Gedicht von Carl Zumstein, Niedermagstatt. Veröffentlicht in der Feldzeitung "Aus Sundgau und Wasgenwald" am Donnerstg, den 18. April 1918.

An alle Brunne, wit un breit,
Tien hite Tafle hanke:
"Kein Trinkwasser" steht g'schribe druf;
Dar Spruch, dar macht eim z'danke. -

Aβ ein a dumme G'spaβ hätt g'macht,
So wurd's eim fast gar dunke; -
Denn d'Groβ- und d' Urgroβväter hän
Scho vo dam Wasser trunke!

E g'sunder, zächer Mänscheschlag
Esch doch erhalte blibe. -
Aβ Ein am Wasser g'soffe heig
Sich z'tot, steht nienets g'schriebe! -

Un Mänker het noch Wi drüs g'macht,
So güet, wia vo de Rabe;
Un het'n g'soffe literwis,
Un tuet noch hite labe!

Un g'sundheitschädlig soll's denn si,
Wie mer jetz het vernumme,
Das Wasser, un gar mänke Lit
Hän Angst drvor bekumme. -

Dr Wi esch tir, un s'Bier isch schlacht,
Un rar sen all die Sache;
    Un s'Wasser sott mer losse si,
Drwil's eim krank kennt mache!

"Ich trink mir jetz kei Wasser meh! -
Nei, nei, um Gotteswille! -
Sait d'Amarei, "dr Stabsarzt sait,
Es seige drinn Bazille! -
Die frässe Darm und Mage dur! -
Und do, do bisch verlore! -"

"Bazille?" meint do s'Babett druf, -
Han die o Bei un Ohre?" -
"Ich glaub dü nimmsch die Physik a,
Wie ich vo dir tüe höre? -

"Nu wäge mer, mir isch 's scho racht!
I will di nit bekehre -
Doch  lüeg, dr alte Schafersepp,
Dert kunnt'r ebe z'hinke -
Dar zählt jetzt iber ninzig Johr,
Un tüet doch Wasser trinke! -"

"Scho ninzig Johr, potz sapperdie!"
Schreit d'Amarei verwundert,

"Wenn dar kei Wasser trunke hätt,
So war er g'wiβ scho hundert! -"


Carl Zumstein, Niedermagstatt