Célestin Adolphe Pégoud (* 13. Juni 1889 in Montferrat, Isère; † 31. August 1915 bei Petit-Croix, Territoire de Belfort) war ein französischer Flugpionier. Ihm gelang es als zweitem nach Nesterow, eine vollständige Schleife (Looping) zu fliegen. Es ist unklar, ob er vom Looping Nesterows gewusst hat oder ihn unabhängig davon ein zweites Mal erfunden hat. Im Ersten Weltkrieg diente er als Jagdpilot. Er war der erste Pilot, der wegen seiner Luftsiege als Fliegerass bezeichnet wurde

Nach Ablauf seiner Dienstzeit im Frühjahr 1913 erwarb er den Pilotenschein und wurde von Louis Blériot als Testpilot eingestellt. Am 20. August 1913 gelang ihm ein erfolgreicher Fallschirmabsprung aus einem Flugzeug, das für diesen Zweck geopfert wurde. Wenig später wurde er europaweit bekannt, weil es ihm gelang, eine vollständige Schleife - einen Looping - zu fliegen. Ein Looping gehörte ab da fest zu Pégouds Repertoire und machte aus ihm einen der ersten Starpiloten.

Dass man (im Westen) lange Zeit der Meinung war, Célestin Adolphe Pégoud habe den ersten Looping geflogen, liegt daran, dass Pégoud ein populärer Schaupilot war, während Nesterow ein unbekannter russischer Militärpilot war. Tatsächlich hat Pégoud seinen ersten Looping aber ein paar Wochen nach Nesterow gedreht. Das ist einwandfrei belegt, weil Nesterow für sein Kunststückchen von seinem Vorgesetzten disziplinarisch bestraft wurde und die militärischen Akten dieser Disziplinarstrafe noch vorhanden sind.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er eingezogen und zunächst bei der Verteidigung von Paris eingesetzt. Im April 1915 erfolgte die Versetzung nach Reims. Er errang sechs Luftsiege für die er mehrfach ausgezeichnet und in Tagesbefehlen der französischen Armee erwähnt wurde. Am 31. August 1915 kam er ums Leben, als er bei Petit-Croix nahe Belfort abgeschossen wurde.

Von Habsheim aus startete am 31. August der Unteroffizier Walter Kandulski von der Feld-Flieger-Abteilung 48 zu einem Flug in Richtung Belfort. Nahe der ehemaligen Grenze zwischen Altkirch und Belfort kam es dann zur Begegnung und zum unvermeidlichen Luftkampf, aus dem Kandulski als Sieger hervor ging. Erst später erfuhr Kandulski, wer sein Gegner war.

Am 6. September startete Kandulski wieder in die gleiche Richtung. An Bord hatte er einen Kranz mit der Inschrift:

„A Pégoud, mort en héros. Son adversaire.“ (Für Pegoud, gestorben als Held. Sein Gegner).

Er warf den Kranz über der Absturzstelle ab. Der Kranz lag lange auf dem Grabe Pégouds auf dem Belforter Friedhof und danach auf dem Heimatfriedhof von Pégoud. Sein Grab befindet sich heute auf dem Friedhof Montparnasse in Paris.

Die Absturzstelle heute

und damals.

Kameraden bergen den Leichnam an der Absturzstelle
    

Von französischer Seite wird in der "Revue „l’Illustration“ vom 4. September 1915 folgendes berichtet:

"31. August, 8:30h, Alarm. Ein deutsches Flugzeug wird über Montreux gesichtet. Sofort, ohne zu zögern und ohne Befehl fliegt Pégoud dem Gegner entgegen. Es war ein zweisitziges, stark bewaffnetes Flugzeug. Pégoud im Einsitzer, musste gleichzeitig seine Maschine steuern und schießen. Als er den Feind erreichte, verschoss er sofort einen Gurt seines MG’s. Um nachzuladen flog er eine große Kurve. Da traf ihn, in 2000 Meter Höhe, ein Schuss in die Brust und durchschlug die Aorta."

Hier noch zwei Episoden aus dem Tagebuch von Pégoud:

27. Juni 1915: Sein Fliegerkamerad Gilbert brach am 27. Juni 1915, morgens 7:30h zu einem Flug nach Friedrichshafen auf. Er hatte den Auftrag, die Hangars der Zeppelinwerke zu bombardieren. Pégoud begleitete ihn zum Schutz gegen deutsche Flieger bis östlich von Basel. Auf dem Rückflug machte Pégoud noch einige Fotos. Östlich von Altkirch wurde er „stark und präzise mit großen Kalibern“ beschossen. 

Zurück auf dem Flugplatz Fontaine bei Belfort musste er zuerst seine Maschine reparieren. Um 12:00h startete er erneut um seinen Kollegen zu suchen und auf dem Rückflug zu schützen. Pégoud flog dreimal die Strecke zwischen der Front und Basel ab, jedoch ohne Erfolg. Er litt stark an der Kälte in 3000 Meter Höhe und landete um 15:00h wieder. Der Tag ging zu Ende, kein Lebenszeichen von Gilbert, man war sehr in Sorge um ihn. Endlich am anderen Morgen kam die Nachricht, dass Gilbert wegen einer technischen Panne bei Rheinfelden (Schweiz) notlanden musste. Bei der Landung wurde sein Flugzeug beschädigt, Schweizer Soldaten nahmen ihn gefangen. Alle waren glücklich, dass Gilbert nicht in deutsche Hände fiel.

11. Juli 1915: Eine deutsche Aviatik wird in der Region Dannemarie gesichtet. Kurz danach ist das Flugzeug wieder verschwunden. Pégoud ist auf Patrouillenflug im Oberelsass, Belfort, Thann, Schweizer Grenze. Er überfliegt wieder Dannemarie und sieht von fern, aus Richtung Basel, einen schwarzen Punkt der größer wird. Bald erkennt er eine „prächtige Aviatik“. Pégoud greift die Aviatik an, nach dem zehnten Schuss brennt die feindliche Maschine. Er befindet sich über Altkirch, also über den deutschen Linien. Er steigt auf 1600 Meter und beobachtet den Absturz des deutschen Flugzeugs, welches bei Altkirch, zwischen der Eisenbahnlinie und der Stadt auf der Strasse zerschellt. Während er sehr stark beschossen wird, fliegt er nach Fontaine zurück. Die Menschenansammlung an der Absturzstelle wird lebhaft von der französischen Artillerie beschossen. Bei seiner Rückkehr herrscht große Freude in Fontaine, alle gratulieren zum Luftsieg und die Mechaniker der Schwadron schmücken sein Flugzeug. 

Pégouds Grab in Paris auf dem Friedhof Montparnasse

 

Dieses Denkmal wurde am 23. September 1917 an der Absturzstelle errichtet und am 15. Mai 1982 in die Ortsmitte von Petit-Croix versetzt.

Im Musée d’histoire in Belfort befindet sich eine Vitrine mit sehr interessanten Objekten von Pégoud:

Vitrine Pégoud

Seine Auszeichnungen:

    • Medaille Militaire
    • Croix de Guerre
    • Ritter der Ehrenlegion
    • Fünfmalige Erwähnungen in Tagesbefehlen

Trümmer von Pégouds Maschine

Steuerleinen

Pégouts Fliegerstiefel

Interessantes Detail zu den Stiefeln: Das Muster des Innenfutters trägt den Aufdruck: „Wasserdicht“. Ob er die Stiefel von einer seiner Reisen als Sturzflieger aus Deutschland mitbrachte? Er zeigte sein Können u.a. in Kaditz bei Dresden, Johannisthal, Hamburg, Puchheim Bayern, Frankfurt, Köln,  etc..

Es gab wohl 2010 eine Seite mit einer sehr umfangreiche Biografie und zahlreichen seltenen Bildern in englischer Sprache unter www.pegoud.com. Die Seite ist aber leider spurlos verschwunden.