Panzerungen sind Teil der Schutzbauten. Natürlich war es im Grabenkrieg extrem wichtig, sich gegen indirekten und direkten Beschuß zu schützen. Dazu zählten zu den Schutzbauten wie Gräben, Unterstände, Bunker oder Stollenanlagen, die vor Ort entweder provisorisch oder höchst professionell gebaut wurden, auch Fertigteile wie Panzerglocken und Schutzschilde. Aus hochfestem Stahl gefertigt wurden diese in besonders exponierten Bereichen eingebaut.

Französische Schutzhaube auf einem betonierten Unterstand. 

Auf der einen Seite natürlich von höherer Qualität und der Möglichkeit des besseren und unkomplizierten Einbaus als das Verschalen und Vergießen mit Beton, hatten diese Teile aber auch ihre Nachteile: Panzerglocken, gerade in den großen Festungsanlagen, fingen bei intensivem Beschuß das Dröhnen an, ähnlich wie unter einer richtigen Glocke, so daß der Aufenthalt dort oft unerträglich war.

Panzerung eines M.G.-Stands, ca. 30 mm dick.

Auch konnte das hochfeste Material ein Nachteil sein: bei falscher Belastung zersprang das Material oder wurde aus seiner Bettung gerissen.

Schutzpanzerung eines Beobachters. Originalstandort war in vorderster Linie im Sautter-Vorwerk bei Ammerzweiler - Ammerzwiller.

Gepanzerter MG-Stand

Schutzpanzerung auf einem betonierten Unterstand zur Beobachtung montiert.

Aber natürlich auch als beschussfeste Türe wie hier bei Carspach.

Oft wurden auch sog. Sturmschilde in die Gräben eingebaut, Metallplatten mit einem verschließbaren Beobachtungsspalt. Diese hielten oft spezieller gehärteter Munition, sog. Hartkernmunition nicht stand bzw. boten, falls die Beleuchtung im Hintergrund unvorteilhaft waren, eine optimale Zielmöglichkeit für Schafschützen, die mit ihren "Fernrohrbüchsen" nur darauf warteten, daß ein dunkler Kopf vor hellem Hintergrund hinter einem Sehschlitz auftauchte.

Dieses Fundstück bei Hirtzbach gab uns zunächst Rätsel auf, wir vermuteten eine Funktion als Sockel für Signal- bzw. Meldestangen.

Nun konnte das Rätsel gelöst werden: wir erhielten von einem Freund folgendes Bild und weitere Informationen: Es handelt sich um ein zerlegbares Wach- bzw. Beobachtungshäuschen. Es bestand aus fünf Ringen mit einer Wandstärke von 10 cm und einer Haube. Höhe außen 192,5 cm, innen 167 cm. Durchmesser außen 100 cm, innen 80 cm. Die unteren vier Ringe waren jeweils 35 cm hoch, wogen je 74 kg und verfügten über eine 50 cm breite Türöffnung. Sie wurden mit Kies gefüllt und boten guten Schutz gegen Infanterie-Schüsse. Der Ring über der Türe war mit Sehschlitzen versehen, er wog 62 kg. Die Haube ist 37 cm hoch und wiegt 67 kg.

Diese sogenannten Einmann-Bunker wurden vor allem einen Weltkrieg später auf deutscher Seite als Schutz- und Wachbauten an Stellen mit hohem Risiko für Bombardierungen oder Tieffliegerangriffe für Wachpersonal an Eingängen, Bedienpersonal z.B. an Bahnstrecken oder in Weichen- bzw. Rangierbereichen der Bahn oder für Brandschutzhelfer in Fabriken oder Werften aufgestellt. Diese Bauten erfreuten sich keiner besonderen Popularität, da sie natürlich sehr beengt waren, aber sich auch bei Treffern im Nahbereich deformieren bzw. wie das obige Beispiel, aus mehreren Fertigteilen bestehende Bauwerk, ineinander verschieben konnten oder ganz aus der Bettung gerissen und so für den Insassen zur sicheren Todesfalle werden konnten. Die in Einzelteile zerlegbaren Bauten wurden nach Begin des Krieges auch sehr schnell durch solche aus einem Guß ersetzt. Oft wurden sie bestenfalls als Toilettenhäuschen oder Aborte mißbraucht.

Für einen, im Graben eingebauten Beobachtungsposten wie oben boten diese Bauwerke vermutlich guten Schutz gegen Beschuß von Handwaffen. Mehr aber auch nicht. Die 10cm Betonwandung und das "Baukastenformat" aus fünf Ringen dürften bestenfalls als Splitterschutz für weiter entfernt auftretende Artillerie-Einschläge gedient haben. Für Nahtreffer dürfte es für den Beobachter in seiner "Mausefalle" sicherlich sehr schnell recht unangenehm geworden sein. 

Die Seltenheit, mit der diese Bauten in der Front vorkommen, zeigt eindeutig, daß hier kein echter praktischer Nutzen vorlag, sonst würde man diese Bauten öfter antreffen. Es ist sogar möglich, daß ein mobiler, gut getarnter Beobachter mit häufigem Stellungswechsel in größerer Sicherheit operierte als ein solcher, gut einsehbarer fester Bau, auf den sich der Gegner in aller Ruhe mit MG oder Minenwerfer einschießen konnte.

Viele, im ersten Moment sehr gut erscheinende Ideen, haben so den Test in der praktische Erprobung im harten Frontalltag nicht bestanden.

 

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