Der "Kuhstall" bei Niederspechbach

Mehrfach ist in der einschlägigen Literatur von einem „Kuhstall“ bei Niederspechbach die Rede. Wir sind den Hinweisen nachgegangen und werden nachfolgend die entsprechenden Texte wiedergeben, ergänzt mit Berichten und Beschreibungen der Stellungen und der Ereignisse um Brünnighofen und Niederspechbach. Die zwei kleinen Dörfer Enschingen und Brünighofen bilden heute die Gemeinde Saint-Bernard.

Die Stellung des II. Bataillons klammerte sich vorwiegend an das Dorf Brünnighofen, das von Gräben und Verhauen durchsetzt, trotz seiner gefährdeten Lage fast mehr zerfallen als zerschossen und in seinen Umrissen noch leidlich erhalten war. Alle seine Gräben strebten, um sich dem Bereitschaftsort Niederspechbach zu nähern, einem Gehöfte, dem Kuhstall zu, um von dort aus in einem einzigen Laufgraben dieses Dorf zu erreichen. Naturgemäß lag das französische Feuer mit Vorliebe auf dem Knotenpunkt des „Kuhstalls“, dessen Ruinen davon zeugten.

Die Unterstände waren nicht besser und nicht schlechter als die im Priesterwald, doch in den Kellerlöchern Brünnighofens, zu denen doch wenigstens das Tageslicht hinein drang, lebte sich‘s schon recht leidlich. In Niederspechbach und Brünnighofen gab‘s sogar  mehr oder weniger möblierte Zimmer. Die „Kanalwache“, welche bis in die Höhe des Vorfeldgrabens in das Buchengelände vom Nordufer des Kanals vorgeschoben war, behütete den wichtigen durch M.G. gesicherten Kanalübergang. Zwischen dieser Wache und Brünnighofen befand sich kein Kampfgraben. Draht, Sumpf und Larg-Arme ersetzten ihn. 

Wo sich damals der Kuhstall befand, steht heute wieder eine Scheune. Im Krieg war hier ein isoliertes Gehöft auf freiem Feld; heute hat sich die Ortschaft stark vergrößert, die Häuser reichen fast bis zur Niederen Mühle. 

Am 2. November 1917 erwachte die feindliche Artillerie auf einmal aus ihrer Ruhe. Schon vor Dämmerung hatten sie 36 Schuss, am Nachmittag sogar 90 Schuss auf den Kuhstall und zugleich einige Granaten auf die hinter der Kanalbrücke gelegene Schleuse 28 abgegeben.
In der Nacht auf den 3. November erfolgten mehrere Feuerüberfälle auf den Kuhstall. Im Übrigen verlief der Tag ruhig. Doch bereits am 4. November früh zwischen 2 und 6 Uhr fielen 175 Schuss auf die Gräben, denen am Nachmittag bis in die Nacht hinein 500 weitere Granaten leichten Kalibers folgten. Planten die Franzosen – die zielvolle Steigerung ihres Feuers sprach dafür – einen Anschlag gegen den Abschnitt Brünnighofen? Oder handelt es sich bloß um ein Ablenkungsfeuer, um ein Unternehmen an anderer Stelle zu verschleiern? 
Dies war der Beginn der Rückeroberung des Schönholzes; der Artillerie- Meßtrupp schätzte die Zahl der Geschosse in 24 Stunden auf 60- 70’00! Siehe dazu auch Sturmangriff auf das Schönholz - Februar 1916 und Rückeroberung des Schönholz

Die Kanalwache bei der Schleuse 28; Ausbaustand Januar 1916:

Nördlich des Kanals befanden sich zwei Horchposten, welche Tag und Nacht besetzt waren sowie drei splittersichere Wohn- Unterstände für insgesamt 50 Mann. Die Unterstände trugen die Namen „Niedernau“, „Weinsberg“ und „Weibertreu“. Zwischen dem Kanal und der Eglinger Straße standen die zwei Unterstände „Wildbad“ und „s’Bachhüsle“ für weitere 34 Mann. Südlich der Kanalbrücke befanden sich zwei weitere Horchposten.  Von der Kanalwache verlief ein Laufgraben, der zugleich erste Feuerlinie war, in südöstlicher Richtung zu den Unterständen „Wilhelmsburg“, „Reinsburg“  und „Wunnenstein“ und verband damit die Kanalwache mit der Stellung im Wäldchen Langhag.

Zwischen dem Kuhstall und Enschingen bildeten der Kanal und die Larg ein gutes geografisches Hindernis. Die gegnerischen Gräben lagen deshalb hier entsprechend weit auseinander. Jedoch in einer Regenperiode standen die Gräben schnell unter Wasser und das Largtal glich, wie auch heute noch, bald einem einzigen See. Dann musste in allen Gräben fortwährend Wasser geschöpft, Röste gelegt und Abflussgräben gezogen werden. Die Patrouillen gegen den Feind wateten manchmal mehr als knietief durch die Wiesenniederung der Larg.

Am 24. März 1915 wurde die Feldwache in der Niedermühle mit Granaten schweren  Kalibers beschossen und stark beschädigt. Der wachhabende Unteroffizier Geigenmüller konnte den feindlichen Artilleriebeobachter ausfindig machen und holte ihn mit sicherem Schuss vom Baum herunter. Danach verstummte das Feuer.

Eine Patrouille unter einem Vizefeldwebel durchkroch den feindlichen Drahtverhau und brachte aus dem feindlichen Graben Beutestücke mit, aus welchen sich die uns gegenüber liegenden Truppenteile feststellen ließen. Diese Patrouillentätigkeit veranlasste einen Franzosen, dass er seinem Unbehagen Luft machte durch den Zuruf: „Alte Kamerad, bessere Kamerad!“ Und als ein deutscher Schuss ihm antwortete, da fügte er noch den schwäbischen Gruß hinzu.

Eine andere Patrouille stieß gegen den französischen Posten an der Kanalschleuse 27 vor. Sie brachten zehn Gefangene und ein erbeutetes M.G. von dort zurück. Leutnant Ullrich war jedoch tödlich, Leutnant Schlecht leicht verwundet worden.