Die ersten Tage im August 1914

 

Teil 1: Auszüge aus der Reg.Gesch. des 4. Badischen Inf. Regiments "Prinz Wilhelm" Nr. 112

 

Der Befehl zur Mobilmachung erreicht die Garnison Mülhausen, und das dort liegende 4. Badische Infanterie–Regiment „Prinz Wilhelm“ Nr. 112, im folgenden „IR 112“ genannt, am 1. August 1914 um 17:00 Uhr. Der erste Mobilmachungstag ist für den Folgetag festgelegt. Schon einen Tag davor war Probemobilmachung der ganzen Garnison, Kriegsgarnituren wurden ausgegeben sowie eine „Erklärung des Zustandes der drohenden Kriegsgefahr“. Vorbereitende Massnahmen für den Grenz- und Bahnhofschutz im Frieden treten in Kraft, Urlauber werden zurückgerufen, Wachkommandos werden an den Bahnhöfen, Brücken, Post, Telephonamt und Aviatikschuppen aufgestellt. Für das IR 112, welches seit dem 29. Juli 1914 in der Garnison liegt, ist eine Mobilmachungsstärke von 66 Offizieren, 3159 Mannschaften und 183 Pferden vorgeschrieben. 
Fieberhafte Tätigkeit herrscht in der Garnison, um das Regiment kriegsbereit zu machen. Zur Bespannung der Fahrzeuge werden die benötigten Pferde ausgehoben. Die ersten Reservisten rücken unter Gesang der Wacht am Rhein in die Kaserne ein, Gerüchte über den Anmarsch der Franzosen schwirren umher. Da wird das Regiment abends um 10:30 alarmiert. Die grosse Bagage rückt nach der Napoleonsinsel aus, kehrt aber am anderen Morgen wieder in die Kaserne zurück.

Ein ernster Vorfall ereignete sich schon am 2. August nahe der Grenze zur Schweiz. Eine deutsche berittene Patrouille überschritt die französische Grenze und sollte gegen Delle aufklären. Bei Joncherey traf die Patrouille auf einen französischen Vorposten. Es kam zum Schusswechsel, wobei Caporal Peugeot und Leutnant Mayer ihr Leben verloren. Es waren dies die ersten Toten, in dem zu diesem Zeitpunkt noch nicht erklärten Krieg.

Am 5. August ist die Mobilmachung des IR 112 beendet, auf dem Kasernenhof des Regiments findet vormittags 8:30h ein Feldgottesdienst statt.  
Schon am nächsten Tag übernimmt das III. Bataillon die Sicherung von Altkirch und Dammerkirch. Die 9. Kompanie wird als Vorposten nach Dammerkirch vorgeschoben. Die 10. Kompanie sichert durch Feldwachen Altkirch. Auf dem Rebberg (Höhe 381) nördlich von Altkirch wird eine Aufnahmestellung angelegt.

Am 7. August unternimmt die 1. französische Armee einen Vorstoß in das Elsass und auf Mülhausen. Gegen 8:00h morgens wird die Vorpostenkompanie bei Dammerkirch angegriffen und geht befehlsmäßig nach Altkirch zurück. Feindliche Kavallerie und Artillerie wird im Anmarsch von Largitzen über Hirzbach auf Altkirch gemeldet. Um 2:00h nachmittags werden feindliche Schwadronen, die in Richtung St.Morand reiten unter Feuer genommen. Gegen 5:00h nachmittags kommt feindliche Infanterie in mehreren Wellen über den Lerchenberg nordwestlich Altkirch gegen unsere Stellung. Auf 700 Meter wird das Feuer eröffnet, die feindliche Infanterie kommt in diesem Feuer nur langsam vorwärts. Um 6:15h nachmittags kommt die Meldung, dass feindliche Infanterie auch von Heidweiler in Anmarsch ist, zugleich erhält das Bataillon den Befehl, sich vom Feinde loszulösen. Über Walheim und Tagolsheim zurückgehend bezieht das Bataillon eine Aufnahmestellung auf der Höhe 408 nordostwärts von Lümschweiler. Der Rest des Regiments, der marschbereit in der Kaserne stand, hatte um 3:00 nachmittags den Befehl erhalten, in den Kampf einzugreifen. Über Niedermorschweilers und Heimsbrunn vorrückend, sollte das Regiment einen bei Exbrücke–Niederburnhaupt gemeldeten Feind angreifen. Auf dem Marsch kommt gegen 7:00h nachmittags hinter Heimsbrunn der Befehl: Die Brigade zieht sich über Mülhausen auf Neuenburg zurück. Abends marschiert das Regiment durch Mülhausen. Das Proviantamt, dessen Vorräte nicht in Feindeshand fallen sollen, brennt lichterloh. Über die Napoleonsinsel geht es durch den ewig langen Hardwald. Um Mitternacht wird zu einer längeren Rast gehalten.

Das III. Bataillon hatte sich in Fröningen gesammelt und marschiert über Habsheim, Ottmarsheim, Banzenheim nach Eichwald. Die Verluste des Bataillons im Kampf bei Altkirch betragen 22 Tote und 41 Verwundete. Im Morgengrauen des 8. August überschreitet das Regiment den Rhein und bezieht zwischen Neuenburg und Müllheim Biwak. Gegen Abend dieses Tages rückt die 14. französische Division in Mülhausen ein.

 

Teil 2: Die Erlebnisse eines Offiziers der Feldartillerie Anfang August 1914

 

Über seine Erlebnisse während der Tage in Mülhausen berichtet der damalige Adjutant der I./76 und spätere Hauptmann a. D. v. Bothmer. Er hat diesen Bericht gleich nach seiner Verwundung am 21. September 1914, also noch unter dem frischen Eindruck des Erlebten verfasst.

"Mit einem brutalen Ruck setzte sich der lange Zug in Bewegung. Rufe: «Auf Wiedersehen», «Grüßt die Jungens», Männerfäuste und Frauenhände streckten sich noch einmal den Abfahrenden entgegen, im Schein der Laternen stehen winkende Gestalten. Klappernd rollen die Wagen über die Weichen, Dampfwolken der Maschine schieben sich wie Nebelschwaden vor unseren Blick. Dann wird es still. Freiburg, die Garnison, unser bisheriges Leben liegt hinter uns. „Uff“, mit einem müden Grunzen sinkt man in die Polster des muffigen Abteils II. Klasse. Keiner spricht. Nach der rasenden Hetze der „beschleunigten Mobilmachung“ der erste ruhige Moment. Irgendwoher aus einem anderen Waggon dringen abgerissene Töne eines alten Soldatenliedes. Ein wenig schwermütig, wie die meisten.

Draußen gleiten die kleinen Dorfstationen vorbei, die altbekannten: S. Georgen, Schallstadt, da rechts Mengen und dahinter das scharf nach Süden abfallende Kap der Tuniberge mit der Wetterkapelle, deren Silhouette sich scharf gegen den nächtlichen Himmel abhebt. Mengen! Herbstjagden, Spargelessen im Röβle. Nun, diesmal werden die Herbstjagden wohl ein etwas anderes Gepräge haben, und ob wir nächstes Frühjahr zum Spargelessen... Wie kann man nur so dummes Zeug denken...!

Durch die offenen Fenster dringt die warme Sommerluft herein, es riecht nach Gras und Erde; Grillen zirpen. Taktmäßig poltern die Räder über die Schienen. Noch ist ja nicht Krieg. „Und Schieβlisten gibt’s auch keine“, grinst ein Kamerad mir gegenüber. „Nein, Gott sei Dank nicht–und vom hohen Vorgesetzten wird einem nicht eine andere Lösung der Schieβaufgabe anheimgegeben“ – „Stimmt“... Bin ich doch ein wenig eingeduselt? Kreischend ziehen die Bremsen an. Ein schwach erhellter Bahnhof; Müllheim. Eine Wache kommt vorn auf die Maschine, alle Lichter im Zuge werden gelöscht, und scharf nach Westen biegend, geht’s dem Rheine zu. Bald kreuzen wir den Strom, der sich hier rauschend zwischen den Brückenpfeilern hindurchzwängt, und weiter rollen wir durch den nächtlichen Hardtwald. Es mochte nach Mitternacht sein, als wir in den völlig verdunkelten Bahnhof Mülhausen einliefen. Lt. v. Wild von der I. Batterie wartete im Krümperwagen, um den Abteilungskommandeur, Major v. Beyer, und seinen Adjutanten in die Infanteriekaserne zum General Stenger zu bringen, der den Grenzschutz kommandierte.

General Stenger u. Oberst v. Ostrowski bei Mülhausen

Bei unserer Abfahrt in Freiburg waren uns schon die wildesten Gerüchte um die Ohren geflogen. Der Lt. v. Wild II sei gefallen, die erste Batterie völlig zusammengeschossen, und was dergleichen Räubergeschichten mehr waren. Tatsächlich waren wir etwas in Sorge gewesen, und jedenfalls waren wir höchst tatendurstig in der Hauptstadt des Oberelsaβ angekommen. Und nun ratterten wir hier durch die dunklen und totenstillen Gassen in eine ebenso dunkle und leblose Kaserne. Auf dem Geschäftszimmer empfing uns ein übermüdeter Ordonnanzoffizier. Der General schlafe, und die Franzosen seien  nicht zu spüren, und wir sollten Quartier in der Dragonerkaserne beziehen. Bald darauf lag ich auf dem Sofa einer Leutnantswohnung und schlief den Schlaf des Gerechten.

Die nächsten Tage bildeten ein eigenartiges Gemisch von Friedensdienst und Kriegsbetrieb. Die Franzosen kamen nicht. Deswegen lagen wir aber keineswegs auf der faulen Haut,; wenn auch die eigentliche Mobilmachung in Freiburg tadellos vor sich gegangen war, so gab es doch eine Menge zu tun. Dies und jenes musste noch ergänzt werden. Unter anderem waren die Verbandpäckchen zum Teil vergessen worden. In der Kaserne fanden wir eine Anzahl Karabiner, die wir schleunigst auf unsere Leute verteilten, ihnen so eine wirksamere Handwaffe gebend, als es der alte Revolver sein konnte.

Sehr viel Arbeit machte der Pferdeankauf. Da man fast stündlich den Einbruch des Feindes erwartete, wurden die Pferdeaushebungen in den Grenzdörfern überstürzt, und die Bauern kamen zum Teil auch freiwillig direkt nach Mülhausen herein. Da wurde denn schleunigst von der Abteilung eine Ankaufskommission gebildet und an die 400 Gäule über den Rhein in Sicherheit gebracht. Weil wir zu diesem Geschäft nicht offiziell berechtigt waren, machte unser Zahlmeister allerdings ein äußerst bedenkliches Gesicht. Jedoch, es war der einzige Weg, der eigenen Armee die Pferde zu erhalten, die sonst unzweifelhaft den Franzosen in die Hände gefallen wären.

Die Karabiner erwiesen sich zunächst als fragwürdige Verbesserung. Sowie nämlich ein französischer Flieger am Himmel erschien, fühlte sich jedermann angeregt, dem edlen Schiessport zu huldigen, und es ergab sich alsbald die zwingende Notwendigkeit, gegen das Mensch und Tier gefährdende wüste Geschieβe energisch einzuschreiten. Diese ersten Fliegerbesuche, wie harmlos waren sie doch und wie naiv trat man ihnen gegenüber! Eines Tages lies so ein Vogel etwas fallen und dieses „etwas“ fiel in den Kasernenhof. Große Aufregung! Ein dreifarbiger Wimpel und daran befestigt eine Bleikugel von der Größe einer Weinbeere vom Batzenberge. Um’s Himmelswillen, eine Dynamitkapsel! Ein überschwappender Stalleimer ward gebracht und die „Höllenmaschine“ darin versenkt. Erst als nach geraumer Zeit nichts erfolgte, konnte die Ungefährlichkeit des Dinges offiziell anerkannt werden. Was hätte der Wassereimer wohl genützt, wenn es sich wirklich um Dynamit gehandelt hätte!?

Die Tage vergingen in ständiger Alarmbereitschaft, und schon hörte man allerseits spöttische Bemerkungen über die Franzosen, die unser Häuflein Grenzschutztruppen so hübsch in Ruhe lieβen. Namentlich während des Essens im „Prinzen Karl“, wo man übrigens von Fliegen höllisch belästigt wurde, nahmen die Reden der jüngeren Jahrgänge einen äußerst herausfordernden Ton an. Vielleicht trug auch der Umstand, dass der Hauptmann v. Reck mit der 3. Batterie und dem Rest der I. Munitions- Kolonne zu uns gestoßen war, zu dieser gehobenen Stimmung bei. Waren wir doch jetzt in der Abteilung sozusagen vollzählig versammelt.

„Aber hier, wie überhaupt,
Kommt es anders, als man glaubt“

sagte schon Wilhelm Busch, der doch den Krieg nicht persönlich kannte.

Für den 6. August war noch eine Übung angesetzt, um Mensch und Pferd zu bewegen. Da wurden wir alarmiert. Der Gegner war in mehreren starken Kolonnen im Anmarsch. Von Süden über Pfettershausen, von Südwesten über Dammerkirch und von Nordwesten über Thann drang er anscheinend konzentrisch auf Mülhausen vor. Kämpfend wichen unsere vorgeschobenen, schwachen Postierungen zurück. Zwar hatte sich der Grenzschutz befehlsmäßig auf keine ernsthaften Kampfhandlungen einzulassen, doch sollte vor der Preisgabe des linken Rheinufers ein Vorstoß in westlicher Richtung unternommen werden. Das Gros marschierte zu diesem Zwecke auf der großen Straße nach Burnhaupt. Der feindlichen Südgruppe wurde ein kleines Detachement, zu dem unsere 2. Batterie gehörte, entgegengeschickt. Auf dieser Seite kam es dann bei Altkirch zum Gefecht (siehe Die ersten Artillerieschüsse im ersten Weltkrieg: Altkirch, 7. August 1914 ). 

Währenddessen blieb bei uns alles ruhig. Kein Feind zu sehen. Von einer Anhöhe aus sahen wir in der Gegend von Altkirch, dessen unverkennbare Silhouette deutlich zu sehen war, Schrappnellwölkchen und hörten Kanonendonner. Weiter ging es, immer nach Westen zu. „Sind wir noch nicht bald in Paris?“ grinst ein Spaßvogel. Nun, so ganz klar war die Situation ja nicht. Altkirch lag schon fast links rückwärts, Meldungen besagten, dass sich französische Radfahrerabteilungen Lutterbach, der nordwestlichen Vorstadt Mülhausens näherten, und vor uns wich der Feind anscheinend aus. Die Sache nahm verzweifelte Ähnlichkeit mit einer Kneifzange an.

Während sich die Spitze der Hardtmühle von Heimsbrunn näherte, musste die 3. Batterie bei Reiningen in Stellung bleiben, um die rechte Flanke zu sichern. Schweigend lag der Wald zu beiden Seiten der Straße, schweigend kroch der kleine Heerwurm dahin. Endlich jagte ein Ordonnanzoffizier auf schweißbedecktem Rappen von hinten heran, und brachte den Befehl zum Rückzug. Also: „Kehrt, Marsch“. Zurück ging es dieselbe Chaussee. Unbelästigt. Es war bereits dunkel, als unsere Kolonne wieder Mülhausen erreichte. Zwischen den Häusern donnerten die Kanonen über die Pflaster. Die Einwohner standen schweigend in Gruppen vor ihren Häusern, glotzten uns an. Meist gleichgültig, hie und da etwas wie Genugtuung in den Gesichtern, aber keine laute Äußerung. Hindurch durch die Stadt. Wieder umfing uns diese Dunkelheit der Landstraße. Müde bewegte sich das Detachement fort. Nun es so gut wie ausgeschlossen war, dass es noch zu einer Gefechtsberührung kam, stellte sich eine Art fauler Gleichgültigkeit ein. Napoleonsinsel wurde passiert, rings lag der schweigende Hardtwald. Eintönig klapperten die Hufe, Sattelzeug knirschte, hin und wieder glühte eine Zigarette auf im Dunkel. Nachtübung, friedensmäβig. Da, auf einmal färbte sich der Himmel rot über Mülhausen, feurige Lohe und Funken sprühen hoch empor. Nein, das ist keine Friedensübung. Ein Magazin brennt, wie es heißt. Man brannte es nieder, um seinen Inhalt nicht dem Feinde auszuliefern. Stundenlang leuchtete uns der rote Schein dieser ersten kriegerischen Feuersbrunst.

Brückenkopf Eichwald am 8. August 1914

In später Nachtstunde näherten wir uns dem Brückenkopf Eichwald. Gross ist unsere Freude, hier die Kameraden der II. Abteilung zu finden, die uns lebhaft begrüßen. Die Gruppe Altkirch, um die wir etwas in Sorge gewesen waren, sei schon eingetroffen. Die 2. Batterie habe nur einen Leichtverwundeten. Im ungewissen Dunkel sehen wir Schützengräben, Geschützeinschnitte und Drahtverhaue zu beiden Seiten der Straße. Dumpf poltern die Fahrzeuge über die Bohlen der Schiffbrücke, weiß leuchtet der Gischt der reißenden Strömung um die Pontons. Kanoniere führen die ängstlich schnaubenden Pferde. Neuenburg, das Städtchen, vollgestopft mit Militär, erinnert mich lebhaft an den Hexensabbath in Großumstadt bei Darmstadt, als wir 1909 zum Kaisermanöver aufbrachen.

Östlich Neuenburg wird uns links der Straße ein Biwakplatz angewiesen. Es geht auf 3 Uhr. Kein Stroh, keine Bagagen. Todmüde fällt man in irgendeine Ackerfurche und Krieg und Erinnerung und Bewusstsein versinken irgendwo in Nichts, in wohliges Nirwana. Alles ist relativ. Wenn man nur gehörig müde ist, wird Lehmboden zum Paradiesbett.
Die nächsten beiden Tage verbrachten wir in verhältnismäßiger Ruhe. Ein reges Biwakleben herrschte, da sich nun hier die 29. Division versammelte. Das Wetter war schön, und somit das Abteilungsgeschäftszimmer bei Mutter Grün, d. h. unter dem Blätterdach eines Apfelbaumes, eigentlich ganz idyllisch.

Biwak F.A.R. 76

Einmal gab es ein großes Geschrei. Alles eilte zur Chaussee, auf der von Neuenburg kommend ein Auto erschien. Auf dem Trittbrett hockte ein französischer Infanterist in voller Kriegsbemalung. Er war wohl der erste Kriegsgefangene und erregte als solcher großes Aufsehen. Es war wie eine kleine Triumphfahrt, und der Kleine fand sich als Franzose schnell in die ihm hier zufallende Rolle. Glücklich lächelnd winkte und grüßte er nach allen Seiten, und unsere Leute gröhlten vor Vergnügen“.

Nachdem der Regimentsstab mit der II./76 am 7.8. in Neuenburg eingetroffen war, wurden bei Neuenburg und Eichwald Stellungen erkundet, um den Feind, der im Vormarsch gegen den Rhein gemeldet war, am Überschreiten des Stromes zu hindern. Die II.76 unterstand der 84. Infanterie Brigade und rückte abends in die westlich Eichwald ausgehobenen Geschützeinschnitte ein; zugweise Aufstellung, Verteilung auf die ganze Brückenkopfstellung. Tags darauf blieb bei unbestimmten Nachrichten vom Feinde die Lage unverändert. Am 9. August ist das gesamte Regiment wieder unter dem Kommando des Regimentskommandeurs vereint.
Schon am nächsten Morgen musste das Regiment wieder über den Rhein zurück in Richtung Mülhausen und ging bei Napoleonsinsel und beim Flugplatz Habsheim in Stellung. Es folgte die erste Schlacht bei Mülhausen.

 

Teil 3: Aus den Aufzeichnungen des Generalmajors Mohr, ehemaliger Regiments-Kommandeur des L.I.R. 109.

Vom 6.8. bis 14.8.1914 bei Lörrach, Weil, Rheinfelden, Volkensburg, Réchesy (Auszüge)

 

Ein glücklicher Zufall hat es wohl gewollt, dass wir wieder ein seltenes Schriftstück erwerben konnten. Es handelt sich um ein 31 Seiten umfassendes Heftchen von Generalmajor Rudolf Mohr, in dem er seine Erinnerungen beim Landwehr Infanterie Regiment 109 festhielt. Dieses Regiment war ja bekanntlich im Sundgau im Einsatz und nahm u.a. auch an der 2. Schlacht um Mülhausen am 19. August 1914 teil. Im Folgenden möchten wir aus dieser Schrift, einige uns wichtig erscheinenden Passagen wiedergeben.

Bei Kriegsausbruch war Generalmajor Mohr in Lahr beim Infanterie-Regiment 169 (I.R. 169) stationiert und wurde dort zum Regiments-Kommandeur des Landwehr-Infanterie-Regiment 109 (L.I.R. 109) berufen, dessen Führung er 1½ Jahre inne hatte. Nach seiner Ernennung reiste er nach Lörrach, wo das 2. und 3. Bataillon aufgestellt wurde. Das 1. Bataillon wurde in Konstanz beim I.R. 114 formiert:

"Schon am 6. August kam der Befehl, die großen elektrischen Anlagen bei Rheinfelden zu besetzen, da durch Russen vom Schweizer Ufer Sprengversuche unternommen worden wären. Noch fast uneingekleidet und halb in Zivil, mussten ein Offizier und 75 Mann in der Nacht dorthin abmarschieren. 
Am anderen Morgen ritt ich persönlich nach Rheinfelden, von wo aus das ganze badische Unterland mit elektrischem Strom versorgt wird, fand alles in Ordnung und gesichert. Nur wäre ich unterwegs fast erschossen worden. Überall waren die Dorfeingänge durch Leiterwagen und Bürgerwehr gesperrt. Die Nachricht von dem goldbeladenen sagenhaften Spionenauto hatte die Bevölkerung wie einen Hornissenschwarm aufgestört. Vom Eingang eines Dorfes prasselte mir sofort bei meinem Auftauchen ein wildes Feuer aus allen möglichen und unmöglichen Schießprügeln entgegen. Ich musste tatsaechlich die weiße Fahne in Gestalt meines Taschentuches hissen, ehe das Feuer eingestellt wurde. Dann aber war ich nicht sehr freundlich zu ihnen und habe wohl selten in meinem Leben so geschimpft. Ihre Hauptentschuldigung war, sie hätten die feldgraue Uniform noch nie gesehen und mich für einen Franzosen gehalten. Solch gemeine Geschmacksverwirrung hatte mir bisher noch niemand zugetraut, und also musste ich zum Schluss lachen."

Und noch eine Episode aus den Tagen in Lörrach, bevor das Regiment ausrückte:

"Einer der Bataillons- Kommandeure war zu seiner Orientierung auf die Tüllinger Höhen geritten, wo ein Artilleriekommando mit Herstellung von Scheinanlagen beschäftigt war. Da der Major über seiner Uniform einen gelbbraunen Zivil-Gummimantel trug und infolge seiner bräunlichen Gesichtsfarbe und schwarzen Haaren „ein südländisches Aussehen“ hatte, wurde er von den braven Artilleristen unter Androhung von Waffengewalt prompt verhaftet und nach Lörrach gebracht, wo ich ihn im Rathause rekognoszieren und befreien musste. Kaum war er entlassen, da kam der Unglückliche schon wieder, von einer Riesenmenge verhaftet und begleitet, so dass eine neue Befreiung nötig wurde. Ich musste ihn dringend ersuchen, seinen schönen Regenmantel schleunigst abzulegen, da ich schließlich etwas anderes zu tun hätte, als ihn fortgesetzt los zu eisen."

Am 9. August übernahm das Regiment die Stellungen des I.R. 113 bei Weil auf der Leopoldshöhe, sowie die Bewachung der zur Sprengung im Notfall vorbereiteten Eisenbahnbrücke über den Rhein. Auch sollten feindliche Übergangsversuche verhindert werden. Erste Patrouillen wurden über den Rhein geschickt.

"Dicht am Ende der Brücke am linken Rheinufer, befand sich eine sogenannte bombensichere Unterkunft für etwa eine Kompagnie mit schwachem Drahthindernis. Eine Verteidigung des Werkes bei einem feindlichen Angriff war so gut wie aussichtslos, da die ehemalige kleine französische Festung Hüningen dicht vor der Stellung lag und jeden Überblick und das Schussfeld versperrte. Die Unterkunft bot höchstens gegen Feldgeschütze einigermaßen Schutz. Die Minenkammern der Brückenpfeiler waren geladen, bei Räumung des linken Rheinufers sollten sie gesprengt werden. An den Brückenenden waren vier schwere Festungs-Maschinengewehre in Betontürmchen aufgestellt. 
Da ich keine Kavallerie zur Verfügung hatte, requirierte ich eine größere Anzahl von Fahrrädern für den Patrouillendienst. Ein böses Stück Arbeit bot der Grenzverkehr. Die Schweizer hatten an der bisherigen Zollstation Otterbach eine hohe Sperre errichtet, die jeder in die Schweiz Einreisende passieren musste. Vorher aber wurden bei uns die Ausweise auf das Genaueste geprüft. Trotzdem vier Offiziere mit dieser Tätigkeit beauftragt waren, ging das Geschäft nur sehr langsam vor sich, und es dauerte Tage, bis die Massen von einigen Tausend Menschen, die Deutschland verlassen wollten, abgefunden war. Dazu kamen noch die dorthin Zurückkehrenden, die besonders auf Herz und Nieren geprüft werden mussten, da man in jedem einen Spion vermutete. 
Die Schweizer Offiziere, fast nur deutsche, waren die liebenswürdigsten Kameraden, die man sich denken und wünschen konnte und nahmen den lebhaftesten Anteil an allen Vorgängen. Ich sprach sie täglich zur Erledigung von Grenzgeschäften auf einem kleinen neutralen Raum zwischen den Sperren und habe sie stets entgegenkommend und gefällig gefunden, so dass ich ihnen noch heute ein dankbares Gedenken bewahre. Später, als die deutsche Grenzbesatzung durch eine welsche abgelöst wurde, änderte sich das Bild sehr wesentlich.
Um 2 Uhr nachmittags wurde unsere Stellung plötzlich von acht französischen Fliegern überflogen, die in großer Höhe nordöstlich verschwanden. Fast zur gleichen Zeit war auch lebhafter Geschützdonner von Mülhausen her zu hören, der sich immer mehr verstärkte. Von Leopoldshöhe aus sehen wir als Panorama sich die erste Schlacht bei Mülhausen (Anm: 9. August 1914) entwickeln. Fiebernd vor Erregung und Erwartung erblicken wir das fortgesetzte Zucken des Geschützfeuers, in zwei Dörfern brannte es, der ganze Horizont nach Mülhausen war blutig rot. 
Nun erfuhren wir auch, dass das 14 A.K. (Anm: 14. Armeekorps) über die Neuenburger Brücke und das 15 A.K. von Straßburg gegen Mülhausen vorgegangen seien und mit starken französischen Kräften, die dort eingerückt waren, im harten Kampf ständen. Gegen Abend schwieg nach und nach der Kanonendonner, um beim Morgengrauen wieder stark anzuwachsen, aber mehr in südwestlicher Richtung von Mülhausen, also anscheinend Verfolgungsfeuer. 
Erst gegen Mittag erhielten wir nähere Nachricht über die gewonnene Schlacht, die besonders meinem alten Regiment 169 schwere Opfer gekostet hatte. Aber auch die in Mülhausen in Garnison stehende Infanteriebrigade, die Regimenter 112 und 142, hatten sehr gelitten; sie war – ein merkwürdiger Zufall – auf ihrem eigenen Exerzierplatz, wo sie so manches Mal den Angriff geübt hatte, gegen Habsheim vorgegangen und hatte das Dorf in unaufhaltsamen, schnellsten Vorgehen genommen.

In größter Spannung erwartete ich nun den Befehl zum Vorrücken über den Rhein. Endlich, 2:30 Uhr nachmittags (Anm: 10. August 1914), traf er ein: „Großer Sieg über die Franzosen bei Mülhausen. Alles tritt zur Verfolgung an.“. Aber die Freude war nur kurz. Schon bald, nachdem der Rhein überschritten, kam der Befehl zum Wiedereinrücken. Der Gegner war schon zu weit zurückgegangen, als dass wir ihn noch hätten erreichen können. Es war wohl auch ganz gut so, denn die Bataillone waren bisher kaum zur Ruhe und Ausbildung gekommen."

Am 12. August traf  auch das I. Bataillon aus Konstanz ein, so dass das Regiment endlich vollständig versammelt war. Nun konnte mit der dringend nötigen Ausbildung begonnen werden.

"In der Nacht hatten wir den ersten Zusammenstoß mit dem Feinde. Eine am Nachmittag gegen Volkensberg (Anm.: heute Folgensbourg) unter dem Offiziersaspiranten Kny vorgesandte stärkere Radfahrer-Patrouille war dort mit französischer Kavallerie zusammengestoßen und hatte einen Toten und einen Verwundeten zu beklagen. Da inzwischen eine Schwadron Landwehr-Olga-Dragoner bei mir eingetroffen war, lies ich zwei Offizierspatrouillen erneut auf Volkensberg vorgehen, die das Dorf aber frei vom Feinde fanden. Die Franzosen waren überall auf Belfort zurückgegangen, wo sich anscheinend neue starke Kräfte sammelten. Wir sollten bald ihre nähere Bekanntschaft machen. Vorläufig aber ging endlich die Ausbildung ihren geregelten Gang weiter.

Um den Eindruck stärkerer Truppenmassen hervorzurufen, ließ ich die mir zugeteilte Landsturmkompagnie auf der Tüllinger Höhe schanzen und marschieren. Da sie Tschakkos trug, verbreiteten meine Patrouillen im Elsass überall das Gerücht, dass das österreichische 14. Armeekorps eingetroffen sei. Ich hatte die Freude und Genugtuung, dass dieses Gerücht sehr bald Aufnahme in schweizerischen und französischen Zeitungen fand: „Wo kommen denn nur auf einmal die Österreicher her?“ oder „Es scheint sich zu bestätigen, dass das österreichische 14. Armeekorps nördlich von Basel sich sammelt“. 
Und zur Bekräftigung der Kriegslist ließ ich auf dem Dache des weithin sichtbaren Wirtshauses von Leopoldshöhe eine große schwarz-gelbe Fahne aufziehen. Meine Kavallerie-Patrouillen aber trugen die Kunde davon weit in das Elsass bis über die französische Grenze hinaus. Eine meiner Tagebuchnotizen sagt wörtlich: 
„Meine Kavallerie-Patrouillen reiten heute als Österreicher mit schwarz-gelben Lanzenfähnchen. Da sie keine Lanzen hatten, ließ ich solche aus angestrichenen Gasröhren und Bohnenstangen herstellen. Die Mannschaften setzten Landsturm-Tschakkos auf und verbreiteten nach Möglichkeit, dass das 14. österreichische Armeekorps bei uns sei und ein weiteres Korps folge. Auch in Drillichjacken reiten sie mit roten, gelben und blauen Kragen (aufgenähte Tuchstreifen), um den Anschein starker Kavallerie hervorzurufen. Hoffentlich fallen die Franzosen genau so darauf hinein, wie Anno 1870 bei Saarbrücken“.

Der Erfolg war jedenfalls großartig, die Zeitungsnachrichten hierüber mehrten sich, und die von einer besonders schneidigen Patrouille ausgeführte Sprengung des Kraftwerkes in Réchesy (französisches Dorf suedwestlich von Ober-Sept) ließ erst recht nicht die Vermutung aufkommen, dass das Gerücht unwahr sei. Der Patrouillenführer, ein alter, prächtiger Vizewachtmeister der Olga-Dragoner brachte mir sogar die beschlagnahmten Papiere des Kraftwerkes mit. Die größte Freude an der gelungenen Kriegslist, die, wie ich noch schildern werde, von weitgehendem Einfluss auf das Verhalten der Franzosen in der 2. Schlacht bei Mülhausen war, hatte mein väterlicher Freund und Gönner, der Generaloberst von Eichhorn, der mich von Badenweiler aus, wo er die Nachwehen einer schweren Lungenentzündung ausheilte, bis er den Befehl über die 10. Armee in Ostpreußen übernehmen konnte, in meiner Stellung aussuchte.

Ich sehe ihn noch, als er aus dem Auto ausstieg, in größter Verwunderung die schwarz-gelbe Fahne anstaunen: „Ja, haben Sie denn Österreicher hier?!“ Und als ich erwiderte: „Nur in meinem Kopf, Exzellenz“, da begrüßte er den Gedanken so freudig und begeistert, dass ich mich fast meiner Autorschaft schämte. 
Aber seine Verwunderung stieg noch mehr, als ich ihm beim Essen ein gerade zu passender Zeit eingetroffenes Geschenk meiner 10. Kompagnie vorsetzte, das diese mir mit den Worten übersandt hatte: Die 10. Kompanie erlaubt sich, Herrn Oberst gehorsamst zum Mittagstisch einen Salm zu übersenden, den sie im Rhein gefangen hat.“ Es war ein Riesenexemplar von über 30 Pfund, eine wirklich seltene Beute, deren Gewicht ich genau feststellen ließ, und des berühmten Feldherrn und späteren Generalfeldmarschalls würdig.".

 

Teil 4: Vormarsch gegen Altkirch am 18.8.1914. Gefecht bei Tagsdorf am 19.8.1914.

Aus einer Schrift des Generalmajors Mohr (Regt. Kom. LIR 109), die wir hier teilweise wiedergeben.

 

Das 14. und 15. Armeekorps war nach der ersten Schlacht bei Mülhausen wieder auf das rechte Rheinufer zurück genommen worden. Der relativ schwachen deutschen Landwehr standen starke französische Kräfte gegenüber. Dies war durchaus  erwünscht, da diese Truppen somit an anderen, entscheidenden Kriegsschauplätzen fehlten. Generalmajor Mohr schrieb dazu: „Alles was wir mit unseren schwachen „Wacht am Rhein“ auf uns zogen, fehlte ihnen an anderer, wichtigerer Stelle“.
Das L.I.R. 109 unter Generalmajor Mohr stand bei Lörrach – Weil in Bereitschaft. Am 17. August abends ging der Befehl zum Vormarsch über den Rhein auf Altkirch ein. 

"Es war eigentlich ein Marsch „ins Blaue hinein“. Ohne genauere Nachrichten über den Feind, traten die verfügbaren Landwehrformationen um 6 Uhr vormittags, gleichzeitig in drei Kolonnen, den Vormarsch über den Rhein an. 
Die rechte Flügelkolonne, bestehend aus dem I. und II. Landwehr-Infanterie Regiment Nr. 40, Landwehr-Infanterie Regiment Nr. 110, einer alten 15 cm Haubitze und einer Feldbatterie, über die Neuenburger Brücke auf Mülhausen.
Die mittlere Kolonne, neun Ersatzbataillone, sechs Batterien und 1 ½ Eskadrons stark über die Isteiner Brücke auf Altkirch.

Die linke Kolonne, das L.I.R. 109, mit zwei Batterien (eine alte Kanonen- und eine alte leichte Feldhaubitzbatterie) über die Brücke bei Hüningen, ebenfalls auf Altkirch. Die Schwadron Landwehr-Olga-Dragoner, die außerdem der linken Kolonne zugeteilt war, musste wegen Brustseuche zurückbleiben, so dass als Aufklärungsorgane nur die Radfahrer zur Verfügung standen. Flugzeuge waren selbstredend nicht vorhanden, die wurden an anderer Stelle nötiger gebraucht. Eine Verbindung zwischen den drei Kolonnen bestand deshalb so gut wie nicht, die starke feindliche Kavallerie im Vormarschgelände, auf die wir bald stoßen sollten, hinderte jeden Verkehr. 
Es war eine fast unlösbare Aufgabe, die uns gestellt war, und die zur vollen Vernichtung der schwachen Kräfte hätte führen können und müssen, wenn die Franzosen die Lage richtig erkannt und wenn – die zwei imaginären österreichischen Korps sie nicht zur größten Vorsicht veranlasst hätten.

Die nun nachstehend geschilderten Ereignisse sind, soweit mir bekannt, bis jetzt überhaupt noch nicht in ihren Einzelheiten und Zusammenhängen veröffentlicht worden. Zwar brachten deutsche und Schweizer Zeitungen unmittelbar nach den stattgefundenen Kämpfen mehr oder weniger zutreffende Schilderungen, aber alles geriet über den großen Entscheidungen der Schlachten im Norden in Vergessenheit. Man übersah ganz, welche Riesengefahr von Süddeutschland selbst bei einem kurzen Einbruch der Franzosen abgewendet war. Und dass dieser nicht außer dem Bereich der Möglichkeit lag, werden die Schilderungen zeigen."

Vormarsch gegen Altkirch

"Der am 18. August erfolgte Vormarsch der linken Kolonne geschah zunächst ohne Berührung mit dem Feinde. Erst am Westausgang von Niederranspach fielen die ersten Schüsse bei der Spitze, die auf eine etwa 30 Mann starke französische Kavallerie- Patrouille (12. Husaren) gestoßen war, welche auf das erhaltene Feuer schleunigst unter Verlust eines Verwundeten und eines gefangenen Unteroffiziers seitlich auswich. Ihre Aussagen ergaben nur, dass mehrere französische Kavallerie Regimenter um Altkirch herum ständen, von weiteren Truppen behaupteten sie keinerlei Kenntnis zu haben. 
Der Marsch wurde bis zu den hochgelegenen „Drei Häuser“ fortgesetzt, von hier aus weithin aufgeklärt, abgekocht und gegen Abend in zwei Dörfern Notquartier unter Sicherung des 3. Bataillons, bezogen. Die Nacht verlief ruhig, und am 19. August, 6 Uhr vormittags, wurde erneut der Vormarsch von Helfranskirchen aus auf Altkirch angetreten. Alle Versuche, mit der Nebenkolonne Fühlung aufzunehmen, waren erfolglos geblieben. Auch vom Feinde war keine weitere Nachricht eingelaufen. Es fehlte eben an allen Aufklärungsorganen.".

Gefecht bei Tagsdorf

Etwa 600 Meter südöstlich Tagsdorfs kam es deshalb zu einem plötzlichen und unerwarteten Zusammenstoß. Die Spitze, ein Halbzug, hinter der ich echt friedensmäβig und in falscher Weise ritt, war gerade an dem Scheitelpunkt der Chaussee, die bisher auf der Höhe verlaufen war und sich nun im mäßigen Abfall nach Tagsdorf senkte, angelangt. Ich hielt und beobachtete mit dem Glase die Höhenzüge links von mir, als ich plötzlich den Spitzenführer kommandieren höre: „In den Straßengraben schwärmen, marsch – marsch! Auf die anreitende Kavallerie Schützenfeuer, Visier 400, lebhaft feuern!“

Sehr erstaunt sah ich die auf einmal aus Tagsdorf vorbrechende feindliche Reiterlinie bergauf gegen uns anreiten. Zuerst eine Schwadron in ausgeschwärmter (Lawa) Linie, dahinter weiter geschlossene Formationen. Ihnen schlug sofort ein prasselndes Feuer entgegen, unser Vortrupp raste heran, der Haupttrupp ebenso im Laufschritt. Die feindlichen Reiter fielen wie die Hasen im Kessel, immer langsamer wurde die Attacke, aus dem Galopp Trab, aus dem Trapp Schritt, und endlich kam sie auf 200 m vor uns zu stehen. Alle Bemühungen, das Feuer zu stoppen, misslangen, die Mannschaften, die zum ersten Male ins Gefecht kamen, wollten den Augenblick, auf den sie im Frieden so oft vorbereitet worden waren, auskosten, sie schossen, was nur aus dem Lauf ging, und bald standen nur noch reiterlose Pferde vor uns, und bewegten sich Verwundete kriechend aus dem Feuer.

Endlich gelang es, das zuletzt nutzlose und unerquickliche Feuer zum Schweigen zu bringen, die Angreifer – 4. Chasseurs d’Afrique – waren so gut wie vernichtet, nur 27 Mann wurden z.T. verwundet gefangen genommen. Überall leuchteten die roten Hosen in der Sonne, überall sah man Tote liegen und leere Pferde stehen. Nur ein französischer Offizier auf einem wundervollen braunen Vollblut kam bis dicht an unsere Schützenlinie gejagt und wurde unmittelbar vor mir vom Pferde geschossen. Das Pferd übernahm, da es unverletzt geblieben war, sofort mein Adjutant als freudiger Erbe, der Säbel des tapferen Offiziers ziert noch heute mein Arbeitszimmer.

Und nun klärte sich auch das merkwürdige Stocken und Versagen der Attacke auf, die meiner Ansicht nach sonst Spitze und Vortrupp glatt überritten und wer weiß welche Unordnung geschaffen hätte. Die Chasseurs, hellbraune, gut aussehende Leute, waren fast durchweg auf kleinen Berberhengsten, meist Schimmeln, beritten. Der Abhang, den sie heraufjagten – und sie griffen sehr schneidig an – war völlig mit wundervollem, dicht stehendem und fast mannshohem Hafer bestellt, und dieser wurde ihr Verderben. Nicht allein, dass er die Vorwärtsbewegung hemmte, er hatte sich auch wie dicke Seile um die Beine der kleinen Pferde gewickelt und sie so nach und nach zum Halt und Stehen gebracht. Es war ein Jammer, die armen Kerlchen zum großen Teil schwer verletzt mit hängenden Köpfen stehen zu sehen, und ich lies sofort eine ganze Anzahl erschießen. Aber auch an unverletzten Pferden hatten wir eine große Menge erbeutet. So schnell das Ganze vorübergerauscht war, es war ein hochinteressantes Erlebnis gewesen.

Jahrzehntelang hatte man während seiner Dienstzeit die Abwehr einer Kavallerie-Attacke geübt, ungezählte Male das Kommando abgegeben: „Auf die anreitende feindliche Kavallerie“, und nun war alles in einer Weise vor sich gegangen, wie man es sich nur in kühnsten Träumen vorgestellt hatte, auf wenige 100 m, die restlos zu überblicken waren. Niemals wäre das beim Kampfe in einem größeren Verbande möglich gewesen. Aber es kam noch besser und interessanter.

Zunächst ging das I. Bataillon entwickelt in größter Ordnung gegen den Ostrand von Tagsdorf vor, von einem lebhaften Feuer empfangen. Aus hochgelegenen Häusern, wie dem Pfarrhaus und dem Kirchturm kam Maschinengewehrfeuer, ganz ungewohnt langsam, kaum alle zwei Sekunden ein Schuss. Es klang, als ob sie wollten und nicht könnten, aber ihr überhöhtes Feuer hemmte unsere Schützen doch sehr. 
Da war es ein Glück, dass ich eigentlich gegen das Verbot von den vier schweren Festungsmaschinengewehren an der Brücke bei Hüningen zwei Stück entliehen hatte und sie mit mir in einem Lastauto des Modehauses Louvre in Straßburg führte, das wir an der Schweizer Grenze beschlagnahmt hatten. Ihr Einsatz brachte wesentliche Entlastung und machte das Dorf nach und nach sturmreif. 

Während dies geschah und das II. Bataillon links neben dem I. Bataillon eingesetzt wurde, das III. Bataillon aber rechts der Straße in Reserve blieb, waren die beiden Batterien in einer Mulde dicht hinter dem Höhenrand in Stellung gegangen. Ich befand mich bei ihnen und sah plötzlich mit dem Glase in dem breiten Wiesental, das sich nördlich Tagsdorf entlang zog, starke feindliche Kavalleriemassen, die dort abgesessen in voller Ruhe, trotz des vorhergegangenen und noch andauernden Gefechtslärmes hielten. Die Entfernung betrug höchstens 2500 m.

Ich befahl der Artillerie sofort das Feuer auf sie zu eröffnen, aber es dauerte bei dem Fehlen jeder modernen Richtvorrichtung bei den veralteten Batterien doch recht lange, bis die erste Granate das Rohr verließ. Dann aber bot sich ein Bild, das ich nie vergessen werde. Wie wenn der Wolf in eine Hammelherde fällt, quirlte auf einmal auf dem weiten Wiesengrund alles durcheinander. Halb im Sattel, in den Steigbügeln, an und auf den Pferden hängend, spritzten die Kavallerieformationen auseinander, gefolgt von unseren Schrapnells und verschwanden in dem nördlich von Emlingen gelegenen Walde.

Getroffen hatte die Artillerie trotz des wundervollen Zieles leider nur sehr wenig, aber der moralische Erfolg war ein sehr großer, denn den ganzen Tag kam die starke Kavallerie, die uns nur zu umgehen brauchte, um uns vom Rhein abzuschneiden, nicht wieder zum Vorschein. Feindliche Artillerie war uns gegenüber bis jetzt noch nicht in Erscheinung getreten, wir waren, wie es sich später herausstellte, völlig unvermutet tief in die rechte Flanke, ja fast in den Rücken der gesamten Armee Pau gekommen. Auch wurde die Aufmerksamkeit der Franzosen durch die Vorgänge an ihrer Front, wo unsere mittlere Kolonne bereits in Gefecht getreten war, abgelenkt. So konnten die beiden Batterien, selbst unbeschossen, ihr Feuer auf die etagenförmig angelegten Schützengräben der gegenüberliegenden Höhen lenken.

Hier war der Erfolg deutlich zu sehen. Die Franzosen hielten das Granatfeuer in ihren flachen Gräben nirgends aus, sondern versuchten, den Abhang hinauf zu flüchten. Da konnte man wie auf dem Schießplatze besonders die Wirkung der Schrapnells der leichten Feldhaubitzen betrachten und bewundern. Gruppenweise sah man die bergauf laufenden Franzosen auf einmal umfliegen und die Beine in die Luft werfen. Während dieses „Punktschiessens“ stand ich mit meinem Adjutanten rechts von den Batterien und erlebte dort eine Episode, die ich schon deshalb erwähnen möchte, weil sie deutlich zeigt, mit welch falschen Begriffen und wie verhetzt die Franzosen in den Krieg gezogen waren.

Etwa 300 m vor uns sah ich unter einer kleinen Gruppe von Kirschbäumen drei sich noch bewegende Franzosen liegen, die durch ihre goldgestickten Käppis deutlich als Offiziere zu erkennen waren. Ich machte eine gerade vorübergehende Sanitätspatrouille auf sie aufmerksam und befahl, sie zu verbinden und zu mir zu bringen. Die Patrouille näherte sich ihnen bis auf etwa 100 Schritt, als auf einmal ein Schuss fiel, dem ein zweiter folgte. „Sehen Sie“, sagte ich zu meinem Adjutanten, „da schießen sie wahrhaftig auf das Rote Kreuz!“. Die Sanitätspatrouille setzte aber ruhig ihren Weg fort, und ich konnte genau mit dem Glase beobachten, dass sie, herangekommen, erst den einen, dann den anderen Offizier untersuchten, umwendeten und dann liegen ließen. Mit dem dritten beschäftigten sie sich länger und legten ihn auf ihre Tragbahre. Zurückgekehrt meldete mir ihr Führer, ein Sanitätsfeldwebel, dass sich bei ihrem Herannahen der Kapitän und ein älterer Leutnant erschossen hätten, trotzdem beide nur durch Beinschüsse verwundet gewesen wären. Der Dritte, zurückgebrachte, war ein blutjunger Sous-Leutnant, der vor Angst oder Wundfieber fortgesetzt mit den Zähnen schnatterte und aus dem kein verständliches Wort herauszubringen war, da er außerdem ein Patois (Anm: französischer Dialekt) sprach. 
Ich ließ deshalb die Krankentrage zum III. Bataillon bringen, wo, wie ich wusste, unter den Reserveoffizieren ein Lehrer der französischen Sprache sich befand. Aber auch er hatte größte Schwierigkeiten, etwas zu verstehen. Als er endlich zu mir kam, meldete er mir das unfassbare Faktum, dass die beiden Offiziere sich erschossen hätten, da sie wussten, dass ihnen bei Gefangennahme sofort die Geschlechtsteile abgeschnitten würden. Ich war sprachlos. Wenn schon Offiziere so etwas glaubten, dass sie den Freitod der Gefangenschaft vorzogen, was konnte man da von gemeinen Soldaten erwarten?!

Das Infanterie-Gefecht gegen Tagsdorf hatte inzwischen seinen Fortgang genommen, das Dorf war aber noch nicht in unserem Besitz. Ich setzte infolgedessen noch zwei Kompagnien des III. Bataillons rechts von ihm ein, und ihrem Drucke wich endlich gegen Mittag die französische Besetzung.

Tagsdorf war genommen und zwar ohne große Opfer. 

Plötzlich, gegen 12 Uhr, heulten die ersten französischen Granaten über uns hinweg die wir mit der üblichen Verbeugung begrüßten. Sie fanden sofort unsere Artilleriestellung, taten ihr aber fast nichts, da ein großer Teil der Granaten Blindgänger waren und ebenso die Schrapnells vielfach mit einem „Futsch“ hoch in der Luft ihre Ladung ausbliesen und nicht krepierten, so dass die Artillerie nur einige Leichtverwundete hatte.

Die beiden zuletzt eingesetzten Kompagnien des III. Bataillons hatten, nachdem Tagsdorf genommen war, den Angriff auf die Schützengräben des ihnen gegenüberliegenden Hanges fortgesetzt. Das I. Bataillon lag am Westrande des Dorfes und anschließend das II. Bataillon in einem tiefen Hohlweg, der sich nach Süden hinzog. Als Reserve waren nur noch zwei Kompagnien des III. Bataillons hinter dem rechten Flügel vorhanden. Beim Feinde machten sich neue Vorwärtsbewegungen bemerkbar. Dem II. Bataillon gegenüber tauchten dicke Infanteriemassen in vier Bataillons-Karrees auf, die leider vergeblich von unserer Artillerie, die inzwischen geschützweise einen Stellungswechsel vorgenommen hatte, unter Feuer genommen wurden.

Meinem Eindruck nach und dem meines Stabes war es ein Turko-Regiment (Anm.: algerische Schützen) zu vier Bataillonen, das hier zum Angriff vorging, sehr bald in einer Geländespalte verschwand, um dann in Linie aufmarschiert, erneut zu erscheinen. Wundervoll war nun die Feuerdisziplin bei den im Hohlweg liegenden 1½ Bataillonen zu beobachten. Das gesamte Feuer wurde abgestoppt und erst, als die mit schriller Musik vorgehenden Turkos auf etwa 300 Meter herangekommen waren, ein rasendes Schnellfeuer auf sie eröffnet. Es war, als ob ein Kartenhaus mit der Hand vom Tisch gefegt würde! 
Die ganze vordere Linie verschwand mit einem Schlage von der Bildfläche, lag zu Boden oder kroch im hohen Getreide zurück, die hinteren Kolonnen machten Kehrt und verschwanden, gefolgt von dem tosenden Schnellfeuer unserer Schützen. Es war ein Bild, wie es wohl später im Kriege bei den Massenangriffen und Durchbruchsversuchen öfters in die Erscheinung getreten ist, das aber hier, in diesem ersten Kampfe, den ich erlebte, ein ebenso unauslöschlicher Eindruck für mich geblieben ist, wie vorher die Vernichtung der Chasseurs d’Afrique.

Die Verluste des angreifenden Regiments müssen furchtbar gewesen sein. Denn, als wir Tagsdorf später zum zweiten Male besetzten, wurde uns ein Massengrab gezeigt, in dem 386 Tote lagen oder liegen sollten.

Danach setzte beim Feinde verhältnismäßige Ruhe ein. Die französische Artillerie schoss zwar unentwegt hoch über uns weiter ins Hintergelände, richtete aber fast keinen Schaden an. Nur in der langen Kolonne der großen Bagage, bei welcher auch, da Munitionswagen uns nicht zur Verfügung standen, die Granaten und Schrapnells der beiden Batterien in Stroh verpackt auf einer großen Anzahl offener, mit Ochsen bespannten Leiterwagen befördert wurden, traten einige Verluste bei den braven Vierfüßlern ein, die sehr erschrocken hierüber, die ganze Wagenreihe bös in Unordnung brachten.

Aber diese lange Kolonne, deren Zusammensetzung der französische Flieger wohl sicher erkannt hatte, konnte doch nicht der Grund des fortgesetzten Weitschiessens der französischen Artillerie sein?! Es war ein ganz anderer!

Bei unserer mittleren Kolonne war nach einem sehr heftigen Artilleriefeuer plötzlich ein merkwürdiges Abflauen des Gefechts eingetreten, das ich mir in keiner Weise erklären konnte. Da aber die Franzosen mir gegenüber sich gleichzeitig auch fast ruhig verhielten, legte ich mir diese Stille im günstigen Sinne aus. Ich sollte arg enttäuscht werden, es war die „Stille vor dem Sturm“. Ich benutzte aber die eingetretene Gefechtspause, um mich zu den Bataillonen nach Tagsdorf in die vordere Linie zu begeben. Das III. Bataillon hatte gerade eine größere Anzahl von Gefangenen in das Dorf zurückgebracht, die mir mit ihren Tellermützen sofort auffielen. Es waren Alpenjäger mit der Nummer 159. Auf meine Frage, ob jemand Deutsch spräche, meldete sich sofort ein junger Offizier. Das Gespräch zwischen uns ist so interessant, dass ich es wörtlich nach meinen damals sofort gemachten Notizen schildern möchte:

Inschrift am Denkmal in Zillisheim

Ich: ich habe einige Fragen zu stellen, wollen Sie diese beantworten?
Er: mon colonel, ich werde alles sagen, was ich weiß. Ich bin ein Gegner dieses Krieges, den ich nur gezwungen als Reserve-Offizier mitmache, ich liebe Deutschland, habe in Freiburg studiert und bin froh, dass durch meine Gefangennahme der Krieg für mich zu Ende ist.
Ich: dann sagen Sie mir, wie Ihr Truppenteil hierher kommt? Nach meiner Übersicht (kleines rotes Buch, das alle Regt.-Komm. besaßen) stehen Sie in Besançon und gehören zum Grenzschutz gegen Italien?
Er: o, dort ist alles weggezogen. Italiener unsere guten Freunde! (19. August).
Ich: dann gehören Sie zur 44. Division? Steht diese uns gegenüber?
Er: jawohl und noch viel mehr. Die ganze Armee d’Alsace unter General Pau, etwa 6 Infanterie- und eine Kavallerie Division ist hier.
Ich (etwas ungläubig): das kann doch nicht stimmen, bei solcher Stärke würden Sie doch unbedingt offensiv werden und sich nicht nur auf die Verteidigung beschraenken?
Er: o, mon colonel, wir wissen genau, dass dies hier nur die Vorhut ist, hinter der zwei österreichische Armee-Korps folgen!!
Ich: woher wissen Sie das?
Er: das ist uns bekannt gegeben worden.
Ich: welche Absicht hat die Armee d’Alsace, was ist Ihnen hierüber bekannt?
Er: wir werden zunächst Mülhausen wieder besetzen und dann in Süddeutschland einbrechen.
Ich: glauben Sie, dass es so leicht sein wird. Das rechte Rheinufer ist doch stark befestigt? 
Er: o, das wissen wir genau. Aber wir werden nicht so dumm sein, uns an dem Istein die Köpfe einzurennen, den umgehen wir.

Ich wusste genug, und das wieder aufflammende Gefecht zwang mich zum Abbruch der Unterredung. Wir standen also einer ungeheuren Überlegenheit gegenüber. Dass sie uns nicht schon längst über den Haufen gerannt hatte, war fraglos nur den mystischen zwei österreichischen Armee-Korps zu verdanken. Es war eine recht brenzliche Situation.

Ich beschloss deshalb, das tief im Grunde liegende Tagsdorf zu räumen und das Regiment zunächst auf den Höhen östlich des Dorfes zu vereinen. Hier war eine leidliche Verteidigungsstellung, wenn sie auch zu beiden Seiten, besonders von der starken französischen Kavallerie, leicht umgangen werden konnte. Mit Anbruch der Dunkelheit hatte ich das I. und III. Bataillon auf der Höhe zusammen, das II. Bataillon war gleich auf „3 Häuser“ zurückgegangen, wohin ich ohne jede feindliche Belästigung oder Verfolgung 10 Uhr abends mit den beiden Bataillonen folgte.

Eine große Leistung des Regiments, das von 6 bis 10 Uhr vormittags marschiert, von 10 bis 7 Uhr nachmittags gekämpft hatte und nun, noch in der Nacht 25 Kilometer bis zum Rhein zurücklegen musste. Es war 4:30 Uhr am 20. August, als die letzten Mannschaften des Regiments die Rheinbrücke bei Hüningen passierten."