Bericht aus der Kriegszeitung der 8. Landwehr Division vom Januar 1916
"Am 07. Dezember 1915 nachmittags riss unter dem herrschenden Sturmwind das Haltekabel des Sundgauer Fesselballons und dieser trieb frei ab. Aus diesem Anlass wurde vielfach die Frage gestellt, ob und wie in diesem Falle am Ballon vorgesorgt sei. Nachfolgendes mag kurz die Frage beantworten:
Dass man in einem runden, einem „Kugelballon“ frei fliegen kann, ist altbekannt. Bei der merkwürdigen, zylindrischen Form des Fesselballons scheint dies Manchem zweifelhaft zu sein, ist aber grundlos dieser Zweifel; denn durch die Gasfüllung, die leichter als Luft ist, wird jede Form der Hülle frei getragen. Diese Form spielt auch keine Rolle hinsichtlich des Luftwiderstandes; denn jeder Ballon treibt ja ohne Widerstand mit dem Wind. Für den Korbinsassen des frei fliegenden Drachenballons gelten also führertechnisch die gleichen Regeln und Gesetze, wie für den Führer im Kugelballon.
Der Drachenballon ist für eine „Abreißfahrt“ eingerichtet: er hat eine Ventilleine, durch die ein Ventil gezogen, dem Ballon Gas entzogen und dadurch das Aufsteigen in zu große Höhen vermieden werden kann.
Ferner ist eine Leine vorhanden, durch die die Hülle teilweise aufgerissen und ein sehr plötzliches Ausströmen des Gases bewirkt werden kann, was bei der Landung sehr wichtig ist. Wird nämlich die Reißleine vor dem Aufsetzen des Korbes auf der Erde, etwa in Baumhöhe, gezogen, dann entleert sich der Ballon so rasch, dass er später am Boden zusammenfällt und nicht unter Wind, wie ein Segelschiff, endlos weitergetrieben und der Insasse zu Tode geschleudert wird.
Nach dem Abreißen des Ballons, das der Insasse oft gar nicht verspürt und diesem erst durch das Telephon (Verbindung besteht vom Korb zur Erde) rasch mitgeteilt wird, schnellt der Ballon rasch in große Höhe. Durch Ventilzug wird diese beschränkt, hierdurch gleichzeitig auch dem Platzen der Hülle unter dem geringeren Luftdruck vorgebeugt.
Dann beginnt der Fall und damit die Sache gefährlich zu werden. Die Geschwindigkeit des Falles nimmt mit jedem Meter zu, kann aber durch Abgabe von Ballast in Form von Sand – im Korb sind stets ein bis zwei Sack vorhanden – oder von Ausrüstungsgegenständen und Instrumenten des Korbes abgebremst werden.
Allerdings ist die verfügbare Ballastmenge sehr gering und die Landung kann zu einem sehr kräftigen Aufschlag mit Beschädigungen des Ballonmaterials und des Korbinsassen werden. Fallbremsend wirkt auch noch das am Ballon hängende abgerissene Stück des Fesselkabels, das sich bei der Landung meterweise am Boden auflegt und dadurch der Hülle Gewicht abnimmt. So wirkt das Kabel günstig, hingegen sehr misslich, wenn dasselbe über Starkstromleitungen schleift. Dann wird der Ballon in Brand gesetzt.
Bei Abreißfahrten, bei denen der Wind gegen die feindliche Linie treibt, ist natürlich kräftiges Zugreifen des Korbinsassen nötig, gegebenenfalls durch Anreißen der Ballonhülle in großer Höhe mittels der Reißleine, um das Ballonmaterial innerhalb der eigenen Linie noch zu bergen und der schmählichen Gefangenschaft zu entgehen. In diesem Falle wird der ganze Vorgang vom Abreißen bis zur Landung sich in 5 bis 8 Minuten abzuspielen haben."