In dem Buch "Bayerische Flieger im Weltkrieg" von 1919 wird von einem Angriff auf Belfort berichtet. Der Bericht und die einmaligen Bilder sind es wert, nochmals gezeigt zu werden damit sie nicht in Vergessenheit geraten:
Am 18. April 1916, kurz nach 8 Uhr, starteten zwei Maschinen vom Flugplatz bei Kolmar mit dem Auftrag, in den Vogesen die eigenen und die feindlichen Infanteriestellungen zu fotografieren. Die Besatzung der einen Maschine waren Oberleutnant Schonger als Beobachter mit dem Piloten Leutnant Giegold.
Über den Bergen lag noch eine geschlossene Wolkendecke. Die beiden Maschinen fanden jedoch eine Wolkenlücke und stiegen auf 2500 Meter. Hier war klarer Sonnenschein mit Sicht zu den Alpen mit dem Matterhorn und dem Montblanc-Massiv.
Stellungen am Hilsenfirst
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Stellungen am Hilsenfirst
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Stellungen am Reichsackerkopf
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Stellungen am Langenfeldkopf
Nachdem sie die Vogesenstellungen überflogen hatten, nahmen sie Kurs auf Belfort. Olt. Schonger hatte unter seinem Sitz in der Aufhängevorrichtung zwei 10 kg Bomben und neben sich vier kleine Bomben.
Von früheren Flügen war ihnen die Lage der Festung, des Flugplatzes mit seinen Schuppen und der Ballonhalle gut bekannt. Sie umflogen die Stadt östlich, um dann von Südwesten her die Ziele zu überfliegen, die Bomben abzuwerfen und mit dem Wind wieder zurück zu fliegen.
Durch Zug am Abzugsring lösten sich die zwei großen Bomben, die vier kleinen wurden mit der Hand hinterher geworfen. Kurz danach erkannten sie mehrere Explosionen und lange Stichflammen in einem langgestreckten Schuppen der "Docks de l'Artillerie". Nun flogen sie eine Kurve um fotografieren zu können. Nach zwei Minuten erreichte die Rauchwolke schon ihre Flughöhe. Nun flogen sie wieder zurück und erreichten nach 2,5 Stunden Flugzeit Kolmar. Aufgeregt erwarteten sie die entwickelten Bilder.
Belfort: Damals - Heute
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Aufnahme 1 Minute nach dem Einschlag
2 Minuten nach dem Einschlag, im Vordergrund die Ballonhallen.
Sie hatten die "Docks de l'Artillerie" getroffen und sechs Pulverbehälter zur Explosion gebracht. Nun hofften sie im Tagesbericht erwähnt zu werden, wurden aber enttäuscht, dieser meldete nur: "In den Vogesen nichts Neues". Auch die französische Seite fasste sich kurz: "Es verbrannte einiges Pulver".
Jedoch wurde ihre Neugier einige Tage später durch mehrere Schweizer Zeitungsmeldungen befriedigt.
Die erste Meldung aus Genf vom 21. April lautete:
"In den zwei, durch deutsche Flugzeugbomben zerstörten Schuppen in Belfort waren englische Ein- und Zweidecker untergebracht, während die Piloten zur kritischen Zeit sich außerhalb der Schuppen befanden. Die Explosionen der 6 Pulverbehälter, gleichfalls durch deutsche Flugzeugbomben bewirkt, brachten großen Schaden, worüber eingehend nach Paris berichtet wurde."
Und 6 Tage später:
"Berlin, 27.4. - WTB meldet aus Genf: Der deutsche Fliegerangriff auf Belfort.
General Chateau, Divisionsgeneral der südlichen Gebiete der Festung Belfort, ist, wie man hierher meldet, um seine Entlassung eingekommen. Als Grund werden nach einem Bericht Gesundheitsrücksichten angegeben, nach einem anderen soll General Chateau in Ungnade gefallen sein, weil bei den letzten Angriffen der deutschen Flieger auf Belfort, wodurch beträchtlicher Schaden an einem Munitions- und Fliegerschuppen angerichtet wurde, der Flugzeugabwehrdienst Mängel aufwies.
Eine weitere Meldung besagte, dass das Arsenal auf der Rückseite stark beschädigt worden sei. Und dann soll Joffre selbst nach Belfort gekommen sein, um sich den Schaden anzusehen."
Das Fort de Roppe, nord-nordöstlich von Belfort. Damals und heute.
Diese Fort war Teil des Festungsgürtels um die Stadt. Die Kriegsbesatzung war 1914 über 1000 Mann. Seit dem 2. WK wird es nicht mehr benutzt, bleibt sich selbst überlassen und wächst langsam zu.