"Mit zunehmender Klarheit verstärkte sich das Artilleriefeuer und steigerte sich bald zu wüstem Tanze. Ich kehrte zu meiner Gruppe zurück. In immer kürzeren Pausen flammte es um uns auf. Weißes, schwarzes und gelbes Gewölk mischte sich. Manchmal erdröhnten Schläge von unheimlicher Brisanz, dazwischen schwirrten mit eigenartigem Singen die Zünder." Ernst Jünger, "In Stahlgwittern", 3. Auflage, E. S. Mittler & Sohn Berlin 1933
Der Zünder ist ein spezieller Teil der Granate. Entweder vorne oder hinten eingeschraubt, als Kopf oder Bodenzünder, "zündet" er die Granate "an", bringt sie also zur Explosion. Im Inneren befindet sich ein mehr oder weniger komplizierter Mechanismus, der den Zünder erst nach dem Abschuss scharf macht und andererseits bei Wirkeintritt eine Sprengladung entzündet, die dann als Übertragungsladung auf die Hauptladung wirkt.

Dies kann direkt beim Aufschlag als Aufschlagszünder, kurz nach dem Aufschlag als Verzögerungszünder oder irgendwann in der Flugbahn als Zeitzünder geschehen. Das hängt von der beabsichtigten Wirkung ab. Feindliche Truppen stehen in einem Wald? Hochempfindlicher Aufschlagzünder, explodiert in den Baumkronen, die unglücklichen Soldaten am Boden geraten in einen tödlichen Regen aus Splittern und Holz, der von oben kommt und deshalb auch in Gräben und Schützenlöchern wirksam ist.

Französische, vermutlich 7,5cm-Granate als Teilzerleger mit eingeschraubtem Zünder Modell Schneider Mle 1916 Tracé A. 1772 or 1820 (Ammerzweiler)

Hier der gleiche Zünder im abgesprengten und deformierten Kopfteil einer Granate (Hartmannsweilerkopf)
Feindliche Truppen im Angriff oder in Bewegung? Aufschlagzünder ohne Verzögerung, die Granaten detonieren auf der Oberfläche und schicken kreiesförmig ihre Splitter in menschliche Körper. In Kombination mit Schrapnellgranaten mit Zeitzünder, die vor oder über den Truppen in der Luft explodieren und hunderte von zentimeterdicken Blei- oder Stahlkugeln durch die Luft schicken. Eingegrabene Truppen oder hinter Hindernis? Zünder mit Verzögerung. Entweder, um tief in die Erde einzudringen und dann zu explodieren, oder, als Flachbahn- bzw. Richochettschuss, als Abpraller vor das Hindernis gesetzt - die Verzögerung bewirkt, daß das vor der Deckung vom Boden abprallende Geschoss, ähnlich wie ein Stein, den man flach über das Wasser wirft, und auf dem Wasser "hüpft", über dem Hindernis explodiert.

Laut Jürgen: "Funde aus dem Minentrichter Ammertsweiler (mit Erlaubnis des Eigentümers :-)) Zwei Handgranaten, ein Zünder einer Granate. Beschriftung auf dem Zünder: Z.s.u.W.M., 1915. Rechts und links der Jahreszahl zwei Zeichen. Die Einstell-Skala geht von 7 bis 21. Bild rechts: Auf dem unteren Ring ein Eisernes Kreuz."
Hier handelt es sich um einen ZsuMW-Zünder, also einen "Zünder für schwere und mittlere Wurfminen", also für 17cm mittlerer Minenwerfer (mMW), 18cm Gasminenwerfer und 25cm schwerer Minenwerfer (sMW), für Spreng-, Brand- und Gasminen; einstellbar als Verzögerungszünder von 7 bis 21 Sekunden oder als Aufschlagzünder.
Da der Zünder in die aus Eisen bestehende Granate eingeschraubt ist kommt es vor, daß bei der Explosion der Granate der Zünder aus der Granate gesprengt wird, als Einzelteil davonfliegt und auch heute ncoh gefunden werden kann. Ein so gefundener, deformierter Zünder ist vollkommen harmlos und je nach persönlicher Einstellung ein interessantes Artefakt oder wertloser Metallschrott.