Zitate aus Büchern und Briefen von
Hermann Hesse
In der ganzen Welt ist jeder Politiker sehr für Revolution, für Vernunft und Niederlegen der Waffen - aber nur beim Feinde, ja nicht bei sich selber!
An einen Krieg dachte niemand, man rüstete nur so für alle Fälle, weil reiche Leute gern Eisenwände um ihr Geld sehen.
Züchtung von Kriegsangst ist ein alter Kniff der Leute, für die Krieg Geschäft und Gewinn bedeutet.
Ein Krieg kommt nicht aus dem blauen Himmel herab, er muss gleich jeder anderen menschlichen Unternehmung vorbereitet werden, er bedarf der Pflege und Mitwirkung vieler, um möglich und wirklich zu werden. Gewünscht aber, vorbereitet und suggeriert wird er durch die Menschen und Mächte, denen er Vorteil bringt. Er bringt ihnen entweder direkten baren Geldgewinn wie der Rüstungsindustrie (und sobald Krieg ist - wie unzählige, vorher harmlose Gewerbe werden da zu Rüstungsgeschäften, und wie automatisch strömt das Kapital diesen Geschäften zu!), oder er bringt ihnen Gewinn an Geltung, Achtung und Macht wie etwa den stellenlosen Generälen und Obersten.
Die Kriege werden gemacht von Leuten, denen das Leben anderer gleichgültig ist. Sie machen ihre Kriege mit der Habe, dem Blut und Leben anderer, und was wir dazu denken und dabei leiden, ist ihnen einerlei.
Bedroher unserer Welt und jedes Friedens sind jene, die den Krieg wünschen, die ihn vorbereiten und uns durch vage Versprechungen eines kommenden Friedens durch die Angst vor Überfällen von außen zu Mitarbeitern an ihren Plänen zu machen versuchen.
Niemand ist schuldig. Man schieβt und brennt die Welt in Trümmer und ist dabei völlig unschuldig. Man ist "Exponent" oder "Faktor" oder irgendetwas Geistreiches, aber kein Mensch, kein moralisches, unter Gott stehendes, ihm verantwortliches Wesen. Ich gebe keinen roten Pfennig dafür.
Wie jeder totgeschossene Soldat die ewige Wiederholung eines Irrtums ist, so wird auch die Wahrheit in tausend Formen ewig und immer wiederholt werden müssen.
Es gibt nichts Gehässigeres als Grenzen, nichts Stupideres als Grenzen. Sie sind wie Kanonen, wie Generale: solange Vernunft, Menschlichkeit und Friede herrscht, spürt man nichts von ihnen und lächelt über sie - sobald aber Krieg und Wahnsinn ausbricht, werden sie wichtig und heilig.
Es ist nicht nur der Völkerkrieg mit den Waffen, dessen Grauen und dessen Unsinn mir klargeworden sind. Es ist jeglicher Krieg, es ist jede Art von Gewalt und streitbarem Eigennutz, es ist jede Art von Geringschätzung des Lebens und von Miβbrauch des Mitmenschen. Ich verstehe unter Friede nicht nur das Militärische und Politische, sondern ich meine den Frieden jedes Menschen mit sich selbst und mit dem Nachbarn, die Harmonie eines sinnvollen und liebevollen Lebens.
Hermann Hesse, 1877-1962, Schriftsteller, Dichter, Maler, Nobelpreis für Literatur, Orden "Pour le mérite" für Wissenschaft und Künste