Stellungsbeschreibung der Region um Carspach und zwei persönliche Berichte von Offizieren des Infanterie Regiments 470. Das Regiment lag im Sommer 1917 in den Stellungen um Altkirch und Carspach.

Teil 1: Auszug aus der Regimentsgeschichte des Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 81 (L.I.R. 81):

 

Das Regiment war vom November 1917 bis zum Kriegsende im Sundgau um Altkirch im Einsatz. Der Bericht beschreibt die Stellung in und um Carspach. So erfahren wir, daβ man die Nase (Stellungsteil westlich von Carspach) bei Carspach zunächst aufgegeben und die betonierten Unterstände gesprengt hatte, um bald danach dort wieder neue Beton- Unterstände zu bauen.
Von einem französischen Angriff mit schweren Minenwerfern mit einem Durchmesser von 24 cm, welche hinter dem "Erdwerk" eingebaut waren, lesen wir: 

"(...) Der Westrand des Dorfes litt stark. Die Betonklötze wurden von den in der Nähe einschlagenden Minen derart erschüttert, daβ die darin Schutz suchenden Leute durch die Erdstöβe gegen die Decke geschleudert wurden. Deshalb nannte man die schwankenden Hohlwürfel "Schiffschaukeln". Einer derselben wurde wie eine Pappschachtel in einen Minentrichter geworfen. Wo die Flügelgeschosse niederfielen, schützte kein Menschenwerk vor ihnen."

In und um Carspach waren 47 Maschinengewehre in Stellung. Minenwerfer waren in acht Gruppen zusammen gefasst. Die MW-Gruppen "Aspach", "Fülleren", "Carspach" und "Sonnenberg" befanden sich verteilt im Dorf. Am und auf dem Illberg befanden sich die MW-Gruppen "Illberg Nord", "Illberg Mitte", "Illberg West" und "Illberg Süd". Zur Dorfverteidigung wurden die Brücken über den Dorfbach abgebrochen und zwei Tanksperren installiert. Wir erfahren hier auch, wo sich das in den anderen Berichten mehrfach erwähnte "Erdwerk" befand:

"Der Kommandeur trieb die Bataillone zum gründlichen Ausbau des bei dem Städtchen Altkirch gelegenen Kampfabschnitts Carspach - Illberg an. Das Regiment hatte denselben gegen Jahresende hin besetzt. Es erschien ein Regimentsbefehl, der in 22 Punkten den gesamten Arbeitsplan um riβ. Das Reserve Bataillon im Waldlager Hausgauen, das Bereitschafts Bataillon auf dem Illberg hatten an Hand von Skizzen über Mannschaftsunterstände und Plänen zum Bau und Verbesserung derselben zu melden. Dann wurde der Anmarschwege, der Festigung der Illbrücke, der Posten Instruktionen, der Schanz- und Patrouillentätigkeit, kurz alles dessen gedacht, was zum raschen Sicheinfühlen und Beherrschen der Stellung vonnöten war.

Vor allem aber zielte der Regiments-Kommandeur auf den planvollen Ausbau der Stellung des Kampfbataillons, wobei er als Pionier den Betonbau zu weitgehenster Verwendung brachte. Nur vermochte der bleierne Gang der Arbeiten nicht immer mit der raschen Folge seiner Wünsche gleichen Schritt zu halten. Die Natur der neuen Stellung rechtfertigte die Sorge um dieselbe. Wohl besaβ sie in Illberg einen gut zu verteidigenden Rückhalt. Dafür aber setzte sich das westlich von dieser mäβigen Waldhöhe in der Illniederung liegende Dorf Carspach, dessen vor seine Westseite vorgeschobenen Kampfgräben in Form einer Nase dem Feinde entgegensprang, umsomehr dessen Angriffsgelüsten aus. Die Stellung dieses Dorfes, das sich halb zerstört und halb zerfallen um die stattliche Kirche mit dem löcherigen Dach und dem von Geschossen angekratzten Turm ausbreitete, bot seiner Besatzung einen umso unsicheren Aufenthalt, als die Ill in dessen Rücken floβ, und die Verbindung mit dem Illberg dahinter im Gefechtsfalle sehr zweifelhaft werden konnte.

Die Carspach Nase hatte die Franzosen schon einmal zu einem Überfall auf das Dorf angelockt. Dann hatten die Ansichten, ob es zu halten oder aufzugeben sei, bei den höheren Stäben hin und her gewechselt. 

Als im Frühjahr 1917 die Räumung beschlossen worden war, sprengte man die schönen Betonklötze der Ortsverteidigung, um gleich darauf die Behauptung des Dorfes wieder aufzunehmen. So ging man denn wieder unverdrossen daran, den selbst angerichteten Schaden gutzumachen. Die Dorfverteidigung wurde durch Verhaue, Abbruch der Brücken des Dorfbächles und Bau zweier Tanksperren erhöht. Die weit ausgedehnte Stellung lieβ es ratsam erscheinen, die vordere Linie nicht mit einzelnen Schützen zu besetzen, die sich einander weder Stütze noch Halt geben konnten, sondern an Stellen mit vorteilhaftem Schuβfeld ringsum gut verdrahtete Schützennester anzulegen. Die in ihm verklammerten Kampftruppen hatten den eisernen Befehl, auch gegen einen durchgebrochenen Feind bis zum letzten Mann zu kämpfen. Zugleich wurden die M.G. in den Abschnitt eingeordnet. Zusammen mit den Gewehren des Illbergs und denjenigen der Nachbarabschnitte waren 47 M.G. auf den Abschnitt Carspach konzentriert. 

Wenn der K.T.K. (Anm.: Kampftruppenkommandeur), dessen Unterstand im unsicheren Kirchensprengel lag, und der bei weniger dicker Luft im stark mitgenommenen Pfarrhaus wohnte, den zugigen Kirchturm erstieg, so hatte er von dort aus einen umfassenden Rundblick auf das Kampfgebiet. Zu Füβen drängten sich die zerfetzten Dächer des Dorfes. Die breite Kirchstraβe führte südwärts auf die Ruine des einstigen Bades Sonnenberg zu. Die Verheerung durch feindliche Geschosse erlaubte dort kaum mehr, sich eine Vorstellung des behaglichen Badelebens zu machen, dem sich einst Deutsche und mehr noch französische Gäste im Genusse wasserheilender Kräfte hingegeben hatten. 

Der Feind verbarg sich in den Wäldern, die der Turmbeobachter westlich der dorfumzäunenden eigenen Gräben auf einem sachten Höhenzug ihn von Süden nach Norden gespannten Bogen vor sich ausgebreitet sah. Im Südwesten war das der Glückerwald, dessen Dickicht im Westen in das des Elsberges überging. Zurücktretend dehnte sich in Nordwesten der Stöckete-Wald, östlich von ihm sprang die kleine "Waldparzelle" vor, dadurch sich vor das weiter nördlich gelegene Bannholz schiebend. Nach Norden wurde der Blick auf das feindliche Gelände durch den kahlen Flachrücken des von dem Nachbar- Regiment verteidigten Lerchenberg gehemmt. Doch man konnte über ihn weg noch die bekannte Linie des Lerchenholzes und des Schönholzes erkennen. 

Zwischen Elsberg und Stöckete befand sich ein seichter Einschnitt, den die von Mülhausen über Altkirch nach Belfort gehende Bahn benutzte, um von Carspach aus die nächste Haltestelle Ballersdorf zu gewinnen. Diese die beiderseitigen Stellungen durchquerende Bahnstrecke, sowie die nördlich von ihr aus der Nasenspitze der deutschen Stellung hervorgehende Landstraße nach Füllern, welche die Bahn auf der Sattelhöhe bei dem später berühmt gewordenen Blockhaus "Dockenberg" überschritt, namentlich aber des zwischen letzterem und der "Waldparzelle" liegende waldlose Gebiet, in dem sich die französischen Gräben nicht mehr wie am Elsberg im Dickicht verbergen konnten, zogen unser Interesse auf sich. Dort erhob sich das sonst in sanften Linien verlaufende Gelände als ein System aufgeworfener Schanzwälle. Man nannte sie deshalb das "Erdwerk". Die Franzosen hatten es gut befestigt, und ihre Posten genossen von dort eine schöne Aussicht gegen den Illberg hin. 

Auch als Landschaft war dieser Blick nach Nordwesten reizvoll. Hinter dem feindlichen Höhenkranze wuchteten in der Ferne die weiβen Vogesenhäupter. Wandte sich der Turmbeobachter nach Osten, so blickte er in das Gehölz des Illbergs, südlich davon auf das Dorf Hirzbach und das sich dahinter öffnende freundliche Hirsinger Tal. Die Nordausläufer des Illberges lieβen die hochgegiebelten Dächer des altertümlichen Städtchens Altkirch noch über sich hinwegragen. Das Städtchen überhöhend, lag seine weithin sichtbare Kirche.

Wer von Carspach aus das mit zwei Kompanien in den Westhängen des Illberges nistende Bereitschafts- Bataillon besuchen wollte, konnte den Ort über zwei Brücken verlassen. Noch passierbar, hing die Nordbrücke, durch einen Treffer verschoben, schräg auf ihren Pfeilern. Die südliche war noch unversehrt. 

Der K.T.K. schmachtete in einem tiefen Stollen auf der Berghöhe, dessen weitläufigen Schächte auch dem Sanitäts-Unterstand Raum boten. Der schmale Waldkranz des Illberges setzte sich nach Südosten in den breiteren "Bürgerwald" fort, darin eine dritte Kompanie des Bereitschafts-Bataillons lag. Die vierte befand sich in einer Spinnerei am Südostausgang Altkirchs gegen Carspach zu und war Nahtkompanie. Das Städtchen Altkirch war keine drei Kilometer vom Feinde entfernt, und doch drängten sich eine Menge Truppen dort zusammen. 

Die Franzosen schonten im wesentlichen Altkirch, während die Höhen und Anmarschwege bis dicht an die Häuser heran unter ihrem Feuer lagen. Und doch wohnte die Trostlosigkeit des Zerfalls in den alten Gassen. Sie bargen nur noch Gehäuse, kein Heim, denn es fehlte die pflegliche Liebe der Bewohner. Man fand noch die Maueranschläge, laut derer sich die Einwohnerschaft im Frühjahr 1916 beim Ausgang des Städtchens zu seiner Räumung zu versammeln hatten, und der Hausrat zurückzulassen war. Dieser nüchterne Befehl entfesselte damals einen Strom von Jammer und Not unter den Flüchtlingen, und hinter ihnen blieb der Zerfall von Haus und Habe."

 

Teil 2: Persönlicher Bericht von Leutnant de Bruycker, Minenwerfer-Offizier beim Infanterie Regiment 470:

 

"Bei strömendem Regen ging es in rabenschwarzer Nacht über die Ill nach Carspach. Ich gehörte zum Vorkommando des zweiten Bataillons und sollte mich mit den Verhältnissen, die für die Minenwerfer vorlagen, bekannt machen.
Der langanhaltende Regen hatte die meisten Gräben zum Einrutschen gebracht. Durch Bretterverschalungen hatte man versucht, dem vorzubeugen, hatte aber dadurch die Gräben nur noch unwegsamer gemacht. Sie behielten zwar ihre Tiefe, wurden aber enger, da die Bretter dem Druck nachgaben, sodaβ stellenweise kaum durchzukommen war.

Bei den Minenwerfern sah es ebenso finster aus. Die Stände rutschten zusammen, und die Werfer konnten nicht genügend fest gebettet werden, um sicheres Feuer zu gewährleisten. Sie standen sehr weit vorn, sodaβ sie beim Schieβen bald entdeckt werden mussten.
Unser Regiment rückte ein, die Minenwerfer bezogen Stellung. Dem Gegner blieb die Ablösung nicht lange verborgen. Er deckte uns mit seiner Artillerie mächtig ein, belegte ganz besonders den Bahnabschnitt, wo auch wir ein Unterkommen gefunden hatten, mit seinem Feuer. Mancher junge Soldat des Regiments erhielt seine Feuertaufe.

Leichter Minenwerfer

Bei dem dann nachfolgenden Angriff des Gegners gelang es diesem leider, einen Sappenposten gefangen zu nehmen. Für meinen Vorschlag, die Minenwerfer herauszuziehen und im Ort unterzubringen, fand ich beim Bataillon kein Verständnis. Wir mussten in der Stellung bleiben und waren zu weiterer Untätigkeit verdammt.

Hauptmann Winterer, der nach einiger Zeit das Bataillon übernahm, vertrat die Ansicht, daβ der Angriff die beste Abwehr sei und bereitete ein gröβeres Patrouillenunternehmen vor, bei dem auch die Minenwerfer ihre Aufgabe bekamen.

Sie muβten Stellungswechsel vornehmen. Meine Beobachtung lag am Illberg. Das Einschieβen der MW begann. Es war nachmittags. Plötzlich wurde das Unternehmen vom Bataillon abgesagt. Durch Fernsprecher bekam ich den Befehl, die MW sofort in die alten Stände bringen zu lassen. Kaum war mein Melder nach Carspach unterwegs, so setzte auch schon das gewohnte feindliche Feuer auf unsere Stellungen und Carspach ein. Ein zweiter Melder ging mit dem Befehl ab, die im Stellungswechsel begriffenen MW seien sofort an einem geeigneten Platz einzubauen. Die Werferführer haben sich mit ihrem MW auf jeden Fall an der Abwehr zu beteiligen. 

Mit meinem treuen Burschen Alfred Maier machte ich mich auf den Weg zu meiner Abteilung. Carspach lag unter schwerem Feuer und um Haaresbreite hätte es an einem Illarm auch uns erwischt. Zu meiner Freude vernahm ich bald das typische Spucken meiner MW und erreichte auch bald die Feuerstellung. Ohne Rücksicht auf Deckung waren die MW frei im Gelände eingebaut und schossen nach Anordnung der tüchtigen Werferführer ein prasselndes Sperrfeuer. Zum ersten Mal wirkten sie tatkräftig bei der Abwehr mit. Mein erneuter Vorschlag, die MW zurückzuziehen, fand nun bei Hauptmann Winterer volles Verständnis. Die neun MW wurden in Carspach an einem geeigneten Ort dicht zusammen gezogen, sodaβ sie zentral die vorgeschobene Stellung vor Carspach durch Sperrfeuer gut decken konnten.

Hauptmann Winterer mit dem Stab II./470

Sehr gespannt waren wir auf das nächste Unternehmen des Gegners. Eines Morgens begann die Schieβerei in üblicher Weise. Eine bestimmte Absicht des Gegners war nicht zu erkennen. Das Feuer lag auf den Gräben, im Bahneinschnitt, auf Bad Sonnenberg und Teilen von Carspach. Nach kurzer Mittagspause setzte das Feuer mit erneuter Heftigkeit ein. Immer wieder fragte Hauptmann Winterer an und orientierte sich über die Lage des Beschusses.
Auf einmal war durch's Scherenfernrohr eine Veränderung festzustellen. Mit einzelnen Batterien schoβ sich der Gegner auf unser Drahtverhau ein. Sofort wurde das Bataillon informiert. Für die Werfer wurden schon jetzt für alle Fälle die Sperrfeuerabschnitte angegeben. Ein Melder ging nach der Feuerstellung ab, um dort die Leuchtzeichen für langsames Feuer, Sperrfeuer und Stopfen bekanntzugeben.

Der Gegner wuchtete weiter mit seiner Artillerie. Mich interessierten nur noch die Lücken im Drahtverhau, die immer deutlicher wurden und die Absicht des Gegners immer mehr verrieten. Ich hatte mich so ans Scherenfernrohr gewöhnt, daβ ich genau erkennen konnte, wie weit unsere Hindernisse zerstört waren. Der Gegner wollte ganz offensichtlich mit starken Patrouillen durch die Gassen vorstoβen. Gegen Abend legte sich das feindliche Feuer und hörte bald auf.

Eine bedrückende Ruhe trat ein. Was war die Absicht des Gegner? Wann und wie würde er kommen? Die Grabenbesatzung war auf dem Posten; denn das Drahtverhau lieβ sich nicht so schnell wieder herstellen. Alles blieb in höchster Alarmbereitschaft. In der Feuerstellung hatte ein Mann ständig auf Leuchtsignale bei unserer Beobachtung zu achten. Bei den Werfern stand alles feuerbereit - selbst, wenn wir die ganze Nacht hätten warten sollen. Eine Leuchtkugel war bereits im Lauf der Pistole, die Fernsprecher blieben in der Hand.

Einige Stunden später blitzte es plötzlich weit hinten am Horizont auffallend gleichzeitig auf. Dieses Feuern der feindlichen Batterien - etwas anderes konnte es nicht sein - war für mich das Zeichen, daβ der Gegner sofort nach Einschlag der Granaten in unserer Stellung sein wollte. Unsere Minen muβten früher die Gassen abriegeln - also: raus mit der Sperrfeuerleuchtkugel, auβerdem durch Fernsprecher Befehl zum Sperrfeuer schieβen!

Im selben Augenblick belferten die MW wie eine Meute wilder Hunde. Im selben Augenblick fragte Hauptmann Winterer an, warum wir schieβen, und ganz kurz darauf erreichten die feindlichen Granaten unseren Graben. Mindestens gleichzeitig, wenn nicht früher, sperrten unsere Minen die Gassen im Drahtverhau ab, so daβ es dem Gegner unmöglich war, durchzukommen. Wo in etwa jeder Minute auf einen Abschnitt von wenigen Metern von neun Werfern neun Minen fielen, da wurde auch der tapferste Gegner zurückgehalten.

Da ein Minenwerfer dies ungewöhnliche Feuer nicht lange aushält, wurde nach wenigen Minuten gestoppt. Für eine Wiederholung des Feuerüberfalls und den Vorstoβ des Gegners waren wir gerüstet.
Es blieb alles still; der Feind sah wohl ein, daβ auf diese Weise nicht an uns heranzukommen war. Erst viel später wurde durch das Bataillon die Alarmbereitschaft aufgehoben. Mit dem Gefühl, dem Gegner seinen Vorstoβ gründlich zunichte gemacht zu haben, wurde der Rest der Nacht im tiefen Schoβe des Illberges verschlafen."

 

Teil 3: Persönlicher Bericht von Leutnant Dr. Friedrich Hecht, II. Bataillon I.R. 470:

 

"Wenn man von der Beobachtungsstelle nördlich Altkirch an ruhigen Tagen auf das Stellungssystem niedersah, das eingebettet lag in das walddurchsetzte Hügelland mit dem ragenden Hang der Vogesen im Nordwesten als wuchtigen Abschluβ und den dunstigen Höhen von Belfort fern im Westen, vor denen in einsamer Klarheit der feindliche Ballon stand, da konnte einem wohl das Herz aufgehen über die bunte Mannigfaltigkeit der hügeligen Wälder und Dörfer, zwischen denen leere Straßen und vereinsamte Bahndämme mit verrosteten Schienen zogen, dann sah man auch unser Carspach, breit hingelagert zwischen Illberg und Erdwerk, mit seinem hochragenden Kirchturm und den Wiesen der Ill. Aber man sah auch, daβ es etwas herausfordernd vor den französischen Linien lag, nicht so traulich in schützende Hügel geschmiegt wie Aspach.

Für feindliche Patrouillenunternehmungen lag es ideal, zumal der Teil unserer  Stellung, der in Richtung Bildstöckel vorsprang; denn über ihn konnte man eine wunderschöne Feuerglocke stülpen. Unsere Führung zog ja daher auch, nach schlimmen Erfahrungen im April, wo wir Gefangene lassen muβten, die einzig richtige Folgerung, vom starren zum elastischen Verteidigungssystem überzugehen und die Wacht von Carspach einer Reihe Feldwachen zu übertragen, die bei feindlichen Unternehmungen sich rechtzeitig um einen Stützpunkt igelförmig zusammenrollten, um dann den etwa eingedrungenen Gegner in Verbindung mit den unterdessen vom Illberg und von Altkirch herbeigezogenen Bereitschafts- und Ruhekompanien hinauszuwerfen. Diese von Hauptmann Winterer durchgeführte Neuorganisation hat sich auch sehr bewährt.

Hauptsorge war zunächst immer, die mutmaβliche Einbruchstelle rechtzeitig zu erkennen, die der Feind natürlich stets zu verschleiern suchte. Ich werde die Stunden nicht vergessen, die ich zu diesem Zweck in der zerschossenen Glockenstube der Kirche in Carspach verbracht habe.

Gehen wir im Geiste noch einmal hinauf! Oben ist sehr vorsichtiges Bewegen angebracht, da das groβe Einschuβloch in der Wand gerade nach dem Feinde zeigt! Wie auf dem Präsentierteller liegen die Stellungen vor uns, vom Hirzbacher Wald bis zur Straβe nach Dammerkirch (Anm.: heute Dannemarie). Das Hellgrün einzelner Birken in der Kiesgrube hebt sich fröhlich ab vom dunkleren Grün der Waldparzelle. In den Dorfgärten blühen die Kirschen; aber im Gegensatz zu diesen friedlichen Eindrücken springen bald hier, bald dort Erdfontänen.

Jetzt im Süden bei 471, jetzt im alten M4 an dem Bahndamm nördlich Carspach, nun eine Granatsäule dort, wo der Graben von C1 auf den Bahndamm mündet und zugleich rauscht es über uns hinweg ins Hinterland. Hui - eine Lage Schrappnells auf den Verbindungsweg vom Bahndamm nach C2. Da trudelt es auch von unserer Seite heran. Ah, man hört es gleich, das sind unsere Freunde, die 15 cm Haubitzen von Altkirch. Wumm! Auf dem Erdwerk spritzt es hoch - Wumm! noch einmal. Viel wird es ja wohl nicht schaden; denn wir wissen, daβ tagsüber dort nur Postierungen sind, aber für uns Carspacher liegt das Erdwerk nun einmal so herausfordernd, daβ wir uns schon freuen, wenn es so umgewühlt wird. Wäpp - wäpp - . Die Flaks vom Illberg bellen auf. Krach! Das saβ mal wieder schön im Bahneinschnitt, gerade dort, wo im April mein Unterstand lag, als der Zug Urbach von der 5. Kompanie in der "Nase" so eingeseift wurde. Da - gerade bekommt die Nase einen Volltreffer. Was da alles hochfliegt! Hoffentlich nicht Leutnant Senfs Sommerlaube. Aber Schüsse ins Drahtverhau kann ich nirgends feststellen. Bisher tastet der Gegner nur. Also gehen wir wieder runter!

März 1918 am Bahndamm im Abschnitt "C1" nach schwerer Minenbeschieβung

Vor der Kirche treffe ich Leutnant Fleck und Leutnant Dornbusch. Dornbusch flucht. Der Franzmann hat ihm wieder den am Abhang hinstreichenden Verbindungsgraben zwischen Illberg und Altkirch eingeschossen, und nun hat der Hauptmann erhöhte Bereitschaft befohlen, sodaβ er den Schaden nicht wieder gutmachen lassen kann. MG tacken - der feindliche Flieger hat sich durch Abgleiten dem Flakfeuer entzogen und zieht nun niedrig über dem "Bad". 

Ich gehe zum Bataillon und melde dem Hauptmann meine Beobachtungen. Er hängt gerade an der Strippe. Leutnant de Bruycker meldet von seiner Beobachtung Illberg den Beginn von Lagenfeuer ins Drahtverhau von C3. Der Hauptmann beauftragt mich, in C3 selbst nachzusehen. Dort, wo der vordere Graben von C3 den Bahndamm schneidet, treffe ich Senf. "Mensch", sagt er, "was willst du hier? Vorhin haben sie mir auf die Nase ein paar Dicke gesetzt, Junge! Junge!" - krach, krach geht's im Drahtverhau - "siehst du, jetzt fangen sie wieder an, marsch, marsch, daβ wir noch in den Stollen kommen."

Als wir gerade im Stolleneingang untertauchen, haut es auf der eben durchmessenen Strecke in den Graben. "Siehst du, " sagt Senf, "da haben wir wieder mal Schwein gehabt." Unten tauschen wir unsere Meinungen über die Lage, während der Sand hinter den Stollenbretter rieselt infolge der Einschläge oben. Senf meint: "Sie sollen nur kommen!" Er hat einen geübten Zug. Schon einmal ist ein Unternehmen an der Wachsamkeit dieses Zuges gescheitert. Oben ist es still geworden. Wir gehen durch den Graben und betrachten die Schäden, vor allem im Drahtverhau. "Da gibt's Flickarbeit in der Nacht!" Auf einmal rauscht es durch die Luft, schlägt wuchtig auf Erdwerk und Wald. Wie ein Rudel hetzender Hunde heult es immer wieder über uns weg. Offenbar hat der Hauptmann Vergeltungsfeuer angeordnet nach der Devise: "Lieber ein biβchen mehr und dafür öfter!"

Ich wandere schon wieder durchs Dorf. Wie schön weiβ die Häuser und doch so traurig! Kein Mensch sagt ihnen mehr ein gutes Wort, seitdem nur die Katzen ihnen treu geblieben - und die Ratten nicht zu vergessen. Ums Dorf herum aber schleicht der Abendnebel. Er kann leicht durch einen Feuerüberfall zerfetzt werden.
Es ist auf einmal so still geworden. Nur im Norden rumpelt es. Das wird wohl in der Gegend Ammerzweiler - Burnhaupt sein. Ein Trupp Pioniere ladet vor der Kirche Drahtrollen ab. Hinter mir steigt eine feindliche Leuchtkugel empor wie eine Zauberrakete. Hoffentlich zaubert sie uns keine Hexennacht herauf. 

Nein, die Nacht bleibt ruhig. Störungsfeuer auf C3 und die drahtziehenden Truppen vor ihm sowie einige Lagen Schrappnells auf die Straße nach Altkirch verzeichnen die Morgenmeldungen. Da auch den Tag über das feindliche Feuer keine besonderen Formen annimmt, beschließt der Hauptmann, die schon um einen Tag verschobene Ablösung der 6. durch die 7. Kompanie anzuordnen. Die Ablösung vollzieht sich glatt. Der aufziehende Tag bringt einen echten Altkirchfrühlingsmorgen. Wie im Tau gebadet blitzt der Turm der Altkircher Kirche herüber, in den Gärten Vogeljubel, als ob tiefster Friede wäre!

Ich steige durch den Laufgraben, in dem stellenweise noch ein Bächlein rinnt, auf den Illberg. De Bruyckers Scherenfernrohr reizt zum Durchsehen. Als besondere Delikatesse gibt es heute einen Bauern zu sehen, der hinter dem feindlichen Stellungssystem mit einem Gespann bei der Feldarbeit ist. Das macht wirklich einen sehr friedlichen Eindruck. Aber wie ich weitergehe, bellen die Flaks wieder, und dazwischen dröhnen schütternde Einschläge. Schmeiβt die Gesellschaft Bomben? Nein, wie ich dorthin komme, wo der Graben nach Altkirch den Wald verläβt, sehe ich, daβ M4 und der Lerchenberg unter Beschuβ liegen. Als ich eine Stunde später aus dem Hotel Geber trete, regnet es Splitter, weil mehrere Flieger über der Stadt kreisen. Von vorn hallt eine Kette von Einschlägen. Da drängt es mich nach Carspach zurück. Vom Laufgraben längs der Straße stelle ich fest, daβ das Feuer noch immer auf M4 und dem Lerchenberg liegt.

Versammlungsplatz mit Hotel Geber

Eine angenehme Abwechslung bietet das wie immer freundliche Gesicht unseres Zahlmeisters Rudmann, der von einer Besprechung mit dem Hauptmann kommt. Er berichtet von starken feindlichen Feuerüberfällen am gestrigen Tage auf zwei Batterien im Hintergelände. Auch jetzt messen beide Artillerien ihre Kräfte; unaufhörlich gurgelt es durch die Luft. Dort, wo der Graben vom Illberg kommt, treffe ich den Bataillonsmelder Futterer, der von der Illbergkompanie kommt. 
Wir kommen zum Illsteg und überlegen wie immer, ob wir in alter Weise über den Steg oder unten über die angelegte Holzbrücke gehen sollen. Oben kann man seit einiger Zeit gewärtig sein, trotz Masken vom MG- Feuer gefaβt zu werden. Aber unten herum ist es unbequemer. Also gehen wir doch oben, aber mit Tempo. Kaum sind wir drüben, klatscht es auch schon ins Gebälk. Infolgedessen biegen die uns entgegenkommenden Pioniere nach unten. Sie kommen vom Arbeitsdienst in Carspach und haben natürlich wieder so einiges aus den Gehöften mitgenommen.

Im Bataillon höre ich, daβ das Hauptfeuer tatsächlich im Abschnitt des I. Bataillons liegt. Dort liegt aber auch, taktisch dem I. Bataillon unterstellt, die 5. Kompanie von uns, und zwar mit dem Zug Bippus in M4. 
Was will der Gegner? In den letzten Tagen hat er hauptsächlich C3 bearbeitet, heute M4. Man muβ auf der Hut sein. Auch für einen Vorstoβ auf M4 haben wir Maβnahmen getroffen, um durch MG- und MW-Feuer flankierend zu wirken und mit einigen Stoβtrupps einzugreifen. Nur müssen dazu andere Bereitschaften eingenommen werden, als wenn es sich um den Schutz der Carspachstellung handelt. Sollen dementsprechende Befehle herausgehen? Klarheit ist nicht zu gewinnen. Wohl fallen zwischendurch einzelne schwere Brocken immer wieder auf C3 und seinen Drahtschutz, dessen Lücken infolge der Ablösung noch nicht ganz ausgebessert sind, aber das ist zu wenig, um das Vorziehen der Kompanien zu rechtfertigen. Um 6 Uhr schweigt der Feind auf der ganzen Linie. Der zur Erkundung nach M4 gesandte Bataillonsmelder Lotte bringt die Nachricht von schweren Schuβschäden in M4, vor allem im Draht. Darauf ergeht an die Carspach- Kompanie der Befehl erhöhter Wachsamkeit gegenüber Waldparzelle.

Welch stiller Abend, als der Stab im Garten zu Abend isst! Es ist wie nach einem Gewitter, und doch trauen wir dem Frieden nicht.

Essenholer am Illberg

9 Uhr! Auf einmal brüllt die Erde auf. Schlagartig fangen die feindlichen Batterien an zu feuern - und das - wir kennen ja die Klänge - schlägt auf C3 ein. Vermehrte Leuchtkugeltätigkeit zeugt von der Unruhe in den Gräben.

Ans Telephon! Die Stichworte an die Bereitschaft zur Einnahme ihrer Stoβtruppplätze eilen durch die Drähte. Meldung ans Regiment. Anfrage bei de Bruycker über die Lage. Er meldet Feuer im ganzen Abschnitt mit Schwerpunkt auf C3. Am Nachthimmel zuckt ununterbrochen das Mündungsfeuer der französischen Batteriesterne. Aber auch hinter dem Illberg und den Altkircher Höhen blitzt es ununterbrochen. Durch die Lüfte heult eine wilde Meute, und die vielen zuckenden Lichter der Leuchtkugeln scheinen nach denen in der Luft zu greifen. Scharf knallt es jetzt ganz in der Nähe. Der Feind streut mit Schrappnells die Straβe nach Altkirch ab, das hier untrügliche Zeichen, daβ er es ernst meint. Das Telephon surrt. De Bruycker meldet, daβ er zwei mittlere oder schwere Werfer von "Waldparzelle" in Richtung "Nase" feuernd erkenne. Ihre von ihm übermittelte Kartenlage wird sofort vom AVO an die Artillerie weitergegeben. Jetzt erscheint auch, den Stahlhelm auf dem Haupte, der Führer der Stellungskompanie Leutnant Lund zur Besprechung mit dem Hauptmann. Er hat noch keine Meldung von vorn. Dabei wird das Getöse dort immer bedrohlicher. 

Der Hauptmann läβt Vernichtungsschieβen auf Erdwerk und Waldparzelle anfordern. In demselben Augenblick meldet der Posten: "Sperrfeuerzeichen!" Wirklich - blutigrot, wie beschwörend, steigt es hinter dem Kirchturm auf, ein - zwei - dreimal. Und noch immer nichts zu sehen von den Bereitschaften. Aber da - wo kam es auf einmal her in der lodernden Nacht? Wer brachte die Kunde? Wer weiβ es? Es war auf einmal da, wie immer in solchen Fällen. "Die Franzosen sind im Hindenburg!" Ja, das ist ja nahe am Bahndamm, da sind sie ja nahe am Dorf! Vielleicht wissen sie, wie schwach nur das Dorf besetzt ist, wollen vielleicht durch einen Handstreich sich des Stabes bemächtigen! Und dazwischen sagen andere Gedanken, daβ das alles Unsinn ist, daβ man ja weiβ, wie schwer die Orientierung während der Nacht selbst in bekanntem Gelände ist und wie man im feindlichen Gelände schon bei Tage ringsum Gefahren wittert, sodaβ man nur Schritt für Schritt vorwärts kommt. 

Patrouille im Hohlweg vor Carspach

Und endlich sagt man sich, daβ schon mancher Feinde gesehen hat, wo keine waren. Doch wird man immer gut tun, zunächst mit der Wahrscheinlichkeit der gehörten Tatsache zu rechnen. Ist es nun Wirklichkeit oder Sinnestäuschung, daβ das feindliche Feuer näher am Dorfe zu liegen scheint? Man findet sich nicht aus. 

Aber da - Schanzzeuggeklapper! Das ist echt, kein Sinnentrug. Gott sei Dank! Der erste Bereitschaftstrupp der 6. Kompanie ist da, zugleich mit ihm der Kompanieführer Leutnant Mohr. Der Trupp wird sofort in Richtung Hindenburgstollen eingesetzt. Noch immer dreschen die französischen Kaliber auf die Stellung. Jetzt hört man doch: Das Feuer liegt zweifellos näher als vorher, wahrscheinlich zwischen Bahneinschnitt und Dorf, um Verstärkung fernzuhalten. Über uns weg jagt, peitscht, gurgelt und stürzt mit Wucht das eigene Sperrfeuer zur Erde. Ein Lohemeer flackert hinter dem Kirchturm empor. In den kurzen Pausen, in denen das Feuer abschwellt, hört man das kurze "wepp, wepp" unserer leichten Minenwerfer und MG-Feuer. Mancher glaubt auch die dumpfen Schläge von Handgranatenfeuer zu hören. Allmählich ebbt das beiderseitige Artilleriefeuer ab, während der letzte Bereitschaftstrupp in die Nacht verschwindet. Dafür tacken umso eifriger die MG, gerade als ob sie zeigen wollten, daβ sie noch da seien, und die französischen Fallschirmraketen wetteifern mit den schnell aufflammenden, aber auch schnell verlöschenden deutschen bei der nächtlichen Illumination.

Jetzt folgt die spannungsreichste Zeit im Bataillonsgefechtsstand. Man wartet auf Meldungen von vorn, und jeder Melder wird mit einer bangen Frage empfangen, die alle insgeheim bewegt. Wird auch niemand vermiβt? Was war mit dem Hindenburgstollen? Der Hauptmann streicht sich etwas unruhig den Schnurrbart, weil noch immer keine Meldung kommt. Endlich eine Nachricht! Sie kommt von dem gegen Hindenburg vorgegangenen Stoβtrupp. Er hat die Besatzung dieses Stollens in Granattrichtern auf der Deckung gefunden. 

Diese sei nach ihrer Angabe auf den Alarmruf des in den Stollen herunterstürzenden Postens noch rechtzeitig durch den Rückausgang aus dem Stollen entwichen, ehe die ersten feindlichen Handgranaten herabgeschleudert wurden. Aus Deckung hätten sie dann den Handgranatenkampf mit dem Gegner aufgenommen, der bald in der Nacht verschwunden sei. Die zweite Meldung kommt vom Hauptstützpunkt des Abschnitts und besagt, daβ der Versuch eines feindlichen Stoβtrupps, bei der Nase einzubrechen, abgeschlagen sei. Aber das Entscheidende fehlt: die Meldung, ob alles vollzählig ist. Die Bataillonsmelder werden mit entsprechenden Befehlen vorgesandt. 

Bad Sonnenberg

Weitere Stunden quälenden Wartens vergehen. Das Bataillon hat den Eindruck, daβ etwas nicht stimmt. Und es hat auch wirklich etwas nicht gestimmt. Beim Abruf der Gruppen hatte noch ein Mann gefehlt, über dessen Verbleib man nichts wuβte. Endlich sollte sich das Geheimnis lösen. Er erschien auf einmal von der Feindseite her im Graben. Unmittelbar nach der Abwehr des feindlichen Stoβtrupps an der Nase war er ein Stück in einem Verbindungsgraben zurück - und so gerade dem feindlichen Stoβtrupp in die Hände gelaufen, der am Hindenburgstollen eingedrungen war und infolge des Widerstands der Besatzung den Weg quer zur Nase genommen hatte. Völlig überrascht war er gefangen und bei der Verworrenheit der Lage an der Stützpunktbesatzung vorbei mit zur Nase geführt worden. Da gerade war die Patrouille von der Grabenbesatzung bemerkt und unter Feuer genommen worden. Zugleich hatte wieder beim Durchschreiten des Drahtverhaus unser Sperrfeuer mit erneuter Wucht eingesetzt. Die derart sich ergebende augenblickliche Verwirrung der Franzosen hatte unser Mann benützt, sich in ein Granatloch geworfen und gewartet, bis alles ruhig war. 
Erst dann hatte er sich dem Graben wieder genähert und zwar sehr langsam, da er ja in der Dunkelheit befürchtete, beschossen zu werden.

Stabsoffiziere beim Neuen Wein 1918

Der Morgen graut. Müde klappern die ersten Trupps der 6. Kompanie zurück. Vielleicht muβ ein Teil von ihnen nächste Nacht schon wieder vor, um beim Flicken des Drahtverhaus zu helfen. Der Hauptmann aber macht sich fertig, um mit den Kompanieführern zusammen selbst die Ereignisse an Ort und Stelle festzustellen. Die Kirchturmspitze von Altkirch glüht im ersten Sonnenstrahl und Vogelgezwitscher klingt durch die Gärten, als ob alles nur ein Nachtspuk gewesen."