Deutschland, Bericht, basierend auf Tagebuchaufzeichnungen, 1920. Jünger beschreibt in diesem Buch seine Erlebnisse als Soldat, Offizier und Stosstruppführer. Das Buch endet mit der Verleihung des höchsten Ordens der damaligen Zeit, des "pour le merite", nach einer schweren Verwundung, an Jünger. Das Werk zählt als ein Vertreter des "Soldatischen Nationalismus" und wird deshalb oft als krigsverherrlichend geschmäht. Wer allerdings das Buch auch liest, erkennt, daß Jünger keinesfalls den Krieg als sochen verherrlicht. Die Darstellungen des Kämpfens, verwundet werdens und Sterbens stehen in ihrer Klarheit und Brutalität in keinster Weise den anderen Anti-Kriegsbüchern nach. Jünger zieht nur andere Schlüsse: für ihn ist der Krieg eine Naturgewalt (wie ein Gewitter aus Stahl), die den Menschen, der in diese Gewalt hineingezogen wird, wie in einem Stahlwerk "ausglüht", formt und schmiedet. Was für Remarque der Höhepunkt der Sinnlosigkeit darstellt, ist für Jünger eine höhere, weil menschengemachte, Form der Naturgewalt, die in einer Art Ausleseprozess nur den Menschen überleben lässt, der das "Walzwerk der Front" übersteht und von diesem geformt wird. Dieser technokratische Blick, gerade bei den Beschreibungen des Trommelfeuers an der Somme, in der ganze Einheiten spurlos verschwinden, durch Artillerie wie in einer geologischen Schicht die Leichen der jeweiligen, vorher im Graben eingesetzten und dort gefallenen Einheiten freigelegt werden, in der Tote als Wegmarkierungen dienen und im Trommelfeuer das Schlachtfeld zur einsamen Wüste wird, in dem sich wie in einer Erscheibnung zufällig Überlebende treffen, um auf nimmerwiedersehen sich zu trennen, erschafft eine so extrem unheimliche und abgründige Atmosphäre, die den Schrecken der Kriegsbeschreibungen eines Remarque sogar noch in den Schatten stellt. 

Hier die digitale Ausgabe von 1922

  • About the Author: Vorgestellt von Gernot Roth