und manch Welschen traf die Kugel gut.
C’ètait aux portes de Tagsdorf
Übersetzung von Bei Tagsdorf wars... (Original in elsässer Dialekt, Traduction libre: Edmond Brunner)
Oyez, oyez, braves gens ce que je vous chante et dis:
C’était aux portes de Tagsdorf par une journée d’août.
A cet endroit une bataille violente faisait rage;
Et lorsque le soleil descendit dans un ciel crépusculaire,
la mêlée horrible cessa.
Plus d’un soldat allemand baignait dans son sang,
et plus d’un Français fut touché par une balle.

Ich hatt einen Kameraden,
Einen bessern findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite,
Er ging an meiner Seite
Im gleichen Schritt und Tritt.
Eine Kugel kam geflogen:
Gilt sie mir oder gilt sie dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen
Als wär’s ein Stück von mir
Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad‘.
„Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ew’gen Leben
Mein guter Kamerad!“
Text: Ludwig Uhland (1809, „Der gute Kamerad“)
Melodie: Verfasser unbekannt, Bearbeitung durch Friedrich Silcher.
Der Kriegerfriedhof
Die vorn im Kampfe fielen, ruhen alle
In eines Waldes dämmergrüner Halle.
Dem Feind noch nah, stört doch kein Wachschritt
Der toten Helden letzten Schlaf –
Nur Drosselschlag und Finkensang,
Die jubeln wie überm Graben einst
Den Wald entlang.
Und dann und wann,
Über der Wipfel raunendem Singen,
Zieh’n gleich zischenden Klingen
Granaten die hohe Bahn.
(Bei Moos – Lange)
Der Liebenstein
Ein kleines Gedicht über die Ruine Liebenstein bei Liebsdorf.
Durch Dorf und Wiesen geht’s hinan,
Der Bergwald winkt im Maienschein,
Vor seiner Buchen Junggrün ragt
Aus Kirschenblust der Liebenstein.
Was will der altersgraue Turm,
Dem Wächter gleich am Burghoftor? –
Er schirmt den Pfad, der traulich führt
Ins Heimattal der Larg empor.
(Anfang Mai 1915. Lange.)
Gedicht und Zeichnung aus der Feldzeitung "Aus Sundgau und Wasgenwald" vom Donnerstag, 2. Mai 1918.
Die Zeichnung von Armierungs-Soldat F. Hildebrandt.

Verschwiegen du,
Mein kleines Städtelein,
Du bist die Ruh,
Darum gedenk ich dein.
Der Todesritt der afrikanischen Jäger bei Altkirch – Tagsdorf am 19. August 1914.
Das ist ein Tag gewesen
Von Landwehrheldentum.
Altkirch und die Vogesen
Sind Zeugen von dem Ruhm.
Im Schützengraben standen
Die Unseren, Mann an Mann,
Im Anschlag. Plötzlich rannten
Feindmassen fauchend an.
Weiterlesen: Der Todesritt der afrikanischen Jäger – Tagsdorf am 19. August 1914.
Die Barthlihütte: Ein Bauernhof bei Luffendorf zwischen Bisel und Largitzen gelegen.
Zeichnung und Gedicht aus der Kriegszeitung "Meldereiter im Sundgau".

Barthlihütte, trauter Name,
Keimest fort in uns als Same,
Treu beschützen wir dich heut.
Zeuge harter Kampfesstunden
Wirst als Markstein du empfunden
Der dem Franzmann „Halt“ bedeut.
Freundlich Heim in Friedenszeiten,
Sah man um dich Kühe weiden,
Auf den Feldern bunt bemalt.
Jetzt im großen Völkerringen,
Muβt auch du dein Opfer bringen,
Hast auch du Tribut gezahlt.
Wenn die Friedensglocken läuten,
Wenn vorbei ist Kampf und Streiten,
Wirst auch du uns neu ersteh’n !
Dann im schmucken Friedenskleide,
Unberührt von Weh‘ und Leide,
Werden wir dich Wiederseh’n.
- Die Kapelle, März 1915
- Die Nacht auf dem Schlachtfeld
- Die richtige Fuhre
- Dulce et decorum est - Wilfred Owen
- Gedanken zum Krieg
- Graue Kolonnen - Ein Marschlied
- Grodek - Georg Trackl
- Heimersdorf und der Landsturm 1915 - ein humoristischer Vortrag
- Herbststimmung in Pfirt 1915
- Hermann Hesse - Zitate über den Krieg