Französischer Text: Le front du Sundgau – 1914-1918 – AMMERTZWILLER

„Der greulich zerschossene Ort Ammerzweiler, wohl der Gipfel alles bisher Gesehenen hinsichtlich der Verwüstung durch die heftigen Kämpfe“. 

„Ammerzweiler selbst stellte sich als zerschossener, glitschiger Lehmboden mit Häuserresten und Schutthaufen, feuchten Löchern als Erdbehausung und triefenden Gräben dar, eingetaucht in eine trübselige Atmosphäre und vorn und hinten unerfreulich“.

Ein getrennter Bericht zur Minensprengung im Juli 1915 und dem Minentrichter finden Sie hier: Der Minentrichter von Ammerzweiler, 15. Juli 1915.

Der Frontabschnitt zwischen Heidweiler und Niederburnhaupt war ein Brennpunkt der Sundgaufront. Nachdem sich im Herbst 1914 die Front nach und nach stabilisierte und nur noch wenig änderte, wurde entlang dieser Front eifrig geschanzt. Es entstanden im Laufe der Jahre kilometerlange Gräben, zahlreiche Stollenanlagen und Unterstände. Heute ist davon nur noch wenig sichtbar. Wie sich die Situation in und um Ammerzweiler 1916 darstellte, verdeutlicht die Stellungskarte.

Die französischen Gräben sind in roter, die deutschen Gräben in blauer Farbe eingezeichnet. Gut zu erkennen ist der westlich von Ammerzweiler vorspringende Teil der deutschen Frontlinie, das sogenannte „Vorwerk Sautter“.

Nach Kriegsende war das Dorf vollständig zerstört. In der einschlägigen Literatur finden sich noch viele Berichte und Beschreibungen der Vorgänge von damals. Davon möchten wir auf diesen Seiten einiges wiedergeben. Man sollte sich aber stets bewusst sein, dass diese Texte einseitig und patriotisch gefärbt sind.

A. Wirth, "Der Kampf um den Hartmannsweilerkopf":

"Am 24. Sept. 1914 in der Mittagsstunde graben sich drei Kompanien des L.I.R. 40 bei Ammerzweiler ein. Dabei werden Zivilkräfte eingesetzt. Kaum eine Stunde später pfeifen die Granaten. Eine franz. Batterie hat vom Gildweiler Wald her das Feuer eröffnet. Soldaten und Zivilarbeiter verbergen sich im Graben. Eine Kompanie, die weiter unten am Spechbach liegt, erleidet Verluste. Nicht lange dauert das Feuer. Haubitzgranaten bringen die Batterie zum Schweigen. Um 16h erneutes Artilleriefeuer. Zum ersten Mal schlagen Granaten in die Dörfer Ammerzweiler und Bernweiler, ohne großen Schaden anzurichten. Am 4. Oktober versuchen französische Gruppen vergebens das Dorf Ammerzweiler zu erstürmen.
Am 2. Dezember liegt schweres Artilleriefeuer auf dem Abschnitt Ammerzweiler-Bernweiler. Eine französische Brigade, die aus dem Gildweiler Wald stösst, wird abgewiesen. 400 Tote liegen vor den deutschen Linien. Von Ammerzweiler bleibt nur noch ein riesiger Trümmerhaufen. Kein Haus, kein Baum bleibt stehen. Die herrliche gotische Kirche wird von Grund auf zerstört. Nach dem Krieg fand man noch unter den Trümmern zwei gut erhaltene Glocken. Es entstanden auch bedauernswerte Zivilopfer. So bei Bernweiler, wo eine
französische Granate in eine arbeitende Familiengruppe schlägt und drei Kinder tötet."

Die Kirche 1916

Die Kirche wurde in den Jahren 1926/27 wieder aufgebaut.

Eine Inschrift besagt: „Dieser Stein ist eingefügt worden am 20. Juni 1926

Hans Killian, "Totentanz auf dem Hartmannsweiler Kopf": Minenwerfereinsatz bei Ammerzweiler, Dezember 1914

"Am 6.12. wurde Killian und sein Kamerad Türk von der Feste Istein nach Ammerzweiler geschickt, um Stellungen für den ersten Einsatz der Minenwerfer zu erkunden. Sie reiten über Mülhausen nach Ammerzweiler. Die Erkundung war wenig befriedigend. Es war schwierig, eine vernünftige Stellung zu finden, ausserdem schien der Grundwasserstand ziemlich hoch. Dennoch wurde die MMW-Einheit am 9.12. nach Mülhausen verlegt.Im Nachtmarsch ziehen wir durch den Hardtwald und treffen um 6 Uhr morgens in der Jägerkaserne in Mülhausen ein. Von Sennheim herüber hallt schwerer Kanonendonner. Ab und zu sieht man gefangene Franzosen durch die Straßen von Mülhausen marschieren. Sie sind total verschmutzt und totenblass. Diejenigen, welche von der Höhe 425 und Steinbach kommen, sehen erschreckend aus. Man könnte meinen, sie seien mit geronnenem Blut besudelt. Die Hügel dort oben sind aus rotem Löβ. Wer in den Schlamm fällt, beschmutzt sich mir rostroter Erde. Endlich erhalten wir Befehl zu unserem ersten Einsatz. „Am 25.12.1914, 20 Uhr, Abmarsch nach Ammerzweiler.“. Gegen 4 Uhr morgens erreichen wir es in der bitterkalten Nacht. Wir sollen einen sehr unangenehmen feindlichen Stützpunkt vor dem Gildweiler Wald zerstören, weil von hier aus durch flankierendes Maschinengewehrfeuer unsere Stellungen am Lerchenberg gefährdet werden. Die Beschießung soll nachts stattfinden. Man sieht dem Dorf die schweren Kämpfe der letzten Zeit an. Die Kirche hat viel abbekommen. Sie liegt keine 500
Meter hinter der vordersten Linie. Durch einen schmalen Verbindungsgraben am Hinterhang kann man von unserer MMW-Stellung, die dicht hinter der vordersten Stellung liegt, ins Dorf gelangen. Unsere Stellungen sind nun beinahe fertig. Die Kolonne mit den Geschützen und der Munition trifft gegen 3 Uhr morgens im Dorf ein. Der Mond scheint hell genug, um unsere MW gleich in Stellung bringen zu können. Während ich eine gute Beobachtungsstelle vorne suche und das Telefon legen lasse, beginnt gegen 11 Uhr die feindliche Artillerie unsere Gräben und das Dorf Ammerzweiler mit Granaten einzudecken.

Sie sausen knapp 2-3 Meter über unsere Köpfe hinweg – man spürt den Luftzug – und schlagen etwa 50 Meter hinter uns in die Verbindungsgräben ein. Manchmal können wir die Abschüsse schwerer Festungsgeschütze bei Gommersdorf beobachten. Um 3 Uhr nachmittags sind wir feuerbereit und melden dies der Brigade. Wir hoffen, unentdeckt zu bleiben, aber kaum eine halbe Stunde vergeht, da brummt es am Himmel, und kurz darauf zieht ein französischer Wright-Doppeldecker mit seinen zwei Schrauben und dem offenen Sitz über uns hinweg und kehrt trotz Beschuss unversehrt zurück. Daraufhin verdoppelt sich der Artilleriesegen.
Nachmittags laufe ich nochmals mit 4 Mann durch den engen Verbindungsgraben zum Dorf, um ein Wellblech für unseren Munitionsstollen zu holen. Das Artilleriefeuer hat stark zugenommen, wir müssen von Deckung zu Deckung durch das Dorf rennen und jeweils die Einschläge abwarten. Gerade stehen wir neben der Kirche, als ein dicker Koffer von
Gommersdorf angeflogen kommt. Man kann das Geschoss gemütlich durch die Luft anwackeln sehen. Mit einem Satz werfen wir uns hinter der Kirchhofsmauer platt zur Erde. Keine 20 Meter entfernt schlägt die Granate ein. Alle sind wir zusammen gezuckt und warten nun auf die Detonation. Aber es bleibt still: So ein Dusel, ein Blindgänger! In etwa 200 Meter Entfernung vor unseren Gräben liegt das Ziel, ein stark vorgeschobener Stützpunkt mit Unterständen, Maschinengewehrständen, Sappen und dichtem Drahtverhau. Noch bei Tageslicht werden unsere MMW eingerichtet. Ich gehe auf Beobachtung nach vorne. Alles ist auf das höchste gespannt und wartet. 9.45 Uhr in der Dunkelheit bei schwachem Mondschein fällt der erste Schuss. Keiner hat bisher so etwas erlebt, nur der harte Knall des Abschusses ist uns gewohnt. Nun aber beginnt das reinste Feuerwerk, denn man sieht den Flug der Mine an dem Abbrennen des Zeitzünders. Sie saust wie ein Komet durch den Nachthimmel. Wunderschön – aber unverständlich konstruiert.

Wir bekommen einen gelinden Schrecken, denn dieser Feuerzauber verrät in der Nacht sofort jede Minenwerferstellung. Vermutlich hat das hohe Ingenieur-Komitee im Frieden die Minenwerfer nur am Tage ausprobiert.
Drüben eine ungeheure Detonation, Feuerfahnen, Rauch und Qualm. Es fliegen fauchend die Splitter der Mine über uns hinweg. Die ganze Grabenbesatzung ist auf den Beinen und liegt trotz Verbot auf der Brüstung, um das interessante Schauspiel mit anzusehen. 20 Schuss jagen wir auf das französische Werk und freuen uns über jeden Treffer. Unterdessen macht sich eine Patrouille fertig.
Ein Unteroffizier und 12 Mann springen im Mondlicht aus dem Graben, laufen nach dem letzten Schuss über das freie Feld gegen das Erdwerk zu. Ich kann die Gestalten noch eben drüben vor dem Drahthindernis mit dem Glas erkennen, dann verschwinden sie. Die französische Artillerie ist unterdessen aus ihrem Staunen erwacht und fängt an, nach uns zu suchen. Da tauchen plötzlich unsere Männer wieder auf, ihre Schritte dröhnen über den leicht gefrorenen Boden, und sie kommen einzeln von draußen wieder zurück. Der Stützpunkt ist zerstört, der Feind hat die Stellung geräumt, ist dann aber wieder rasch vorgestossen, um Maschinengewehre in Stellung zu bringen. Die Patrouille kommt ohne Verluste zurück.
Wir bauen sofort ab, die Bespannungen werden herangeholt, und die MMW Abteilung VI zieht singend im Morgengrauen nach Mülhausen zurück."

Aus der Regiments-Geschichte des württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 123 (L.I.R. 123) , März 1915 - Oktober 1916:

"Als das Regt. am 5. März 1915 hier eingesetzt wurde, reichte seine Front vom Spechbach südlich Niederburnhaupt bis zum Rhein-Rhone-Kanal. Es handelte sich im großen und ganzen um die Sperrung der von Belfort über Balschweiler gerade nach Mülhausen führende Straße. Das I.Batl. kam in den Abschnitt Ammerzweiler, der Regimentsstab war in Bernweiler.

Bataillons-Stabsquartier

Drei bis vier Kilometer hinter der Front erstreckte sich das Waldgebiet des Kauf- und Spechbacher Holzes, das der deutschen Artillerie einigen Schutz bot. Die Hauptstellung der Franzosen lag in dem langgestreckten Waldgebiet von Diefmatten und Gildweiler (heute Gildwiller) (Buchwald und Gildweiler Wald), das auf einem die Umgebung beherrschenden Bergesrücken das Sulzbachtal vom Spechbachtal trennt. Ihre Vorposten waren bis an die breite Straße, die aus dem Largtal von Balschweiler (heute Balschwiller) nach Nieder- und Oberburnhaupt (heute Burnhaupt-le-Bas, Burnhaupt-le-Haut) führt, vorgeschoben. Balschweiler bildete einen starken Eckpunkt ihres Stellungssystems. Von da folgte ihre vorderste Linie dem breiten Taleinschnitt der Larg bis 1,5 km westlich Heidweiler (heute Heidwiller). Das stark bewaldete Höhenmassiv südlich der Larg und östlich der Ortschaften Eglingen, Hagenbach und Ballersdorf, gab den Franzosen einen starken natürlichen
Schutz. Hier in diesen Wäldern standen ihre leichten und schweren Batterien überall in günstigen Stellungen. Hierher konnten sie auch mit der über Dammerkirch (heute Dannemarie) führenden Vollbahn ihre Truppen und den ganzen Nachschub an Munition, Geräte und Verpflegung aus dem Bollwerk Belfort befördern.

Im Abschnitt um Ammerzweiler lag man sich sehr nahe gegenüber. Die Gräben waren nur wenig voneinander entfernt. Auch war hier keine noch wenig beschädigte Ortschaft, in deren Häuser man sich behaglich einrichten konnte, wenn man vom Vorpostendienst gekommen war. Hier starrten nur Ruinen und elende Trümmerhaufen den von der Wache kommenden Soldaten an. Hier kämpfte man mit Handgranaten und Minenwerfern; hier vergrub man sich wie ein Maulwurf in den Boden und suchte in Kellern und Unterständen Schutz.
Am 10. März 1915 schossen die Franzosen zum ersten Mal leichte Minen auf die Strassenbarrikade südlich Ammerzweiler. Dies war der harmlose Anfang der später so gewaltigen Minenkämpfe bei Ammerzweiler. Die Stellungen waren im Frühjahr 1915 bei weitem noch nicht durchgängig ausgebaut. So wurde unter Major Graf, dem Kommandeur des I. Bataillons am linken Flügel der Lerchenbergstellung das „Vorwerk Stark“, am rechten Flügel der Ammerzweiler Südstellung das spätere „Vorwerk Sautter“, und am linken Flügel der Balschweiler Stellung das „Vorwerk Kieser“ vorgetrieben. Gleichzeitig wurde am Bau eines Laufgrabens Bernweiler – Ammerzweiler gearbeitet. Zu Erwähnen ist noch, dass man unter der Ammerzweiler Strassenbarrikade zwei halbfertige Horchstollen vorfand, die von Pionieren der Brigade Mathy anscheinend gegen etwaige Unterminierungsversuche des Gegners vorgetrieben wurden. Sie sollten später noch besondere Bedeutung gewinnen.
Das III. Bataillon schuf sich einen gedeckten Anmarschweg von Niederburnhaupt her, der später mit einem neuen Laufgraben vom Nordwestausgang von Bernweiler in Verbindung gebracht wurde. Der energische Stellungsbau war dem Feind nicht unerkannt geblieben. Leichte und schwere Artillerie störten die Arbeiten wiederholt und fing auch an, die Ortschaften Niederburnhaupt, Ammerzweiler, Enschingen und Bernweiler zu beschiessen.
Am 24. März hatte er es besonders auf die Feldwache in der Niedermühle bei Brünighofen (heute Saint-Bernard) abgesehen. Sie wurde von Granaten schweren Kalibers stark beschädigt. Da gelang es dem Wachhabenden, Unteroffizier Geigenmüller, den feindlichen Artilleriebeobachter zu entdecken. Er holte ihn mit sicherem Schuss vom Baum herunter. Das Feuer verstummte.
Am 27. und 28.3. trat überraschend starker Schneefall, bald darauf Schneeschmelze und nasse Witterung ein. Die Folgen waren katastrophal. Der löβartige Boden der ausgehobenen Gräben gab der Nässe nach; was nicht mit Holz verschalt war, stürzte ein. Die dreiwöchige Arbeit des Regiments war mit einem Schlag zunichte. Zudem trat Grundwasser auf. Die Gräben wurden teils zum See, teils zum zähen Matsch und Brei."

Niedere Mühle

Württembergische Landwehr Feldartillerie Regiment Nr. 1 (Ldw. F.A.R. 1):

"Am 3. Mai 1915 erhielt die 4. Batterie den Auftrag, die Häuser der Schleuse 26 am Rhein-Rhone-Kanal, die von einer starken französischen Feldwache besetzt waren, auf Wunsch unserer Infanterie in direktem Schuss zu zerstören. In der Nacht vom 2./3. Mai wurde ein Zug der Batterie zwischen die Häuser von Enschingen vorgezogen, und am Abend des 3. Mai, bei beginnender Dämmerung, überraschend das Feuer eröffnet. Mit 67 Schuss über Visier und Korn zerstörte der Zug unter dem Kommando des leider später als Flieger gefallenen Leutnants von Arand die vom Feind besetzten Gebäude vollständig. Die Franzosen antworteten auf diese Überraschung hin mit heftigem Feuer, wodurch die Lafette einer der beiden Haubitzen beschädigt wurde.
Die 6. Batterie wurde in der Nacht vom 8./9. Juli im Abschnitt Süd (Ortsunterkunft Galfingen) eingesetzt und bezog Stellung am Nordwestausgang von Enschingen in einem Baumgut (Stellung 38). Die Batterie hat diese dicht hinter unserer Infanteriestellung gelegene Stellung, die eine besonders wirksame Flankierung des Ammerzweiler Vorwerks erlaubte, mit besonderem Geschick und Fleiss stark ausgebaut, was sich bei den späteren häufigen und heftigen Beschießungen der Stellung belohnte.
Am Abend des 11. Juli fand ein Angriff unserer Infanterie auf das französische Vorwerk südwestlich Ammerzweiler statt, der aber insofern nicht den gewünschten Erfolg hatte, da er hauptsächlich wegen starken feindlichen Flankenfeuers nicht gehalten werden konnte. Bei der Sturmvorbereitung und der Bekämpfung feindlicher Artillerie hatten außer den eingesetzten schweren Batterien die 2., 5. und 6. Batterie erfolgreich mitgewirkt. Die 2. Batterie war zu diesem Zweck am 10. Juli in der Stellung 33 nördlich Oberspechbach vereinigt worden und verblieb bis auf weiteres in dieser Stellung. 

Brotbacken bei der 5. Batterie

Der 15. August wurde ein lebhafter Tag. Im Laufe des Nachmittags begannen die Franzosen unsere Stellungen gegenüber dem Lerchenberg und im Spechbachgrund mit schwerer Artillerie heftig zu beschießen, worauf zunächst die 2. Batterie die feindlichen Stellungen lebhaft unter Feuer nahm. Als das feindliche Schießen immer mehr zunahm und einen Angriff vorzubereiten schien, wurden sämtliche Batterien reichlich mit Munition aufgefüllt, der zweite Zug der 8. Batterie aus Ortsunterkunft in die Kaufholzstellung vorgezogen, sämtliche Batterien auf Sturmabwehr zwischen Ammerzweiler und Niederburnhaupt eingerichtet und die Sturmabwehr geprüft.
Nachdem um 5 Uhr Ruhe eingetreten war, setzte um 7 Uhr abends Trommelfeuer auf unsere Gräben ein, gleichzeitig streute der Gegner unsere Straßen und Ortsunterkünfte ab. Plötzlich stiegen aus dem Rauch und Qualm über den Gräben vorne rote Leuchtkugeln hoch, der Gegner griff an. Darauf hatten unsere Batterien nur gewartet, sofort setzte ein derart starkes und gutliegendes Sperrfeuer ein, dass der Feind, der mit mindestens zwei Bataillonen angriff, niedergehalten wurde und nur an einer Stelle vorübergehend in einem Grabenteil bei uns eindrang. Bei ihrem Rückzug von da nahmen die Franzosen leider einen jungen Kriegsfreiwilligen der 8. Batterie, der als Fernsprecher im vorderen Graben von ihnen überrumpelt worden war, mit, waren aber so anständig, nach einigen Tagen einen Zettel herüber zu werfen, mit der Mitteilung, dass der Gefangene unverwundet sei und dass es ihm gut gehe, was er später brieflich bestätigte.
Am 4. und 5. Oktober fand ein erfolgreiches Zerstörungsschiessen gegen Schleuse 26 und 27 und eine feindliche Beobachtungsstelle südlich Eglingen durch die 2. und 6. Batterie in direktem Schuss statt. 

Die Artillerie Stellungen des F.A.R. 1

Am 21. Oktober führte die 2. Batterie den Auftrag aus, in Verbindung mit einem Schießen unserer Minenwerfer gegen das Ammerzweiler Vorwerk die feindliche Lerchenbergstellung in direktem Schuss aus nächster Entfernung zu beschießen. Eine geeignete Stellung wurde unmittelbar hinter unserem vordersten Graben am Ortsrand von Ammerzweiler erkundet, in der Nacht zwei Geschütze mit größter Vorsicht in Stellung gebracht und mit Zweigen kunstvoll maskiert, so dass am 21. Oktober das Schnellfeuer im direktem Schuss aus nur 200 Meter Entfernung den Gegner vollständig überraschte. Die Wirkung war eine sehr gute, die beschossenen Gräben sahen bös aus, das wütende Erwiderungsfeuer der Franzosen kam zu spät, da die Bedienung der zwei Geschütze nach erfülltem Auftrag in Deckung gegangen war.

Ein Patrouillenunternehmen wurde am 24. Juli 1916 gegen das Balschweiler Vorwerk ausgeführt. Beteiligt waren die Batterien 1., 2., 4., 5., 6., 8. und 9. mit zusammen 3 200 Schuss, wobei von der 2. Batterie wieder 3 Geschütze in offener Feuerstellung standen. Das Balschweiler Vorwerk wurde vollständig zerstört und 30 Gefangene eingebracht. Februar 1917: Die feindliche Artillerietätigkeit steigerte sich allmählich gegen Mitte des Monats; schon am 5. hatte der Gegner ein starkes Zerstörungsschiessen gegen unsere Stellungen von Niederaspach bis Exbrücke gerichtet, gleichzeitig gegen die Stellungen Lerchenberg und Ammerzweiler mit insgesamt etwa 16 000 Artillerieschuss und 5 000 Minen."

Minenwerfer Kompanie 307

"Am 17. Oktober 1915 ging ein Teil der Kompanie nach Ammerzweiler in schon von früher her vorhandene Stellungen mit schweren und mittleren Werfern. Am 21.Oktober fand bei Ammerzweiler ein Feuerüberfall statt, bei dem die schweren und mittleren Werfer der Kompanie beteiligt waren und die Anlagen der Franzosen teils zusammenschossen, teils schwer beschädigten. Mehrfach musste aus der Stellung bei Ammerzweiler Vergeltungsfeuer gegen französische Störungen durch Artillerie und Minenwerfer abgegeben werden.
Gegen die französische Stellung bei Balschweiler fand am 12. und 13. Februar 1916 ein grösseres Zerstörungsschiessen statt, bei dem insgesamt 105 schwere, 279 mittlere und 1165 leichte Minen verschossen wurden.
Am 24. Juli wurde die französische Trichterstellung und das Zwischenwerk bei Ammerzweiler, sowie das Balschweiler Vorwerk mit 160 schweren, 600 mittleren und 520 leichten Minen belegt. Trotz lebhafter artilleristischer Gegenwirkung auf Beobachter und Werferstände war der Erfolg nach Meldung unserer Patrouillen gut. Glücklicherweise wurden nur 1 Offizier und 1 Offizierstellvertretung auf Beobachtung leicht verwundet.

Ein schwerer Werfer in Ammerzweiler (vermutlich Februar 1917) bekam einen Artillerietreffer in den Mannschaftsraum, der 5 Mann tötete (Vizefeldwebel Mack, Gefreiter Regelmann, Pionier Schaumayer, Bohn, Schmid, Karl) und 4 verwundete. Ersatzmannschaften eröffneten sofort das Feuer mit guter Wirkung, als beim 40. Schuss sich ein Rohrkrepierer ereignete, der die Geschützmannschaft (1 Unteroffizier, 9 Mann) teils verwundete, teils gaskrank machte. Die Minenwerfer der übrigen Stellungen eröffneten ebenfalls das Feuer, so dass insgesamt 55 schwere und 272 mittlere Minen in die französischen Stellungen geschleudert wurden."

Landwehr Infanterie Regiment 121 (LIR 121):

"Es spukte mächtig vor Ammerzweiler, am meisten in der Trichterstellung, so genannt nach einem gewaltigen Explosionsloch, das deutscherseits im Vorjahr gesprengt und dann vom Feind besetzt worden war. Die Gräben lagen beim Trichter dicht auf dicht gegenüber, unsere vorgeschobenen Sappenposten keine 10 Meter vom Feind. Minengitter charakterisierten die Stellung, Nahkampfmittel und Minen vom leichten Kaliber bis zum Ein- und Zweizentnerhut gaben die Hauptwaffen ab; für das leichte Geplänkel bekamen wir den Granatwerfer „Priester“ zum ersten mal in die Hand, aus dem durch mechanische Schleudervorrichtung voluminöse Kugelgranaten geräuschlos, ohne Rauch einer Treibladung und ohne Abschusskrach auf den Feind befördert werden konnten.
Unsere 9. Kompanie unter Oberleutnant Schmid hatte die Trichterstellung mit ihrem Kern, dem „Vorwerk Sautter“ inne, einer in der Mitte durch tiefe Stollenwerke mit Quergängen und Wohnnischen, verschiedenen Eingängen, Luftschächten und Pumpanlagen ausgestatteten, unmässig von Minen aufgepflügten Stellungsnase. Hier waren offene Augen und Geistesgegenwart am Platz und das Leben eines Träumers keinen Heller wert, denn Minen und Gewehrgranaten kann man kommen sehen und oft noch im letzten Augenblick umgehen, und sie kamen in hellen Mengen.
Ammerzweiler selbst stellte sich als zerschossener, glitschiger Lehmboden mit Häuserresten und Schutthaufen, feuchten Löchern als Erdbehausung und triefenden Gräben dar, eingetaucht in eine trübselige Atmosphäre und vorn und hinten unerfreulich. 

Oberleutnant Schmid, 9./L. 121 im Kompanieführer-Unterstand

In weit vorgetriebenen Fühlerstollen des Vorwerks Sautter waren hochempfindliche Horch- und Aufnahmeapperate aufgestellt, welche die unterirdischen Ströme und Schwingungen fingen und zur Abhörstation beim Abschnittsgefechtsstand, dem „Lokalanzeiger“ leiteten, dem Geheimnis und der Spezialität des Platzes, wo Dolmetscher-Unteroffiziere der Division mit ihren Kopfhörern jederzeit ablauschend sassen und notierten. Eine enge Klause war`s, der Boden 5 oder 6 Meter unter der Erdoberfläche, die Wände und Decke mit feuchten Bohlen ausgesteift, ein nasses Erdloch; links der Tür der Aufnahmetisch, an dem die Bedienung mit Kopfhörern lautlos sitzt, den Meldeblock vor sich, den Bleistift in der Hand. Über dem Tisch an der Wand Drähte, Schalthebel, Schalttafeln mit Kolonnen von Isolatoren, kleine Glühbirnchen und andere Apparaturen der elektrischen Installation, eine komplizierte und mysteriöse Anlage für den Laien.
Der Franzose schien von unserer Einrichtung eine Ahnung zu haben, denn er redete am Telephon meistens nur belangloses Zeug. Um den „Lokalanzeiger“ nicht zu stören, durften unsere Abschnitte die eigenen Fernsprechanlagen die meiste Zeit nicht benutzen und in den sperrefreien Stunden war peinlichste Überlegung jeder Silbe und die Verwendung von Deckwörtern befohlen, bei deren Gebrauch man sich sehr lächerlich vorkam. Den es ging die Sage, der Feind verfüge über noch viel feinere Apparate zum Mithören.
Bei einem besonders üblen Schießen des Gegners, wurden durch schwere Flügelminen sogar einige Stollen des Vorwerks Sautter trotz ihrer sechs Meter starken Erddecke beschädigt.
Die Ruine der Kirche von Ammerzweiler wurde durch Volltreffer in die klobigen, noch immer hochragenden Mauerreste schließlich so rissig, dass Oberleutnant Schmid sie eines Abends durch Sprengung umlegte, um die Einsturzgefahr aus der Welt zu schaffen." 

Stollenbau im Vorwerk Sautter

Landwehr Infanterie-Regiment 126 (L.I.R. 126):

"Der Winter 16/17 hatte sich bis dahin von seiner mildesten Seite gezeigt. Im letzten Drittel Januar setzte ein grimmig schneidender Frost ein und erschwerte das Kriegsdasein gewaltig. Der Kanal, später auch die Larg, froren zu mit gangbarer Eisdecke. Dieser Umstand erforderte eine erhöhte Aufmerksamkeit unserer Posten und Patrouillen.
Am 5. Februar 1917 vormittags um 10 Uhr begann ein französisches Wirkungsschiessen leichter und mittlerer Geschütze auf Ammerzweiler; von 12:50 Uhr ab setzten auch schwere Kaliber ein. Das Feuer forderte seine Opfer im Dorf; auch beim Regimentsstab wurde es höchst ungemütlich. Gegen das vorspringende Werk südwestlich Ammerzweiler gingen jetzt Minen nieder in verheerender Menge. Von 4 Uhr nachmittags ab beschoss der Feind von dem genannten weit vorspringenden Werk und den angrenzenden Stellungsabschnitten die erste und noch mehr die zweite Linie mit Granaten und Minen. Abends 9 Uhr steigerte sich das Feuer zum Trommelfeuer; erst gegen 11 Uhr verstummte es allmählich.
Einmal tauchte eine französische Infanteriepatrouille, etwa sechs Mann stark, in der Dunkelheit vor unserer Front auf. Sie erhielt Feuer, sobald sie genügend zu erkennen war, und verschwand schleunigst. Das französische Artilleriefeuer hatte an der Stelle, wo die Patrouille vorging, zuvor aufgehört. Die weitere Nacht, von etwa 11 Uhr ab, verlief ruhig. Patrouillen, die unsererseits vorgingen, konnten in den französischen Stellungen kein besonderes Geräusch, überhaupt nichts Auffallendes wahrnehmen; alles zeigte sein normales Gepräge. Um 5 Uhr vormittags setzte noch einmal heftiges, aber kurzes Feuer ein, dann war wieder Friede. Die Franzosen hatten im ganzen etwa 11 000 Granaten und 1 700 Minen verschossen.
Der Tag hatte uns an Toten 5 Mann, an Verwundeten 1 Offizier, 1 Unteroffizier und 17 Mann gekostet. Die Stellung, besonders in der zweiten Linie, hatte schwer gelitten, doch die Unterstände gut ausgehalten. Das vorspringende Werk südwestlich Ammerzweiler war stark beschädigt. Die den ganzen Februar hindurch anhaltende Kälte erschwerte sehr die Herstellungsarbeiten an den zerschossenen Gräben und dem Drahthindernis, auch wurden sie vom Feind mit Geschütz- und Gewehrfeuer, mit MG und Gewehrgranaten vielfach belästigt."

Pionier Bataillon 13:

"Am 5.2. 1917 belegten die Franzosen das Vorwerk Sauter mit stärkerem Feuer. Ein Horchkommando von 1 Unteroffizier und 3 Pionieren, das zunächst im Stollen Pluto verschüttet war, gab nach Freiwerden seinen Posten erst auf, als Befehl zur Räumung des Vorwerks erging.
In der Nacht vom 18./19. Oktober 1915 sprengten die Fahnenjunker Sobbe und Stadelbauer einen französischen Beobachtungsposten bei Enschingen. Wiederholte Beschiessungen des Vorwerks Sautter gegen Ende November 1915 und fortwährendes Regenwetter verlangten dauernde Wiederherstellungsarbeiten in diesem Werk. Eine 6 Meter dicke Erddecke über einem Unterstand wurde durch eine schwere Mine durchschlagen. Dagegen hielten die minierten Unterstände bei Ammerzweiler einer Betrommelung
durch französische Artillerie durchaus stand. Bei einer starken Artillerie Beschießung unserer Stellung gegenüber Balschweiler am 4. Januar 1916 wurden dank der guten Unterstände nur vier Pioniere verwundet."

K.B. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 15:

"...In die Stellung einbezogen war auch der greulich zerschossene Ort Ammerzweiler, wohl der Gipfel alles bisher Gesehenen hinsichtlich der Verwüstung durch die früheren heftigen Kämpfe. Ein gefährdeter Punkt war das sogenannte „Dragoner Vorwerk“, ein aus der allgemeinen Baulinie vorspringender Teil in der Mitte der Regimentsstellung, ähnlich auf der Gegenseite das „Balschweiler Vorwerk“. Ein Lieblingsziel der feindlichen Artillerie bildeten neben der vordersten Linie und den Verbindungsgräben (z.B. der Hengergraben) die Unterkünfte der Stäbe und Reserven in Bernweiler und Oberspechbach. 

Graben im Vorwerk Sautter

Am 3. November eröffnete die feindliche Artillerie aus ihren Stellungen bei Holzberg, Fuchsberg, Gildweiler Wald, Büttweiler und Hagenbach das große Orgelkonzert in einem Umfang, wie es das Regiment bisher noch nicht erlebt hatte. Und das Feuer hielt mit Unterbrechungen in den folgenden Tagen bis zum 7. November an. Es waren schwere Tage, in denen sämtliche Kräfte des Regiments zum Einsatz kamen. Leichte, mittlere und schwere Kaliber und etwa 10 Minenwerfer belegten die Kampfabschnitte mit heftigstem Zerstörungsfeuer.
Am 31. August 1918 wurden Amerikaner, die nach kräftiger Unterstützung durch Artillerie und Minenwerfer am „Kieser Vorwerk“ eingedrungen waren, zurückgeworfen und erlitten starke Verluste, im Vorfeld wurden 14 Tote gezählt, auch einen Gefangenen mussten sie zurücklassen. Bei der dünner gewordenen Besetzung der 1. und 2. Linie (Mitte Oktober 1918) war einmal ein Zug Amerikaner unbemerkt in Ammerzweiler in die Stellung herein gekommen, da zufällig der Posten mit Ablösung auf die Feldwache zurück genommen war. Der Feind, der sich am Platz des Unteroffizierpostens eingerichtet hatte, vermochte dann in den frühen Morgenstunden einen zur Ablösung vorgehenden Unteroffizier zu schnappen, ebenso einen auf Leitungspatrouille befindlichen Mann des Horchdienstes, verlor aber seinerseits beim sofort folgenden Nachstoss ebenfalls einen Mann als Gefangenen. Eigene Patrouillen waren beinahe jede Nacht in der feindlichen Stellung. Sie richteten sich besonders gegen Balschweiler Vor- und Zwischenwerk, gegen Lerchenberg und Holzberg, führten auch zu Zusammenstössen mit dem Gegner und heftigen Nahkämpfen mit Verlusten. So wurde am 16. Februar 1918 das französische 75. Infanterie-Regiment (27. Infanterie-Division) festgestellt, am 30. April fünf französische Gefangene eingebracht, am 13. Juni schwarze Franzosen (35. Senegal-Bataillon) durch einen Gefangenen ermittelt. Der erste Amerikaner (114. Regiment) wurde am 31. August gefangen. Bei einem Unternehmen gegen Balschweiler am 12. Oktober wurde ebenfalls die Anwesenheit von Amerikanern (360. Regiment) und Franzosen (Jäger 65) erwiesen."

Das Denkmal des Regiments, Militärfriedhof bei Illfurth

Sturm Bataillon 16:

"Ein Stosstrupp der Württembergischen Sturmkompanie des Sturm-Bataillons 16 erhielt Befehl im Spechbachgrund, nördlich Ammerzweiler, eine Patrouille gegen die französische Stellung an der Straße Ammerzweiler – Niederburnhaupt auszuführen, in den feindlichen Graben einzudringen und Gefangene zu machen. Der Stosstrupp, bestehend aus einem Vizefeldwebel, zwei Unteroffizieren und 15 Mann wurde am Nachmittag des 19. Januar 1917 mit dem Auto abgeholt und nach Bernweiler transportiert, wo er beim L.I.R. 121 untergebracht und verpflegt wurde.
Schon am anderen Tag, am Morgen des 20. Januar, traf im Seminar (heute Collège épiscopal) in Zillisheim die Nachricht ein, dass die Patrouille ausgeführt sei und der Stosstrupp, der einen Gefangenen in die deutsche Linie einbrachte, seinen Auftrag erfüllt habe.
Die Patrouille war morgens 4 Uhr ohne jegliche Feuervorbereitung vorgegangen, ausgerüstet mit Schneemäntel um vor Sicht geschützt zu sein, da das ganze Gelände in tiefem Schnee lag. Unterstützt von einem günstigen Wind, ist es ihr nach mühseliger Arbeit gelungen, einen Weg durch das dichte Drahthindernis zu schneiden und in die feindliche Stellung zu kommen, ohne dass der Gegner es merkte. Im Graben wurde die Patrouille auf einen Unterstand aufmerksam, der durch Funkenschlag am Rauchfang zu erkennen war und bei weiterem Vorgehen stieß sie auf einen französischen Doppelposten. Bei dem Kampf der sich hier entspann, wurden Unteroffizier Lappe und Schütze Walter verwundet, ebenso der eine Franzose, den man gefangen zurückbrachte.
Der verwundete Unteroffizier Lappe schilderte in einem Brief, welcher er im Feldlazarett Lutterbach schrieb, seine Eindrücke bei diesem Unternehmen:

Patrouille in Schneemäntel

"Wir wurden mit dem Auto abgeholt und in der Stellung in einer verlassenen Hütte untergebracht, in der uns Leutnant Böhmig an Hand von Skizzen über die ungefähre Lage des feindlichen Grabens aufklärte. Nachts zogen wir in die Stellung des Regiments 121, von wo aus wir in Schneemäntel eingehüllt ins Vorgelände traten, um uns dem feindlichen Drahtverhau zu nähern. Nach einer mehr als zweistündigen, unermüdlichen Arbeit gelang es uns, eine Gasse in das breite Hindernis zu schneiden. Wir lagen dabei teils auf dem Rücken, teils auf dem Bauch. Das ganze Gelände war mit Schnee bedeckt. Schon während der Arbeit des Drahtschneidens beobachteten wir die Tätigkeit des Feindes und fanden heraus, dass in unmittelbarer Nähe unserer Gasse ein feindlicher Doppelposten stehen musste. Man hörte nämlich von Zeit zu Zeit sprechen.
Nach Freiwerden der Gasse schlichen wir in gemessenem Abstand, auf dem Bauch kriechend, der Grabenöffnung zu und liessen uns geräuschlos in den Graben hinunter. Von einem Posten war vorerst nichts zu sehen. Wir bemerkten aber einen Unterstand, der zwei Eingänge zu haben schien. Ich teilte sofort meine Leute ein und setzte zum Angriff an. Dabei stießen wir auf einen Doppelposten, den ich durch Zuruf zur Übergabe aufforderte. Leider setzte sich der Posten zur Wehr, so dass er selbst schwerverwundet und der andere französische Soldat anscheinend getötet wurde. Ich erhielt am Leibe und an der Hand Verletzungen durch Handgranatensplitter.
Die französische Unterstandsbesatzung, die bei Beginn des Kampfes heraustrat, wurde von einem anderen Trupp unserer Leute mit Handgranaten beworfen und dürfte wohl ziemliche Verluste gehabt haben. Der allgemeine Rückzug mit dem einen Gefangenen glückte, obwohl die Patrouille von der feindlichen Infanterie heftig beschossen wurde."

Erfolgreich war ein Unternehmen unter Führung von Leutnant Hagenmayer am 12. Oktober 1918 bei Balschweiler. Hier wurden zum erstenmal Amerikaner gefangen, zwei Offiziere und acht Mann vom amerikanischen Infanterie-Regiment 360, ausserdem fünf Mann des französischen Chasseur-Regiments 65."