Regimentskommandeur des Landwehr-Infanterie-Regiments 126, † am 03.April 1916 im Schönholz bei Heidwiller (Heidweiler).
Das Regiment wurde im März 1915 aufgestellt aus dem IV. Bataillon des L.I.R. 119 (nun I./LIR 126), dem Landwehrbataillon Münsingen (nun III./LIR 126) und dem IV./LIR 121 (nun II./LIR 126). Der größte Teil der Mannschaften hatte demnach schon Kriegserfahrung. Regimentskommandeur war zunächst Major Wald, welcher am 28. April 1915 zum Divisionsstab versetzt wurde. An seiner Stelle übernahm Oberstleutnant Ströhlin (nach ihm war die Stollenanlage III zwischen Aspach und Altkirch benannt, siehe auch Aspach) das Kommando.
Das Regiment mit seinen drei Bataillonen und einem M.G.-Zug bestand aus 69 Offizieren, 258 Unteroffizieren, 2656 Mann und 185 Pferden. Es gehörte zur 57.L.I.-Brigade (Im April 1915 in 52. L.I.Brigade umbenannt) und mit dieser zur 7.Ldw.-Division. Divisionskommandeur war Generalleutnant von Wencher (nach ihm war die Stollenanlage im Hohlweg bei Aspach benannt). Die Division gehörte zur Armee-Abteilung des General Gaede.
Dem neuformierten Regiment blieb keine Zeit sich einzugewöhnen, die einzelnen Bataillone waren am Hartmannsweilerkopf und um Sennheim im Einsatz.
Anfang Januar 1916 kam das Regiment in den Abschnitt um Aspach-Heidweiler-Enschingen. Ein Batl. übernahm den Abschnitt zwischen der Höhe 293 (zwischen Enschingen-Brünighofen und Ammerzweiler) und der Kanalbrücke bei der Schleuse 28, ein anderes Batl. war zwischen dem Hasselbächle bei Aspach und dem Kanal eingesetzt. Das verbleibende dritte Batl. lag als Reserve-Batl. in den rückwärtigen Dörfern.
Die vorderste französische Linie befand sich im Schönholz am östlichen Waldrand auf einer Kuppe. Da diese erhöhte Lage einige Vorteile bot, wurde ein Sturmangriff geplant, um den Gegner aus dieser vorteilhaften Stellung zu vertreiben.
Der Sturm auf das Schönholz wurde unter Leitung von OLT. Ströhlin am 22. Febuar 1916 erfolgreich durchgeführt. Das Unternehmen brachte die Herrschaft über die Kuppe und einen Geländegewinn von ca. 600 Meter. Die neugewonnene Stellung wurde unverzüglich mit Gräben, Unterständen und Stollenanlagen ausgebaut und befestigt.
Karte des L.I.R. 126 über den Sturmangriff auf das Schönholz am 22. Februar 1916:
Der Ausbau der neuen Stellung im Schönholz ging zügig voran, immer wieder durch französischen Beschuss gestört. Am 3. April 1916 wollten führende Offiziere die Fortschritte in der neuen Stellung besichtigen. Dabei schlug eine Granate mitten in der Gruppe ein. OLT Ströhlin, Generalstabsoffizier Hauptmann von Knesebeck, Pionier-Vizefeldwebel Hofmann und eine Regimentsordonnanz waren sofort tot. Generalleutnant von Wencher, Leutnant Rau und ein Mann der 6. Komp. L.I.R. 126 waren schwer verwundet.
Das Ereignis wurde auch im Kriegstagebuch der Pioniere erwähnt:
"III. Zug Vizefeldwebel Körner
Es ist in Arbeit: In der neuen Schönholzstellung die Stollenanlagen I. bis XII. und Beobachtungsstände. Ausbau des Gollergrabens. Komp.-Führer-Unterstand mit Stollen im Abschnitt S b. Ausbau der Stollenanlage B beim Schloss Heidweiler und Erstellung eines Pionier-Unterstandes aus Wellblech und Eisenbeton hinter dem Schulhaus Heidweiler.
2. April, Wetter schön, Ruhetag, auch für die Pion., welche in der Nacht vorher ein Kies-Schiff entladen haben.
3./4. April, Wetter schön. Vormittags 9 Uhr. Der Feind beschießt die neue Schönholzstellung sehr heftig mit Granaten. Bei der Abschnittsgrenze a/b kommt ein Volltreffer in den Graben. Hierdurch wird der Divisions-Kommandeur Exzellenz von Wencher schwer verwundet; der Reg. Kom. Oberleutn. Ströhlin sofort getötet, tödlich verwundet der Stabs-Offiz. Sr. Exz. Hauptmann von Knesebeck und von den Pionieren der Vizefeldwebel Hofmann getötet.
Die Herren sind früh morgens mit dem Auto von Heidweiler auf der Straße den Kanal entlang bis zum neutralen Wäldchen gefahren und befanden sich auf der Besichtigung der Stellung. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Gegner das Auto auf der Straße bemerkt hat.
Major von Bräunung führt einstweilen das Regt. 126.
5.4. Vizefeldwebel Hofmann wird auf dem Soldatenfriedhof in Heidweiler beerdigt. Seine frühere Gruppe vom II. Zug nimmt an der Beerdigung teil."
Obwohl von Heidweiler zwei Laufgräben (der sogenannte "Talweg" und der "Heidweiler Weg") in Richtung Schönholz führten, fuhren die Herren Offiziere demnach die ca. 1,5 km lange Stecke mit einem Auto und wurden dabei wohl vom Gegner erkannt.
Lage des "Neutralen Wäldchens" südlich der Kanalbrücke:
Vizefeldwebel Peter Hofmann von der 2./Ldw.Pion. Komp. XIII. A.K. liegt heut auf dem Militärfriedhof bei Illfurt, Block 3, Grab-Nr. 177. Bei der oben erwähnten "Regiments-Ordonnanz " könnte es sich um den Gefreiten Anselm Reitze (1./LIR 126) aus Irrendorf (heute "Irndorf") bei Tuttlingen handeln. Auch er starb am 3.4.1916 und ist bei Illfurth neben Vfw. Hofmann begraben (Grab-Nr. 176). Oberstleutnant Ströhlin wurde nach seiner Geburtsstadt Stuttgart überführt und dort auf dem Pragfriedhof bestattet.
Auszug aus der Ehrentafel des L.I.R. 126:
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Der Soldatenfriedhof des L.I.R. 126 bei der Kirche in Heidweiler:
Auf diesem Friedhof wurden von Februar 1916 bis Januar 1918 insgesamt 95 Soldaten beerdigt. Davon waren 56 Mann Angehörige des L.I.R. 126. Über 30 der hier bestatteten starben bei dem Angriff am 22. und 23.02.1916 und verloren wegen dieser sinnlosen Aktion ihr Leben.
Über das Ereignis vom 3. April 1916 gibt der Bericht des überlebenden Sergeant Stegmiller Auskunft:
"Am 3. April morgens wurde vom Kanal her gemeldet, dass der Divisions-General durch die Stellung komme. So gegen 10 Uhr wurde er im Abschnitt S.a. gemeldet. Ich selbst war im Abschnitt S.b. und begab mich an die Abschnittsgrenze. Hier sah ich Exzellenz, Herrn Oberstleutnant nebst dem Stabsoffizier und dessen Ordonnanz, sowie Feldwebel Hofmann. Die französische Artillerie hatte inzwischen eine arge Tätigkeit entfaltet. Da dieselbe aber wie gewöhnlich zum Kanal hinschoβ, wurde ihr keine besondere Beobachtung geschenkt. Inzwischen setzte ein weiteres Geschütz ein, wie am Schall gut zu erkennen war und welches sein Feuer vom Kanal gegen die Kuppe des Hügels verlegte und den Graben bestrich. Ein Schuss ging etwa 30 m hinter die Stellung in die Nähe der Unfallstelle.
Während dessen wurde ich zu Herrn Major Gutermann gerufen, welcher sich nach der Arbeitseinteilung der Pioniere erkundigte. Während dieser Zeit kam ein zweiter Schuss kurz vor die Stellung, worauf Herr Major Gutermann die Unterredung mit mir abbrach, und ich meinen Gang wieder fortsetzte.
Ich traf dabei mit Seiner Exzellenz zusammen, Herrn Oberstleutnant und die anderen Herren. Herr Oberstleutnant stand auf dem Schützenauftritt, während S. Exzellenz links von Herrn Oberstleutnant stand, war der Stabsoffizier und Feldwebel Hofmann rechts von ihm. In diesem Moment hörte ich einen weiteren Abschuβ, der dem Schall nach wie der vorhergehende von der Richtung auf uns zu kommen musste.
Ich bemerkte noch, indem ich um die eben gekommene Schulterwehr zurück ging, wie Herr Oberstleutnant vom Schützenauftritt herabstieg und hörte gleich darauf den Einschlag der Granate, welche die Brustwehr durchschlagen hatte und im Graben in einer Höhe von 100 m krepierte.
Da ich gleich nachher Hilferufe hörte, eilte ich zurück und sah wie seine Exzellenz um die eine Schulterwehr lief und dann zusammensank, während die übrigen Herrn schwer verletzt im Graben lagen. Ich lies sofort einen Arzt holen. Exzellenz wurde gleich in ein Fuchsloch gebracht. Bei Herrn Oberstleutnant bemerkte ich, dass er den vorderen Teil des Kopfes verloren hatte und dessen Ordonanz einen direkten Volltreffer hatte.
Einige Sanitäts- Mannschaften hatten inzwischen den Stabsoffizier in den Sanitäts- Unterstand gebracht. Vizefeldwebel Hofmann durch ein Sprengstück am Kopf schwer getroffen gab nur noch schwache Lebenszeichen von sich.
Inzwischen hatte das Artl.-Feuer etwas nachgelassen und hörte nach einigen einzelnen Schüssen ganz auf. Ich begab mich nach dem Sanitäts-Unterstand um mich nach Exzellenz zu erkundigen. Er verlangte nach Wasser. Der Stabsoffizier kam bald wieder zum Bewusstsein und klagte über seine Frau und seine 2 Kinder und fragte öfters ob er sterben müsse. Er verlor ziemlich viel Blut weil es scheinbar bei der Sanitätsmannschaft an Verbandszeug fehlte. Es dauerte ziemlich lange bis Exzellenz verbunden war.
gez. Sergt. Stegmiller"
Quellen: Regts.-Geschichte des L.I.R. 126, Moser: Die Württemberger im Weltkrieg, Gräberliste Illfurth, Kriegstagebuch der Ldw. Pion. Komp. 13.