Auf dem Friedhof von Lutterbach, nahe Mulhouse befindet sich das Grab des französischen Piloten Maurice Riviére. Der Grabstein ist geschmückt mit Propeller, Schwingen und Orden. Riviére, geb. 19.01.1897, war Mitglied der „2ème groupe d’Aviation, 81ème escadrille“. Er starb am 25.02.1917 im Alter von 20 Jahren im Luftkampf bei Mulhouse.

Diese oft siegreiche 81. Staffel war erst seit dem 24.01.1917 auf dem Flugplatz Fontaine bei Belfort stationiert und verlor mit Riviére ihren ersten Piloten.

Nun ist in diesem Zusammenhang ein interessantes Foto von damals aufgetaucht. Es zeigt einen Brief, der von den Vorgesetzten/Kameraden Riviéres an den Flugplatz Habsheim adressiert und von einem Flieger über dem Flugplatz abgeworfen wurde. In diesem Brief wird folgende Frage gestellt:

"Können Sie Nachrichten vom Flieger Maurice Riviére welcher vom 25. Februar ab, nicht zurückgekommen ist, am Flugplatz bei Fontaine senden. Danke"

Der ehemalige Flugplatz Fontaine liegt 11 Km östlich Belfort und lag damals nur 12 Km hinter der Front. Ob, und wie die Frage beantwortet wurde, ist nicht bekannt. 

Die nachfolgenden Informationen und Bilder wurden uns freundlicherweise vom Heimatverein Lutterbach durch dessen Vorstand Herrn Kuntz zur Verfügung gestellt. Diese Postkarte zeigt den Piloten Maurice Rivière und ist vermutlich das einzige noch existierende Bild des Fliegers.

Der Text auf der Rückseite der Karte lautet:

"Zur Erinnerung an den französischen Flieger aus Paris Maurice Rivière, der durch einen deutschen Flieger aus den Wolken kommend, überrascht wurde, und im Luftkampf über Lutterbach abstürzte, nachdem ihm ein Propeller und ein Flügel abgeschossen wurde. Sonntag, den 25. Februar 1917 Nieuport – Eindecker N° 2409 – Type 17 (Es war sein eigenes Flugzeug)"

Im „Mülhauser Volksblatt“ erschien am 3. Oktober 1919 ein kurzer Artikel, den wir hier auszugsweise wiedergeben:

"Heldenmütige Tat. (...) Im Laufe des Krieges (anno 1917) ist ein anderes Ereignis vorgefallen, das die Liebe zu unserem alten Vaterlande bezeugte. Ein französischer Flieger wurde von einem Deutschen hier abgeschossen und der junge Leutnant wurde auf unserem Militärfriedhof begraben. Unter anderem hieß es da in der Grabrede: „Wir müssen diesen Feind hier beerdigen, obschon er es nicht würdig ist“. Einige Damen von den vielen, die sich dort zur Feier versammelt hatten, nahmen sich diese Worte zu Herzen, und – „obschon nicht würdig“ – verfertigten sie einen Kranz aus Blumen mit unseren 3 Farben bleu-blanc-rouge, welcher dann um Mitternacht am Sarge des tapferen Helden niedergelegt wurde. Da darf man gewiss auch von Tapferkeit sprechen von den Damen, die man aber nie als Täterinnen herausfinden konnte"

In den folgenden Jahren entwickelte sich das Grab mit dem mysteriösen Kranz offenbar zu einem Wallfahrtsort, wie der Großvater von Herrn Kuntz sich in den 80er Jahren noch erinnerte. Am 9. November 1980 erschien in der „L’Alsace“ ein Artikel über die Kriegsereignisse um Lutterbach. Worauf sich zwei Damen meldeten, (1980 waren sie 83 und 84 Jahre alt) und sinngemäß aussagten:

"Sie haben gesehen, wie das Flugzeug von Maurice Rivière nach deutschem Beschuss in den Wald stürzte. Es war nicht möglich an die Absturzstelle zu gelangen, weil die Deutschen den Ort abgesperrt hatten. Der Pilot wurde auf dem Militärfriedhof des Dorfes begraben ohne Blumen und ohne Kranz. Drei junge Mädchen aus dem Dorf haben einen Kranz aus Taxus (Eiben) gefertigt mit einigen Blumen, und haben das Gesteck in der Nacht auf das Grab des verstorbenen Piloten gelegt. Die deutschen Besatzer gerieten deshalb in Aufruhr. Zahlreiche Menschen kamen danach auf den Friedhof, um den Kranz zu sehen. Am nächsten Sonntag kamen sogar Leute aus Mülhausen."