1. Die Vorbereitungen

 

Vorbereitung zum Sturm auf das Schönholz am 22. Februar 1916

Das Schönholz, südlich Enschingen-Brünighofen (heute St. Bernard) am Rhein-Rhone Kanal gelegen, war einer der Brennpunkte an der Front im Sundgau. Mit einer markanten Haarnadelkurve trennte die Straße, die von Niederspechbach nach Aspach führt, die Kontrahenten. Zwischen den Waldrändern, hinter denen sich die Gegner verschanzt hatten, lag ein Streifen Ödland, welcher nach Westen anstieg. Somit lag das Schönholz etwas erhöht und beherrschte das Largtal.

Die Wiese vor dem Schönholz damals und heute:

Da die erhöhte Lage Vorteile bot, wurde die Wegnahme der im Schönholz nach Osten vorspringenden Kuppe geplant. 

Die Vorbereitungen zum Sturm waren vielfältig. Anfang Februar wurden Pioniere, Artillerie und MG in diesem Abschnitt zunächst einmal vermehrt und Sappen vorangetrieben. Wiederholt wurden Angriffsabsichten vorgetäuscht, Patrouillen erkundeten verstärkt das feindliche Gelände.  So waren am Tag vor dem Angriff vier gemischte Patrouillen gegen die Schönholzstellung angegangen, um die Wirkung des Artilleriefeuers auf Hindernis und Gräben festzustellen, was verlustlos gelang. Die Landsturm-Pionierpark-Kompanie 16 hatte die erforderlichen Nahkampfmittel nach vorne zu schaffen.

Die Leitung des Unternehmens hatte der Regimentskommandeur Oberstleutnant Emil Ströhlin. Zur Verfügung standen die Truppen I.+II. Bataillon LIR 126, ein Zug MG mit 7 Gewehren, 2 Landwehr Pionier Kompanien 13 und die württembergische Minenwerfer Kompanie 307. Die MWK 307 beteiligte sich mit allen Werfern, d.h. 2 schwere, 4 mittlere und 6 leichten Werfern. Die Feuerbereitschaft wurde nach zweitägigem Stellungsbau erreicht. Die Minenwerfer sollten nicht alleine nur das französische Hindernis zerstören, sondern auch in der Stellung erkannte Maschinengewehrstände und Unterstände usw. unschädlich machen.

Die MG wurden auf die Kompanien verteilt, außer zwei, welche flankierend von Norden den Angriff unterstützten. Die Artillerie vom Württembergischen Landwehr Artillerie Regiment N° 1 sollte sich am 21. und 22. Februar vormittags einschießen, ein 2- stündiges Wirkungsschießen am 22. Februar nachmittags von 3 bis 5 Uhr den Sturm vorbereiten. Eine Artillerie-Stellung befand sich nordöstlich von Niederspechbach, die anderen im Osten auf dem Buckenberg und im Haulenwald.

Es wurde an 8 Stellen vorgegangen. Einzelheiten dieser Vorbereitung können wir einer handschriftlichen Meldung des Oberleutnants und Kompanie Führers Stohrer entnehmen: 

"A) Es wird bestimmt, dass in 8 Kolonnen vorgegangen wird, welchen 8 Sturmtrupps vorangehen.

B) Am 20/2 vorm. Bestimmung der Ausbruchstellen durch H. Major Gutermann, Hauptmann Hornberger, Oblt. Stohrer, sowie Lt. Schuler und Vizefeldwebel     Körner. 2. Landwehr Pionier Kompanie 13. Die Wege der Sturmtrupps und die Ausbruchstellen werden wie in Zeichnung festgelegt. Skizzen der Ausbruchstellen werden der Artillerie und der Minen-Werfer Kompanie übermittelt, um durch das Feuer der Minenwerfer die Zerstörung des Drahthindernisses zu erreichen und durch die Artillerie - Vorbereitung das Eindringen der Sturmtrupps zu erleichtern.

C) Ausbruchstellen Rhein-Rhone-Kanal, Pappel Posten und Stellung 22 übernimmt die 3. Landwehr Pionier Kompanie. Ausbruchstellen 26, 33 und 39 übernimmt die 2. Landwehr Pionier Kompanie Führung Vizefeldwebel Körner. Ausbruchstelle 47 und Straße bei Kurve nach Niederspeckbach übernimmt ebenfalls 2. Landwehr Pionier Kompanie Führung Lt. Schlecht. Die Herstellung der Sturmgassen wird für die Nacht vom 21. und 22. befohlen und ausgeführt, desgleichen wird die Sappe an der Straßenkurve von der 2. Landwehr Pionier Kompanie wie eingezeichnet hergestellt.

D) Zusammenstellung der Sturmtrupps am 21.2. vorm. Jeder Sturmtrupp besteht aus 1 Gefreiter, 3 Pionieren und 4 Mann Infanterie. Jeder Res. Sturmtrupp besteht aus 3 Pionieren und 4 Mann Infanterie. Sturmtrupp und Res. Sturmtrupp folgen gleich unmittelbar. Verluste der Hauptsturmtrupps sind sofort aus den Res. Sturmtrupps zu ergänzen. Gesamte eingesetzte Mannschaftszahl: 1 Offizier, 1 Vizefeldwebel 35 Gefreite und Mannschaften. Ausrüstung: Helm, umgeschnallte Patr. Tasche, Gasmaske, 8 Stück Eierhandgranaten, Drahtschere, Axt, Mantel und Zeltbahn gerollt, Feldflasche gefühlt, sowie doppelte eiserne Portion. Ausrüstung der Infanterie wie oben, jedoch ohne Axt, aber mit Gewehr.

E) Sämtliche Führer und Gefreite des Sturmtrupps werden in die Stellung geführt. Ausbruchstelle aus eigenen Stellung und Einbruchstelle in den feindlichen Graben wird ihnen genau bezeichnet. Desgleichen die Unterkunft während der Artillerie Vorbereitung.

F) Am 21. Abends 6 Uhr Antritt der Sturmtruppen im Sturmanzug, dabei Vorübung des Sturmes gegen ein Drahthindernis. Die Übung ergibt, dass die Mannschaften sich zunächst ungewandt und unbeholfen benehmen, sodass sich bessere Ausbildung für solche Zwecke dringend empfiehlt.

G) Bereitstellung des Materials für die Sturmkolonnen und für den sofortigen Ausbau der genommen Stellung.

1. Es werden in Heidweiler 1500 Stück Handgranaten angeliefert, sofort gemacht und an die stürmenden Kompanie je 600 Stück verteilt.

2. An jedem der 8 Durchgänge für die Sturmkolonnen werden 70 Stück Schutzschilde für die vorgehende Infanterie bereitgelegt.

3. An die in Plan mit X bezeichneten 9 Stellen werden Material-Depot angelegt die enthalten je 1000 Sandsäcke, 200 Rollen Stacheldraht sowie Hindernispfähle. Die Sturmkolonnen der Infanterie werden durchweg mit Spaten und Kreuzhacken ausgerüstet. 300 Stück Drahtscheren, 200 Sück Äxste und Seile, zahlreiches kleines Schurzholz 100 x 65 wird ebenfalls bereitgelegt.

Zur Aufgabenverteilung war folgendes festgelegt:

Nachdem die franz. Stellung genommen ist, soll dieselbe sofort zur Verteidigung umgebaut werden und ein Drahthindernis angelegt werden. Die Pion. Offz. und Pioniere der Sturmtrupps legen die Linie mit den Führern der Inf. sofort fest.
Der Rest der Komp. Mit 2 Offz. und 100 Mann rückt sofort mit Einbruch der Dunkelheit in die neue Stellung nach und stellt den Anschluss von derselben nach Punkt 311,5 her. Als Anhaltspunkt wird angegeben, dass eine Linie vor der Straßenkurve schräg über die freie Waldfläche weg zu wählen ist. Außerdem soll ein Laufgraben von der Straßenkurve nach der südl. Ecke des Waldes hergestellt werden. Die Verbindung des Y Sappen über den Grund hinweg bis an den Ostrand des Waldes wird der Inf. befohlen. Zur Unterstützung der Komp. bei der Arbeit werden 2 Tage eine Res. Komp. bereitgestellt."

 
2. Die Befehle

 

Nach intensiver und mühsamer Arbeit ist es nun auch gelungen zwei handschriftliche Befehle, welche in Sütterlinschrift verfasst sind, in lesbares Deutsch zu übersetzen. Wir bedanken uns dafür herzlich bei dem Team von „Les amis du Hartmannsweilerkopf-Deutschland“ (www.hartmannsweilerkopf.de, leider nicht mehr erreichbar), insbesondere bei der Expertin Frau Sigrid Schwamberger die nicht ruhte, bis auch das letzte Wort übersetzt war.

Hier ein kleiner Ausschnitt der Original-Handschrift:

Es handelt sich um die Befehle der 7. Landwehr Division und der 52. Landwehr Infanterie Brigade. Die unterstrichenen Stellen werden wie im Original wiedergegeben.

Im Anhang auch zwei Kartenskizzen, welche den Stellungsverlauf bzw. den Verlauf der Gräben vor – und nach dem Sturmangriff verdeutlichen.

Der Angriffs-Befehl aus dem Divisions-Stabsquartier:

"7. Landwehr Division                                        Divisions Stabs Quartier 17.2.1916

Der Befehl für den Angriff auf das Schönholz

1.) Der Angriff ist unter Leitung des Kommandeurs der 52. Landwehr Infanterie Brigade durch die Truppen dieser Brigade auszuführen. Die der Brigade zugeteilten Kompanien des Resr. Dep. die 2. Landwehr Pionier Kompanie und die Armierungs Kompanien können im Rahmen der Unternehmung verwendet werden. Außerdem werden zur Verfügung gestellt:
I. Bataillon L. I. R. 126 (kann am 20.2. hervorgezogen werden) 
1. Kp. Resr. Reg.
Feld-Maschinen-Gewehr Zug 288
3. Landwehr Pionier Kompanie (wird vom 18.2. ab in Heidweiler untergebracht)
Landwehr Sanitäts Kompanie (im Einvernehmen mit dem Divisionsarzt)

2.) Der Angriff richtet sich gegen den Ostrand des Schönholzes, hinter Flügel von Wege Heidweiler – Punkt 311,5 – Punkt 345,1 – Jagdhütte nordwestlich Kohlhütte.
Angriffsziel ist der Wegpunkt 270,8 (südlich Schleuse 27) – Punkt 338,6 – Punkt 345,1

Zeit des Angriffs 1h morgens.
Nach gelungenem Angriff ist sofort eine neue Stellung etwas östlich des genannten Weges anzulegen.

3.) Die Artillerie hat den Angriff vorzubereiten und zu unterstützen.
Der das Feuer leitende Abschnitts Kommandeur wird der 52. Landwehr Infanterie Brigade unterstellt.
Minenwerfer Kompanie 307 wird ihm zur Verfügung gestellt, sie kommt vom 18.2. ab in Heidweiler unter.
Bei der Feuerverteilung der Artillerie und Minenwerfer ist auf die wirksame Bekämpfung namentlich der 2. und 3. Linie der feindlichen Stellung des Werkes im Schoenholz und der Flankierungsanlagen besonderen Nachdruck zu legen.
Schleuse 27 und das Lerchenholz sind beim Angriff niederzuhalten. 
Gasmunition zur Herstellung einer Gassperre längs des Weges Punkt 310,8 – Punkt 339,6 – Punkt 345,1 wird durch die Division beantragt.

Zum Schutz des Angriffsflügel sind Batterien zur Beherrschung des Geländes nördlich und südlich des Lerchenholzes bereitzuhalten.

4.) Der Kommandeur der Pioniere hat das für den Angriff und den späteren Stellungsbau erforderliche Material im Einvernehmen mit der 52. Landwehr Infanterie Brigade bereitzustellen und nach Heidweiler heranzuführen. 

5.) Die Vorbereitungen für den Angriff (Vorsappieren) sind alsbald zu beginnen.

6.) Zu meiner Verfügung werden am 22. 2. bereitgestellt:
2 Kompanien des 51. Landwehr Infanterie Regiments in Niederspechbach.
II. Bataillon L.I.R. 121 in Illfurt, Tagolsheim und Lümschweiler.

7.) Am 20. 2. 9h vormittags findet eine Besprechung der Kommandeure der Infanterie Regimenter, der Artillerie und Pioniere, sowie des Führers der Minenwerfer Kompanie im Divisions-Stabs Quartier statt. Die Angriffsentwürfe sind hierzu mitzubringen.

 


gez. v. Wencher
Generalleutnant"

Der Brigade-Befehl:

"52. Landwehr Infanterie Brigade                                            B.S.R. den 18.2.1916
B. No. 883 geheim
Nicht in die vorderen Linien mitnehmen.

Brigade Befehl


1.) Am 22.2. vormittags soll nach Artillerie- und Minen Vorbereitung der Ostrand des Schönholzes angegriffen werden. Erstes Angriffsziel ist der vordere feindliche Graben zwischen Rhein – Rhone – Kanal und Straßenlinie nordwestlich Punkt 311,5.

2.) Zum Angriff stehen der Brigade zur Verfügung:
I. und II. /L.I.R. 126 und II. /L.I.R. 121,
Feld-Maschinen-Gewehr Zug 288
2. und 3. Landwehr Pionier Kompanie
Minen Werfer Kompanie 307
Die versteckte Artillerie des Artillerie Abschnitt Süd und
Landwehr Sanitäts Kompanie 33
Zu den Vorbereitungen auch die Armierungs-Kompanien 3./70 und 2./63 nach näherer Anordnung des Oberlt. Stohrer.

3.) In der Nacht vom 19./20. 2. übernimmt L.I.R. 121 am Abschnitt IIc mit.

4.) Abschnittsgrenze zwischen den Regimentsabschnitten von Osten nach Westen nach Karte 1:25000 Wegestein 200m nördlich Höhe 365,2 – Brücke 200m südlich Höhe 330,2 – Abschnittsgrenze zwischen IIb und IIc, ferner für Aufklärung Waldrand 500m nördlich Lerchenholz – Weg 345,1 – Jagdhütte.

5.) Folgende Vorbereitungen sind sofort in Angriff zu nehmen:
Weiteres vortreiben der Sappen Y (Oberlt. Stohrer näher bezeichnet) u.b.
Erstens soll nach durchgeführtem Angriff der Verbindungsgraben ausgebaut, letztern an die genommene Waldecke von Straßenstein nordwestlich Punkt 311,5 angeschlossen werden.
2. Landwehr Pionier Kompanie beginnt sofort mit den ihr zur Verfügung stehenden Kräften:
a)    Anlage größere Munitionsdepots mindestens ausreichend zum Bau der etwa 600m feindlichen Stellung.
b)    Niederlegen von Stacheldrahtrollen und Fußangeln zur schleunigen Herstellung eines Hindernisses.
c)    Anlage von Schanzzeugdepots.
d)    Vermessung der Handgranatenwerferstände in vorderster Linie
e)    Herstellung von Sturmleitern für IIa und IIb (für jede Gruppenbreite eine).  
f)    3. Landwehr Pionier Kompanie arbeitet an der Fertigstellung der vorhandenen Verbindungsgräben zwischen Heidweiler und Abschnitt II nach näherer Anweisung Regt. 126 und unterstütz 2. L.Pi.K. 13

6.) L.I.R. 126 hat sofort 258 Umdruckskizzen des Schönholzes anfertigen zu lassen, die unsere Stellung in einer rohen Linie, sämtliche feindlichen, nach den neuesten Flieger-Patrouillen-Erkundungen berichtigt enthält. Die Skizzen sind unmittelbar an die beteiligten Infanterie Bataillone, M.G. Formationen und Pionier Kompanien auszugeben. Das Regiment meldet unverzüglich an die Brigade was jetzt schußsicher untergebracht werden soll.
a)    in der 1. Stellung IIa und IIb
b)    in Heidweiler und nächster Umgebung (ohne die Anlagen, die Oberlt. Stohrer mit seinen Kräften ausführt).
Dem Regiment stehen Orientierungskommandos des I/L.I.R. 126 und II/L.I.R. 121 am Sonntag den 20.2. zur Verfügung. Diese Kommandos, Bataillons Kommandos und sämtliche Kompanie Führer, sowie möglichst viele Offiziere sind mit den Abschnitten IIa und IIb und den Verbindungsgräben nach Heidweiler vertraut zu machen. Das Regiment löst die Komp. des II. Batl. in IIb durch eine Kompanie des I./L.I.R. 126 in der Nacht vom 20./21. ab.

7.) Feld-Maschinen-Gewehr Zug 288 zu 4 deutschen und russischen Gewehren trifft am 20.2. abends in Niederspechbach zum späteren Einsatz in Stellungen mit Wirkung gegen Linie Schleuse 27 – Nordrand Schönholz ein.

8.) Der Artillerie Kommandeur untersteht für den Angriff der 52. L.I.B. Er veranlasst den Bau einer Fernsprechverbindung seiner Gefechts-Beobachtungsstelle nach Schloss Heidweiler. Ihm wird die Minen Werfer Kompanie 307 (Heidweiler, Geschäftszimmer Altkirch) unterstellt.

9.) Landwehr Sanitäts Kompanie 33 erkundet bis Punkt 21 einen Verbandsplatz in Heidweiler.

10.) Maschinen Gewehr Kompanie 404 erhält noch besonderen Befehl.

11.) An einer vom 20.2. 9h vormittags im Divisions-Stabs-Quartier stattfindenden Besprechung der Brigade-Kommandeure nimmt auch der Führer der Minen Werfer Kompanie 307 teil.  


gez. v. Götz"

 

 
3. Der Angriff

 

Der Sturm auf das Schoenholz am 22. Februar 1916

Dichtes Schneegestöber hatte klarem Himmel Platz gemacht, als nach 2 Std. Wirkungsschiessen um 5 Uhr die Artillerie ihr Feuer als Sperre hinter die französische Front verlegte. Die Minenwerfer, die bis dahin Zerstörungsfeuer abgegeben hatten, vereinigten sich nun mit dem Sperrfeuer der Artillerie. Zu diesem Zeitpunkt stürmten die 5., 6. und 7. Kompanie aus ihren Gräben den Hang hoch, gefolgt von der 4. und 8. Kompanie die einen etwa stockenden Angriff weiter vorzutragen hatten. Der Rest des I. Bataillons war teils linker Flankenschutz, gleichzeitig Feuerstaffel, teils Arbeitertrupp. Ein Bataillon vom L.I.R. 121 bildete mit 2 Kompanien die Brigadereserve, zwei Kompanien hielten die Ausgangsstellung des Angriffs besetzt.

Die Spitze rannte über das freie Gelände, teilweise ziemlich steil bergauf vor bis an das feindliche Drahthindernis und erweiterte hier durch Zerschneiden zu breiten Gassen, was die Artillerie schon vorbereitet hatte. Die Franzosen hatten unter dem schweren Artilleriefeuer ihre vordere Stellung verlassen, nur schwache Reste waren zurück geblieben. Diese wurden überrannt und man drang bis in die zweite französische Stellung vor. Hier kam es vielfach zum Einzelkampf mit Bajonett und Dolch.

Leichte Werfer gingen um 5:30h nachmittags am Nordufer des Kanals vor und gaben lebhaftes Feuer in die linke Flanke des Gegners. Schon um 6:00h abends bauten sich zwei leichte Werfer auf der eroberten Kuppe ein. Die Feuergeschwindigkeit der schweren und mittleren Werfer mußte auf das höchste gesteigert werden,  um die Zerstörungsaufträge erfüllen zu können.  Die leichten Werfer feuerten bei Sperrfeuer und Sturmabwehr lebhaft.

Dazu ein Auszug einer Offiziersmeldung:

"Die Sturmtrupps brechen 4.53 nachmittags aus dem eigenen Graben vor und schieben sich solange das schwere Minenfeuer noch auf den ersten feindl. Graben liegt an das franz. Hindernis heran. Um 5 Uhr stürzen die Sturmtrupps auf die franz. Stellung vor, durchschneiden das Hindernis, überrennen den 1. franz. Graben, bewerfen die im Wege liegenden Unterstände mit Handgranaten und dringen noch 80 Meter über die Höhenkuppe vor, deren Wegnahme befohlen war. Die Sturmtrupps bilden nunmehr das Gerippe in das sich die nachfolgenden Sturmkolonnen der Infanterie einschieben. Lt. Schlecht und Vizefeldwebel Körner legen mit dem Batl.-Kommadeur und den Komp. Führern sofort die Linienführung der Schützengräben fest. Der Komp.-Führer Oblt. Stohrer orientiert sich über die Möglichkeit und Zweckmäßigkeit des Anschlusses an Punkt 311,5 durch Vordringen gegen die Kuppe und setzte die um 6:30 anrückenden Pioniere unter Leutn. Daiber und Lt. Selliger zur Herstellung des Anschlusses an. Die Unterstützung ist ins besonders durch Lt. Daiber eine Vorzügliche, so daß bis 1 Uhr nachts Schützengräben und Drahthindernis vor der Kuppe bis Punkt 311,5 hergestellt sind. Vorher um 9 Uhr abends kann dem L.I.R. 126 gemeldet werden, dass der Anschluss hergestellt und sämtliche Arbeiten in richtigen Zusammenwirken aller Waffen in flottem Gange sind.

Verluste
1 Pionier des Sturmtrupps geriet durch zu rasches Vorgehen in eigenes Artl.-Feuer und wird tödlich verwundet. 1 weiterer wird leicht verwundet. Beim Gegenangriff wird 1 Pion. durch Kopfschuß getötet. 1 weiterer Schipper verletzt."

Meldung von Leutnant Schlecht über die Tätigkeit der Pioniere des III. Zuges beim Sturm auf das Schönholz:

"Bei dem Sturm auf das Schönholz vom L.I.R. 126 am 22.2.16 abends wovon dem Regiment von der 2. Ldw. Pion. Komp. 13. 5 Sturmtrupps zu je 1 Untoffz. oder Gefr. und 6 Mann zugeteilt. Führer war Lt. d.R. Schlecht und Vizef. Körner . Die Trupps denen noch je 8 Inf. beigegeben waren, waren auf die 6. und 7. Komp. L.I.R. 126 verteilt. Die 6. Komp. hatte 8 Trupps dazu Lt. Schlecht. Die 7. Komp. 9 Trupps mit Vizef. Körner. Der 6. Komp. war der linke Abschnitt des Schönholz mit der dahinterliegenden Kuppe überwiesen. Die 7. Komp. hatte den mittleren Abschnitt. Die Sturmkolonnen gingen um 4:53 aus den eigenen Graben und noch während dass schwere Minenfeuer auf den ersten franz. Graben lag bis dicht an das franz. Hindernis heran. Punkt 5 Uhr stürzten die Sturmtrupps auf die franz. Stellung los, durchschnitten das Hindernis, soweit es durch die Artl. nicht zerstört war, überrannten den ersten franz. Graben und gingen direkt auf die vorgeschriebene Kuppe los, die noch um über 80 Meter überschritten wurde. Das Ausheben der Gefangenen aus den Unterständen wurde den nachfolgenden Infanterie kolonnen überlassen. Die Sturmtrupps bildeten hierauf das Gerippe, in das sich die nachfolgenden Infanterie-Kompagnien einschoben. Leutn. Schlecht und Vizef. Körner legten hierauf mit den Komp.-Führern die Führung der Schützengräben fest. Bei dem Sturm wurde 1 Pionier getötet und 1 Pion. verwundet. Die Wege der Sturmtrupps sind in beigelegter Karte eingezeichnet. 
Gez. Schlecht Leutn. d.R."

Meldung von Leutnant Daiber über die Tätigkeit der Pioniere des I Zuges:

"Meldung für den 20.2.16. Um 9 Uhr vorm. Ankunft in Heidweiler mit 7 Gruppenführern und 30 Mann des II ten Zuges. Nachts vortreiben der Sappen rechtsseitlich der Straßenkehre im Abschnitt II b. und 40 Meter Drahthindernis davor.
Meldung für den 21.2.16 Verbindung der beiden Sappen im Abschnitt II b ca. 60 Meter.
Meldung für den 22.2.16 11 Mann des II Zuges mit Untoffz. Saggai und Gefr. Rupp und 7 Mann des II ten Zuges mit Gefr. Müller treten als Sturmtrupp zu Lt. Schlecht. Mit dem Rest der 3 Züge marschierte ich um 6 Uhr von Heidweiler nach der Stellung um die Verbindung zwischen der neu genommenen und der alten Stellung herzustellen. Der von mir angelegte Graben ist in der Skizze stark blau eingezeichnet. 
Es wurde fertig gestellt: 
1.) das Stück im Wald 1 Meter hoch, sehr viel Wasser behinderte die Arbeit.
2) das Stück mit der Wiese als verbreiteter mannstiefer Schützengraben u. Schützennischen. Vor beiden Teilen ein 2 Meter breites Drahthindernis.
Außerdem wurde vor der Kuppe ein ca. 8 Meter breites Drahthindernis hergestellt. Der Schützengraben an der Kuppe ist größtenteils als verbreiterter Schützengraben fertig und in guten Zustand. Nachts 1 Uhr versagte ein franz. 
Gegenangriff der abgewiesen wurde. Unser Graben wird mit Artl. von 1 Uhr vorm. ab sehr stark beschossen.
Verluste: Pion. Hang und Braun tot.
Rückkehr nach Heidweiler 5:15 vorm. 
Gez. Daiber Lt. d. Landw."

Der Munitionsverbrauch der MWK 307 betrug 142 schwere, 316 mittlere und 1469 leichte Minen. Ihre Wirkung war sehr gut. Die ganze feindliche Stellung war lückenlos und gleichmäßig verheerend bearbeitet, das Hindernis überall beseitigt, die besonderen Anlagen verschüttet und die Besatzung durch die furchtbare Sprengwirkung entnervt. Der Zugang zum schweren Werfer am linken Flügel erhielt um 4:30h nachmittags einen Volltreffer, der einen Toten und 2 Verwundete kostete; der Rest der Bedienung arbeitete unvermindert bis 5:00h weiter.  

Es wurden 60 bis 80 Gefangene eingebracht. Die Quellen nennen hierzu unterschiedliche Zahlen. Unverzüglich ging man an den Ausbau der neuen Stellung. Gräben wurden ausgehoben, Drahthindernisse angelegt und Telefonleitungen installiert. Welche Arbeit zu verrichten war, verdeutlicht die Skizze auf der vorherigen Seite. Während der Nacht versuchte der Gegner noch dreimal die verlorene Stellung zurückzuholen, wurde aber jeweils abgewiesen. Trotz aller Unterbrechungen der Arbeiten waren die Gräben bei Tagesanbruch mannstief und verteidigungsfähig, mit Schutzschilden versehen und die MG überall eingebaut, obwohl man vielfach bis zur Kniehöhe in Wasser und Sumpf stand. Davor befand sich ein stellenweise über 7 Meter breites Drahthindernis. Am Abend des 23. Februar waren auch Fuchslöcher geschaffen, die einigermaßen Schutz gegen das französische Geschützfeuer boten. Die Truppe hatte bis zu deren Fertigstellung schwer unter diesem gelitten. Die Telefonverbindung musste bei dem lebhaften Feuer der feindlichen Geschütze fortwährend geflickt werden.

In der Nacht vom 23./24. Februar wurde das II./L. 126 durch II./L. 121 abgelöst und kam als Brigadereserve in Ortsunterkunft nach Illfurt, Tagolsheim und Lümschweiler.

Diese neue Stellung im Schönholz erforderte noch viel Arbeit und kostete viel Mühe, Schweiß und leider auch eine Anzahl von Opfer unter den Arbeitern. Denn die französische Artillerie nutzte die Gelegenheit zu wirkungsvollem Feuer gegen den noch schlecht gedeckten Gegner. Darüber hinaus  mussten vermehrte Patrouillen die unfertige Stellung gegen Überraschungen schützen. So gab es allein beim Regiment im März 3 Tote und 30 Verwundete,  ebenso eine ziemliche Summe bei den Pionieren und Hilfsarbeitern vom Rekrutendepot.

Am 3. April besichtigte der Divisionskommandeur in Begleitung des Regimentskommandeurs die Schützengräben. Da schlug eine Granate mitten unter ihnen und ihren Offizieren ein. Oberstleutnant Emil Ströhlin, der Generalstabsoffizier Hauptmann von dem Knesbeck, ein Pioniervizefeldwebel und eine Regimentsordonnanz waren tot. Generalleutnant von Mencher, Leutnant Rau und ein Mann der 6./L. 126 waren schwer verwundet. Wie der Regimentsschreiber bemerkte „ein böser Schuss“.