Gedicht von Carl Zumstein, Niedermagstatt, über die Kapelle St. Britzgen (St. Brice, Hausgauen).
Veröffentlicht im September 1918 in der Feldzeitung "Aus Sundgau und Wasgenwald".

Einsam still im Talesgrunde
Steht ein Kirchlein schlicht und klein,
Geisterhaft zur Geisterstunde
Blickt es weit ins Land hinein.
Dieses Kirchlein, in der weiten
Gegend ist's gar wohl bekannt,
Ueberrest entschwund'ner Zeiten;
Zu "St. Britzgen" wird’s genannt.
Einst, vor vielen hundert Jahren,
Tobte hier des Krieges Brand;
Und es zogen wilde Scharen
Brennend, mordend durch das Land.
Wo im trauten Heim, im lieben,
Frohe Menschen einst gewohnt,
Sind Ruinen nur geblieben:
Blos das Kirchlein ward verschont.
Leider auch mit frevlen Händen,
Wagten rohe Kriegesknechte
Dieses Heiligtum zu schänden;
Doch die Untat ward gerächt.
Ruhe konnten sie nicht finden,
Als das Schicksal bald sie traf;
Nächtlich in den Wiesengründen,
Wandeln sie noch heut' zur Straf!
Welchem Wanderer wohl nicht graute,
Wenn er spät im Talesgrund,
Gruselnd vor Entsetzen, schaute
Einen groβen Höllenhund;
Der dort knurrend, fauchend, glühend,
Rollt sein gräβlich Augenpaar;
Oder wenn zum Kirchlein ziehend
Kam vom Wald die Geisterschar.
Und da braust's bald wie im Sturme,
Und bald heult es, klagt und stöhnt,
Bis im nahen Dort vom Turme
"Eins" der Glockenschlag ertönt.
Still wird's dann im Wiesengrunde.
Nur das Kirchlein schlicht und klein
Leuchtet nach der Geisterstunde
Geisterhaft ins Land hinein.